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Unberührte Naturlandschaft? Ein Privatunternehmer will mit einem Kraftwerk am Debantbach Gewinne an Land ziehen. Foto: Ramona Waldner

Unberührte Naturlandschaft? Ein Privatunternehmer will mit einem Kraftwerk am Debantbach Gewinne an Land ziehen. Foto: Ramona Waldner

Neuer Vorstoß für ein Kraftwerk im Debanttal

Theurl Leimholz holt für das umstrittene Vorhaben die AAE und die beiden Standortgemeinden ins Boot.

Was vor Jahren bereits gescheitert ist, soll nun doch noch Realität werden. Vor 15 Jahren versuchte der Unternehmer Michael Theurl von der Theurl Leimholz GmbH zum ersten Mal, ein Kraftwerk im Debanttal zu errichten. Ihm blies jedoch stürmischer Gegenwind ins Gesicht – von Grundeigentümern und den beiden Standortgemeinden Dölsach und Nußdorf-Debant. Schlussendlich wurde das Projekt aus wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen auf Eis gelegt.

Aufgewärmt wurde die Causa in den jüngsten Gemeinderatssitzungen der beiden Gemeinden. Mit der Alpen-Adria Wasserkraft GmbH (AAE) aus Kötschach-Mauthen hat Theurl einen Partner an Land gezogen, um einen neuen Versuch zu wagen. Diesmal will er jedoch die Gemeinden ins Boot holen und an einem Strang ziehen. „Er hat erkannt, dass das öffentliche Interesse in diversen Verfahren von Vorteil sein kann“, so der Debanter Bürgermeister, Andreas Pfurner.

Dölsach und Nußdorf-Debant wurde daher angeboten, sich jeweils mit 22,225 Prozent am geplanten Kraftwerk zu beteiligen. Vergangene Woche fassten die Gemeinden einen Grundsatzbeschluss für die weitere energetische Nutzung des Debantbaches. In Nußdorf-Debant stimmten 14 Gemeinderäte dafür und einer dagegen, in Dölsach fiel die Abstimmung mit 10:3 positiv aus.

Nun soll ein Optionsvertrag errichtet werden, der den beiden Gemeinden das Recht einräumt, in die noch zu gründende KW-Debant GmbH einzutreten, die das Kraftwerk errichten und betreiben soll. Laut Pfurner soll die Bevölkerung „finanziell vom erwarteten wirtschaftlichen Erfolg profitieren.“

Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen der AAE für das Debanttal-Kraftwerk. Foto: Gemeinde Nußdorf-Debant

Zur Erreichung der österreichischen Klimaziele brauche es auch den Ausbau der Wasserkraft. „Wir bekennen uns daher zur weiteren Wasserkraftnutzung“, erklärt Pfurner das Einlenken der Gemeinden. Schon jetzt gibt es am Debantbach insgesamt drei Wasserkraftwerke – jenes von Andreas Klocker sowie zwei Anlagen der TIWAG.

Das von Theurl und der AAE geplante Projekt soll eine Oberstufe zu den beiden bestehenden TIWAG-Kraftwerken darstellen. Das Kraftwerkshaus samt Turbine soll auf Höhe der Debanttal-Säge stehen, die Wasserfassung von rund 1.800 Litern pro Sekunde würde im Bereich der Talsperre erfolgen. Über eine 3,6 Kilometer lange Druckrohrleitung würde das Wasser Richtung Turbine fließen.

Laut den Plänen liegt das Kraftwerk außerhalb des Nationalparkgebietes. „Die Projektwerber wollen eine ausreichend große Restwassermenge und eine möglichst schonende Bauweise garantieren“, erklärt Pfurner. Bedingung der beiden Gemeinden sei, „dass die Ökologie des Debantbaches im betroffenen Bereich nicht zerstört wird und der Erlebniswert weitgehend erhalten bleibt.“ Außerdem müsse das Kraftwerk gewinnbringend sein.

„Wasser- und naturschutzrechtlich ist das eine umstrittene Geschichte.“

Bürgermeister Andreas Pfurner

Letztendlich wird sich aber erst im naturschutzrechtlichen Verfahren zeigen, ob mit dem ausgearbeiteten Projekt alle notwendigen Para­meter eingehalten werden können. „Dies gilt es abzuwarten. Wasser- und naturschutzrechtlich ist das eine umstrittene Geschichte“, so Pfurner. Ähnlich äußert sich Projektwerber Michael Theurl: „Da ist alles offen.“ Versuchen will er es trotzdem.

Ein Eintritt der Gemeinden in die GmbH für das Kraftwerk würde jedenfalls erst nach dem Vorliegen aller Bewilligungen für das Kraftwerk erfolgen, um in der Planungs- und Bewilligungsphase keine finanziellen Risiken einzugehen. Die unsichere Rechtslage sei laut Pfurner auch der Grund, weshalb ein Privater und nicht etwa eine Gemeinde das Vorhaben forciert.

