Mit dem Beschwören von Stabilität und Sicherheit im Land sowie der Mobilisierung der eigenen Funktionärsbasis ist die regierende Südtiroler Volkspartei (SVP) am Samstag in Völs am Schlern in die heiße Wahlkampfphase für die Landtagswahl am 22. Oktober gestartet. "Es steht ganz viel auf dem Spiel. Es steht Spitz auf Knopf", rief Spitzenkandidat und LH Arno Kompatscher rund 200 Getreuen auf dem Festplatz seiner Heimatgemeinde zu.
Die Biertische waren vor der malerischer Bergkulisse in dem ebenso malerischen Ort nahe Bozen, in dem Kompatscher einst Bürgermeister war, gut gefüllt. Von einem Massenauflauf war der SVP-Auftakt aber weit entfernt. Und das war offenbar gewollt. "Wir wollten bewusst keine Hallo-Galli-Veranstaltung", machte Kompatscher, die Ärmel nach oben gekrempelt, gleich zu Beginn seiner 20-minütigen Rede klar. Es war eine klassische Parteimotivationsveranstaltung nach innen, spätestens ab nun sollen die Funktionäre der Sammelpartei ausschwärmen ins ganze Land.
In den Umfrage liegt man konstant deutlich unter 40 Prozent - nach 41,9 Prozent bei der Landtagswahl 2018. Der geschasste Ex-Landesrat und Parteiurgestein Thomas Widmann tritt mit einer eigenen Liste an. Zudem kämpft man mit der allgemein grassierenden Unzufriedenheit über die Regierenden in der Politik.
In puncto Bruttoinlandsprodukt wären wir in Österreich der Erste, in Italien sowieso.
Arno Kompatscher, Südtiroler Landeshauptmann
In seiner Rede beschwor Kompatscher den Südtiroler Weg - und einen SVP-Wahlerfolg. "Wir packen das, wir schaffen das", erklärte er. Es gelte nicht mehr und nicht weniger als das Erfolgsmodell Südtirol zu bewahren, das "Modell für Europa", für das man international beneidet werde: "Nur ein gutes Wahlergebnis für die SVP ist gut für Südtirol."
"Wir brauchen uns für nichts entschuldigen. Wir werden im Wahlkampf sagen, was gut ist bei uns. Wir brauchen keine Polemiken, werden keine populistischen Ansagen treffen. Wir sind eine seriöse, staatstragende Partei", gab der 52-Jährige, der das letzte Mal ins Rennen geht und Südtirol seit 2014 regiert, die Marschrichtung vor. Und dass Südtirol "gut dasteht", daran hat Kompatscher naturgemäß keinen Zweifel: Keine Landflucht, eine funktionierende Infrastruktur bis in die kleinsten Orte, starke Wirtschaft, starker Tourismus: "In puncto Bruttoinlandsprodukt wären wir in Österreich der Erste, in Italien sowieso."
Gleichzeitig dürfe man aber auch Probleme nicht negieren - etwa bei Wohnen, Gesundheit oder Verkehr. Nicht alles sei gelungen. Ein derzeit heiß diskutiertes "Abschiebezentrum" verteidigte Kompatscher. Dies brauche es für "lokale Gegebenheiten" bzw. nur für "Leute, die eine Gefahr für Sicherheit und Ordnung sind." Gewalttäter hätten keinen Platz, sonst aber gelte in Sachen Migration: "Wer bei uns ist und sich an die Regeln hält, hat eine Chance."
Auf prozentuelle Wahlziele, Koalitionen - derzeit regiert er mit der Lega - nahm Kompatscher am Samstag - ebenso wenig überraschend - nicht Bezug. Auch Ex-Parteifreund Widmann blieb außen vor. Man wollte vor allem Verantwortungsbewusstsein und Gemeinschaftsgeist signalisieren. "Wir arbeiten für Südtirol" - das ist der zentrale SVP-Wahlslogan und der Titel des Wahlprogrammes, das zuvor einstimmig abgesegnet worden war. Nun müsse man dafür werben und rennen.
Die "Einpeitscher" für den Landeshauptmann gaben SVP-Obmann Philipp Achammer und Tirols ÖVP-Landeschef Anton Mattle. "Mit Sicherheit und Gott sei Dank bist du auch in den kommenden fünf Jahren unser Landeshauptmann", zeigte sich Achammer in Richtung Kompatscher überzeugt. Südtirol brauche "größtmögliche Sicherheit in jeder Hinsicht." Dies garantiere nur die SVP. Hier Stabilität und Sicherheit - dort, angesichts der Vielzahl der kandidierenden Listen (15 neben der SVP), das potenzielle Chaos. Das war Achammers Botschaft. "Keine Experimente", rief er den Anhängern und Sympathisanten entgegen.
Mattle strich vor allem Kompatschers Vorzüge heraus: "Er ist ein Mensch mit ganz großem Charisma. