In den vergangenen Jahren wurde die Bereitstellung von leistbarem Wohnraum in Tirol durch unterschiedliche Umstände zunehmend erschwert – darunter steigende Grundstückspreise und Baukosten. Zudem ist der Tiroler Siedlungsraum durch die Topografie und das begrenzte Angebot an Boden beschränkt.
Um auf diese Herausforderungen zu reagieren, wurde in der Regierungssitzung am Dienstag, 26. September, die im Koalitionsprogramm vorgesehene Wohnbedarfsstudie in Kooperation mit der Universität Innsbruck in Auftrag gegeben. Diese soll den Fokus auf den gegenwärtigen und zukünftigen Wohnbedarf in den Tiroler Regionen und Gemeinden legen.
„So können wir sicherstellen, dass wir den vielfältigen Wohnbedürfnissen und unterschiedlichen Lebensrealitäten der Tiroler:innen gerecht werden und nicht am Bedarf 'vorbei bauen'. Auf Basis des künftig vorliegenden Datenmaterials können zielgerichtet Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, beispielsweise neue Wohnformen in bestimmten Regionen. Je detaillierter der Ist-Zustand, desto besser können wir auf den Soll-Zustand hinarbeiten“, erklärt der zuständige Landesrat Georg Dornauer (SPÖ). Für die Studie werden 77.500 Euro bereitgestellt.
Im Rahmen der Studie wird durch die Auswertung und Fortschreibung demografischer Daten sowie Gebäude- und Wohnungsstatistiken der aktuelle und zukünftige Wohnbedarf aufgeschlüsselt. Eingegangen wird dabei auf die aktuellen Herausforderungen auf dem Tiroler Wohnungsmarkt sowie die Veränderung des Angebots und der Nachfrage in den vergangenen Jahren.
Teil der Studie ist zudem eine Analyse der Wohnbedürfnisse vulnerabler Gruppen – darunter hochbetagte Personen, Zuwanderer:innen, Studierende sowie Personen mit Behinderung. Gleichzeitig soll ein Überblick über neue und innovative Wohnformen, etwa altersgerechtes Wohnen, selbstorganisiertes Wohnen oder de-institutionalisiertes Wohnen gegeben werden.
In Tirol wurden in den vergangenen Jahren durchschnittlich 7.000 Wohnungen pro Jahr neu errichtet. Das liegt laut Auskunft des Landes über dem aktuellen Bedarf. „Für die Gemeinden und die Planungsverbände soll die Wohnbedarfsstudie Richtschnur und Planungsinstrument sein, um bedarfsgerecht Flächen für den geförderten und damit leistbaren Wohnbau zur Verfügung zu stellen“, so Raumordnungsreferent Josef Geisler (ÖVP).
Abseits davon kristallisiere sich immer deutlicher heraus, dass die Grundpreise „nur ein Teil der Miete“ sind. „Die Baukosten machen im geförderten Wohnbau durchschnittlich 85 Prozent der Gesamtkosten aus. Auch hier werden wir ganz genau hinschauen müssen“, sieht Geisler weiteren Handlungsbedarf.
Die Studie soll am 1. Oktober 2023 starten und bis Ende September 2024 abgeschlossen sein. Die SPÖ-Wohnbausprecherin und Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik betonte, dass sich die Wohnsituation „von Gemeinde zu Gemeinde“ unterscheide. „Deshalb ist bei der Wohnbedarfsstudie neben dem Gesamtüberblick gerade die Analyse von lokalen Besonderheiten so wichtig“, sagte sie. Auch die Mobilisierung von über 300 Hektar an gewidmetem Bauland in Tirol werde ein Thema sein.
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