Willi wie erwartet Kandidat der Grünen in Innsbruck
Spärlich besuchte Bezirksversammlung kürte den 64-Jährigen mit 100 Prozent Zustimmung.
Nach der Kandidatur-Bekanntgabe von Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP) für das Bürgermeisteramt in Innsbruck im April 2024 hat am Samstag auch Amtsinhaber Georg Willi (Grüne) eine Art Wahlkampffrühstart hingelegt. Willi wurde bei einer grünen Bezirksversammlung mit 100 Prozent zum Spitzen- bzw. Bürgermeisterkandidaten gewählt. In seiner Rede verzichtete Willi auf Angriffe gegen den politischen Gegner und propagierte stattdessen den Umbau zu einer "klimafitten Stadt."
Offenbar haben die Stadt-Grünen noch einiges an internem Mobilisierungsbedarf, hatten doch letztlich nur rund 36 Mitglieder den Weg in ein Veranstaltungszentrum im Westen der Landeshauptstadt gefunden. Listenerster, Urgestein und "Titelverteidiger" Willi war in seiner Rede vor allem bemüht, herauszustreichen, dass in den vergangenen Jahren keineswegs Stillstand geherrscht habe - trotz eines unter anderem wegen Corona und Ukraine-Krieges andauernden "Krisenmodus'". Und wenn, dann sei der Stillstand in erster Linie das Verschulden der anderen gewesen.
"Wir müssen Innsbruck umbauen, von einer autogerechten zu einer menschengerechten Stadt", gab der 64-jährige Willi die grüne Marschrichtung vor. Die "Klimawandelanpassung" müsse gelingen: "Um die Welt zu retten." In seiner bisherigen Amtszeit habe er nicht unbedingt "Leuchtturmprojekte" vorzuweisen, aber darum gehe es auch gar nicht. Es gehe um die Summe der Dinge, die angestoßen worden seien. "Wir haben 1.200 neue, leistbare Wohnungen übergeben können", zählte der Bürgermeister etwa auf. Auch sei es gelungen, etwa die Bogenmeile oder den Messepark neu zu beleben. Zudem seien drei große Stadtentwicklungskonzepte, auch für leistbares Wohnen, aufgesetzt worden.
"Es geht um den Umbau der Stadt", meinte Willi. Den wolle und müsse man in der kommenden Periode weiter in Angriff nehmen. Die Namen seiner Konkurrenten wie Tursky oder FPÖ-Spitzenkandidat Markus Lassenberger nahm Willi ebenso wenig in den Mund wie jenen von FI-Frontfrau, Ex-Bürgermeisterin und Willi-"Erzfeindin" Christine Oppitz-Plörer. Auch gab es keine "Abrechnung" aufgrund der Verwerfungen der vergangenen Jahre.
Einzig die voraussichtlich scheidende Stadträtin Ursula Schwarzl attestierte Oppitz-Plörer eine "toxische Melange" aus Eifersucht und Gekränktheit, die das Klima in der Stadtpolitik vergiftet hätten. Ein wenig selbstkritisch der ebenso wohl Abschied nehmende Gemeinderat Gerhard Fritz: Es sei nicht hilfreich, wenn eine Partei wie die Innsbrucker Grünen, eine "Partei mit der relativen Mehrheit, mit dem Kopf durch die Wand will - oder manchmal diesen Eindruck erweckt."
Willi hatte im Jahr 2018 die Bürgermeisterdirektwahl gegen Oppitz-Plörer gewonnen und wurde zum ersten grünen Bürgermeister einer Landeshauptstadt gewählt. Die Grünen wurden auch zur stärksten Gemeinderatsfraktion und kamen auf zehn Mandate. Doch dann begannen die politischen Turbulenzen - oder die, wie die politischen Gegner behaupten, das von Willi verschuldete Chaos. Im Jahr 2021 brach seine Viererkoalition aus Grünen, SPÖ, ÖVP und Für Innsbruck (FI) auseinander, Abwahlanträge standen auf der Tagesordnung.
Seitdem herrscht das "freie Spiel der Kräfte", mit oftmaligen Konflikten und Grabenkämpfen. Auch intern lief es nicht rund: Im Vorjahre spalteten sich drei Grün-Mandatare ab und gründeten einen eigenen Gemeinderatsklub. Und kritisierten interne Kommunikation und Führungsstil von Willi und den Seinen. Doch nun zieht der Polit-Haudegen in seine letzte Schlacht. Bei einer Gemeinderatswahl, die spannend wird wie selten zuvor.
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