„Hier besteht definitiv ein Bewilligungsrisiko. Die Projektierung und etwaige Verfahren zur Genehmigung werden rund ein bis zwei Millionen Euro verschlingen. Da würden uns die Leute geißeln, wenn wir das machen und es schiefgeht“, sagt Pfurner. Laut dem Dölsacher Bürgermeister Martin Mayerl würde die Anlage pro Jahr ungefähr so viel Strom erzeugen, wie die rund 2.800 Privathaushalte der beiden Gemeinden verbrauchen.

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16 Postings

isnitwahr
vor einem Jahr

ich habe mir das Ganze jetzt noch einmal zu Gemüte geführt. Der Dölsacher Bgm. Mayerl gibt an, dass die neue Anlage dann pro Jahr so viel Strom erzeugt, wie ca. 2800 Haushalte verbrauchen! Und wieviel verbraucht davon der Theurl? Da bleibt dann nimmer viel übrig schätze ich und ich kann mir beim allerbesten Willen den Herrn Theurl nicht als barmherzigen Samariter vorstellen, der liebenswürdier Weise den Gemeinden bei der Stromzuteilung den Vortritt lässt!!! Und damals, als es Theurl das 1. Mal versuchte stimmten, soweit ich mich erinnern kann, die Mehrheit der Grundbesitzer, der Gemeindebürger und deshalb auch die Gemeindevorstände gegen den Plan dieses katastrophale Umweltverbrechens des Herrn Theurl und es hieß damals nicht, dass es auf Eis gelegt wird, es hieß dass es vom Tisch wäre. Wenn das durchgeht, dann ist echt Hopfen und Malz verloren, damit wäre das wunderschöne Debanttal ein für allemal verloren, ganz abgesehen von der Frage, wie lange der Debantbach noch Wasser führen wird.

 
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    Senf
    vor einem Jahr

    @isnitwahr, der herr landtagsabgeordnete und bürgermeister kann da ja nicht nein sagen. das tut er gewiss nicht in der verantwortung als zuständiger für umwelt- und naturschutz, klima und nachhaltigkeit und als mitglied des nationalparkkommites. nein, er muss vermutlich in erster linie seinen parteifreunden aufwarten und das wird wohl hoffentlich "nachhaltig" genug sein.

    muss ein gebirgsbach in der nationalparkgemeinde dölsach (?) und nussdorf nun tatsächlich ein drittes mal angepatzt werden, sind denn die hälse immer noch nicht voll? ja was ist denn das für eine denkweise? tss!

     
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Village Pizza
vor einem Jahr

Eins muss man dem Michael Theurl lassen - hartnäckig ist er.

 
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Burgi
vor einem Jahr

Jaja, die Klimaziele müssen für dieses, mit Recht, mehr als umstrittene Vorhaben herhalten! Bei anderen Klimaschutzmaßnahmen ist man seitens der Bürgermeister alles andere als beflissen, diese umzusetzen, wie z.B. beim Bodenschutz. Hier wird fleißig möglichst viel verbaut, obwohl Bodenschutz, laut Klimaexperten, einer der wichtigsten Pfeiler im Kampf gegen die Klimakrise ist! Kohle machen ist einfach wichtiger, als die Lebensgrundlagen unserer Kinder zu erhalten! Gilt natürlich auch für die letzten naturnahen Flussabschnitte!

 
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Vlad Tepes
vor einem Jahr

Das Projekt ist umstritten, hört man sich in Kötschach- Mauthen um, ist die AEE auch umstritten. Der Theurl verdient sich mit dem Käferholz aus dem Debanttal d. u. d.....der Holzpreis für Waldbesitzer ist im Keller, die Sagler werden reich und reicher......und jetzt noch das (äusserst Fragwürdige) Wasserkraftpotential ausnützen...mit seinen 2 loyalen Erfüllungsgehilfen....der Mayerl hat sich, als die Gemnova- Pleite bereits absehbar war und der Strompreis für die Gemeinden zu hoch wurde sofort mit der AEE ins Bett gelegt....sieht aus nach einer Packelei erster Güte.

 
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isnitwahr
vor einem Jahr

ich kann nur hoffen und beten, dass das nicht durchgeht und auch die Grundbesitzer und die Einwohner der beiden Gemeinden da nicht mitspielen. Ich bin wirklich entsetzt, dass die beiden Bürgermeister da mitmachen und einen Teil unserer schönen Heimatgemeinden "verkaufen" wollen, das ist widerlich. In den beiden Sonnengemeinden gibts mehr als genug Dächer für alternative Stromerzeugung. Stellt euch vor, wenn da drin die Bagger auffahren um alles umzugraben, einfach nur furchtbar. Meine Herren und Damen in den Gemeindestuben - habt ihr denn überhaupt keine Moral und keinen Respekt vor der Natur mehr? Das Ganze werden nicht erst unsere Kinder ausbaden müssen, bei dem Tempo der Naturzerstörung, die wir an Tag legen, trifft es auch uns noch mit voller Härte uns dann ist's keiner gewesen......

