Gerber fordert Hörl: Kampf um die Macht im Wirtschaftsbund
Der Wirtschaftslandesrat will gegen den Liftkaiser in den Ring steigen. Walser favorisiert Hardliner Hörl.
In Tirols ÖVP-Wirtschaftsbund zeichnet sich ein Machtkampf ab. Wirtschaftslandesrat Mario Gerber will für die Obmannschaft kandidieren, sollte der bisherige Chef, Abg. und Seilbahnen-Obmann Franz Hörl, im kommenden Jahr wieder antreten. Dies machte Gerber gegenüber der APA klar und bestätigte einen Bericht des ORF Tirol. Er wolle einen "Generationenwechsel". Hörl will aber weiter machen, er sei "bereit" und könne die "Truppe am besten zusammenhalten", wie er zur APA meinte.
Am Montagabend steht eine Sitzung der Landesleitung des Wirtschaftsbundes an, bei der es offiziell eigentlich noch gar nicht um die Führungsfrage gehen sollte. Diese scheint aber jetzt doch virulent zu sein. Schließlich hatte die "Tiroler Tageszeitung" ursprünglich berichtet, dass Hörl nächstes Jahr wieder für den Nationalrat kandidieren wolle. Und dafür ist die Machtposition Wirtschaftsbundobmann nicht unwesentlich.
Er habe überhaupt nichts dagegen, wenn Hörl wieder in den Nationalrat einzieht, betonte Gerber Montagnachmittag. Aber er sei überrascht, dass sich der 66-jährige Zillertaler offenbar Anfang kommenden Jahres erneut als Wirtschaftsbundobmann der Wahl stellt. "Er hat mehrfach angekündigt, dass zwei Perioden als Obmann reichen und er dann nicht mehr antreten wird", meinte der Wirtschaftslandesrat. Sollte dies jetzt doch anders sein, dann werde er gegen Hörl antreten, machte Gerber klar. Der Seilbahnen-Obmann habe eine "sensationelle Arbeit" geleistet und den Bund hervorragend aufgestellt, beeilte sich der 42-Jährige zu betonen: "Ich werde über Franz Hörl immer nur Gutes sagen können." Aber es brauche einen Wechsel. Und sollte es tatsächlich zu einer Kampfabstimmung kommen, sehe er auch kein großes Problem: "Das muss ein starker Bund aushalten können."
Der wortgewaltige und weit über die Tiroler Landesgrenzen hinaus bekannte Hörl will aber nicht so leicht kleinbeigeben. Auch er hätte "kein Problem" mit einer Kampfabstimmung, schließlich habe er selbst 2016 in einer solchen gegen den damals amtierenden Obmann Jürgen Bodenseer gewonnen. Es sei immer klar gemacht worden, auch und vor allem von Gerber, dass er, Hörl, Obmann bleibe, solange er ein politisches Mandat inne habe, erinnerte der Nationalratsabgeordnete gegenüber der APA. Und dies sei ja zweifelsohne der Fall. Er habe den Wirtschaftsbund in die Spur gebracht, dieser stehe hervorragend und kraftvoll da und sei auch finanziell bestens aufgestellt, rührte Hörl schon einmal die Werbetrommel für die Wiederwahl.
ÖVP-Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser hat Hörl schon einmal hinter sich: "So stark wie der Wirtschaftsbund jetzt ist, war er noch nie. Das ist Franz Hörl zu verdanken. Er hat seine Arbeit gut gemacht. Für mich ist ein offener Konflikt ausgeschlossen. Eine Kampfabstimmung ist falsch, weil wir uns damit schwächen und nicht stärken", richtete dieser Gerber aus.
11 Postings
Die Lobeshymnen, die da gegenseitig vorgetragen werden, sind zumindest bemerkenswert: "sensationelle Arbeit" bietet da auch einen gewissen Deutungsspielraum: Könnte ja auch "sensationell daneben" sein, je nach Standpunkt und Sichtweise: Tourismus-Exzess in "seinem" Gerlos, Erschließungswahn der Seilbahner, Wasserstoff für die Zillertalbahn, ...
Was den Herrn im Wirtschaftsbund zugestanden werden muss: Sie schaffen es immer wieder, die Politik in Tirol (und Österreich) weit über den eigenen Stimmenanteil an der Gesamtbevölkerung zu beeinflussen. Dies unter anderem deshalb, weil sie es immer wieder schaffen, den für sie arbeitenden "Normalbürger*innen" ein X für ein U vorzumachen. (Achtung an alle: Die Wirtschafts(bund)vertreter sind jetzt anlässlich der gerade beginnenden HERBSTLOHNRUNDE grad wieder voll dabei!)
Außerdem ist es natürlich einfacher, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, wenn größere Teile der Medienlandschaft (dolomitenstadt.at ausdrücklich ausgenommen) auf der eigenen Seite stehen, weil z. B. manche Menschen aus den Chefetagen beim eigenen Verein sind - oder gar bei der der eigenen Familie ...
Dort, wo die Familienbande nicht stark genug sind, gibt es dann immer noch den in Österreich weit verbreiteten Ansatz, mithilfe von Inseraten Politik zu machen. Über Inserate soll man sich vom Ländle im Westen bis in die Bundeshauptstadt auf jeden Fall "gewogene Berichterstattung" kaufen können. Teilweise soll da auch noch deutlich mehr gehen, wenn der eigene Verein Medieninhaber, politisch Zuständiger und Förderstelle in Funktionsunion ist ...
@miraculix, die "Neue Normalität" ist wohl darin zu sehen, wie man am besten sein volk ausmelkt und sich nach der "gewogenen berichterstattung" als melker zu den ausgemolkenen zählt.
also bitte, ihr sehts das alle völlig falsch....der Hörl gilt als leuchtendes Beispiel dafür, in der Pension weiterzuarbeiten, oder so ähnlich.....
Zwangsmitglied Die Övp Behauptet ja immer die Wirtschaftskammer hat nichts mit ÖVP zu tun.Nun offensichtlicher wie das Beispiel Hörl zeigt geht es wohl nicht mehr. Wenn die Zwangsmitgliedschaft beseitigt wird dann ist es mir fast egal wer da Obmann ist. Aber momentan sieht es so aus dass die Zwangsmitgliedschaft weiter bestehen bleibt.Daher wünsche ich mir einen lntegren Menschen als Obmann der Wk Tirol
Der Wirtschaftsbund bietet für seine Funktionäre die Basis für den Sprung in die Hohe Politik und zu lukrativen Aufsichtsrats- und Direktorenposten in Landes- und Bundesgesellschaften. Beispiel: Frau Hysek-Unterweger - Vize-Aufsichtsratschefin bei der Tiwag. Wie gehts weiter?
Jaja, ein wahnsinnig wichtiger Verein, dieser Wirtschaftsbund!!! Aus Sicht der Funktionäre.
Hörl will in Tirol als Wirtschaftsbund-Obmann kandidieren und überdies auch bei den NR-Wahlen 2024 antreten, um wieder in den Nationalrat einzuziehen. Hoffentlich bleibt uns, dem Volk, beides erspart!
Gerber vergisst nicht - obwohl er gegen Hörl antritt - von Lobeshymen in arabischer Art über Hörl zu sprechen, nämlich von "sensationelle Arbeit". Hörl im Zusammenhang mit "sensationeller Arbeit" zu bringen, grenzt an Zynismus und ist mehr als makaber!!! Und Walser spielt ein durchschaubares Spiel. Er hätte den Job als Wirtschaftsbundobmann selbst gerne und ist Gerber darum neidisch.
Wie schwer fällt es einen solchen Machtmenschen wie Hörl, immerhin mit 67 Jahren, loszulassen? Loslassen vom Machtstreben eines ÖVP-Granden und Partei-Patriarchen! Hat er im Leben nichts, was ihn sonst erfreuen kann. Denn die Gier auf die stattlichen monatlichen Bezüge, wird es in seinem pensionsreifen Alter wohl nicht sein?
hallo chronos, heute hast du einen besonders guten tag zum formulieren. auf den punkt gebracht!
@chronos: Sieh es, wie in Arbeits-/Dienstzeugnissen: 'Er/sie kam immer pünktlich zur Arbeit' = war immer zu spät. 'Sensationelle Arbeit =...........!!
Könnte man bitte den Walser gleich mit austauschen!
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