 
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Senf
vor einem Jahr

der privaten nutzung von öffentlichen gut muss endliche ein ende gesetzt werden, weshalb das wasserrecht nur einer öffentlichen körperschaft übertragend werden darf. das geschäftemachen auf privater ebene muss endlich aufhören! die bundespolitik wäre längst verpflichtet, wasserwirtschaftliche rahmenpläne mit einer koordienierten vorgehensweise zur möglichen nutzung oder auch ablehnung dieses gemeingutes festzulegen, denn derzeit wird nach gutwill einzelner an den bächen und flüssen naturschädigend herumgemurkst. drei kleinwasserkraftwerke an einer einzigen bachstrecke - was soll das!

vielleicht sollte paralell für den debantbach eine gesamtstudie erstellt werden, die alle drei anlagen zu einer ausbeuterisch maximalen und daher wirtschaftliche bevorzugte variante unter berücksichtigung aller naturschutzbelange (auch nationalpark-region) zusammenführt, anstatt den bach dreimal anzupatzen und herumzustreiten. die alte tiwaganlage aus dem jahre 1909 hat längst ausgedient, auch wenn zwischenzeitlich einige adaptierungen erfolgt sind.

dass die gemeinde nussdorf-debant die vorplanungskosten für das bewilligungsverfahren nicht stemmen kann, weil ein verfahrensausgang auch ein nein sein kann, ist wohl eine der billigsten ausreden, denn projektstudien und verfahrenskosten fallen bei jeden vorhaben an, sogar bei feuerwehrhallen. das gehört zum unternehmersrisiko! glauben die beiden herrn bürgermeister nun tatsächlich, dass diese kosten im falle einer ablehnung so mir nichts-dir nichts vom dritten im boot großzügigerweise übernommen werden?

der herr bürgermeister und und besonders sein kollege der herr abgeordnete wären auch gut beraten sich zu informieren, was rest- und dotationswasser heisst, bevor sie diese wörter in den mund nehmen!

 
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    ruhigblut
    vor einem Jahr

    👍

     
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hinter dem vorhang
vor einem Jahr

auch heute ist kein geld da ...

 
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PdL
vor einem Jahr

Ausgesprochen bedenklich, wenn hochrangiges Allgemeingut an Privatpersonen verscherbelt wird.

Ich verstehe es nicht, dass man dem zustimmen kann.

Ähnlich wie ich es fragwürdig empfinde, wenn Seegrundstücke an Superreiche verhökert werden, so dass Privatpersonen gar keinen Zugang mehr haben, so ist es absolut unverantwortlich, Wasserrechte an Firmen abzugeben.

Sonst geben sich die Tiroler stets patriotisch und dann verkaufen sie ihr Land - beschämend.

 
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    miraculix
    vor einem Jahr

    Sehr gut auf den Punkt gebracht, @PdL! Mit Patriotismus fängt es an, dann ist der Weg nicht mehr weit zum Nationalismus und wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, hört und sieht so maches Anzeichen, dass es auch beim Nationalismus nicht bleiben könnte.

    Leider scheint nur ein sehr kleiner Teil der Österreicher*innen eine Idee davon zu haben, was im zehnten Jahrzehnt vor heute ( 1923-1933) Schritt für Schritt scheinbar ganz logisch abgelaufen ist, sonst müssten heute viel mehr Menschen allergisch reagieren auf die "neue Normalität", "soziale Heimatparteien", "die, die für euch sind", ganz zu schweigen von absoluter Intoleranz gegen alles, was nicht zu mindestens 98% der eigenen Denke entspricht!

     
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manchmalgottseidankexilosttiroler
vor einem Jahr

Es gibt auch in Osttirol noch welche, die den Hals nicht vollkriegen können.

 
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Pand
vor einem Jahr

Sollte das Projekt wirklich so "lukrativ" sein wie dargestellt, dann sollten die beiden Gemeinden es selber durchziehen (und in öffentlicher Hand halten) - wüsste nicht, wozu es da einen weiteren Nutzniesser bedarf. Wäre zudem gut zu überlegen, ob den Gemeinden der Eingriff in (den ohnedies schon "gestressten") Bach, das wirklich wert ist?!

 
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    Her Anonym
    vor einem Jahr

    Wenn man sich informiert hätte würde man wissen das kein Geld damals da war.

     
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    ruhigblut
    vor einem Jahr

    ...seh ich genauso.......warum wird hier nicht selbst gebaut für die Bevölkerung.....ich denke mal Theurl hat seit der Energiekrise schon genug profitiert. Und sich mit einem "angeblichen" Bewilligungsrisiko elegant aus der Verantwortung ziehen zu wollen, ist wieder mal typisch. Sind Herr Pfurner und Herr Mayerl Volksvertreter oder Wirtschaftslobbyisten? ....

     
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      Pand
      vor einem Jahr

      ...berechtigte Fragen 😎😉

       
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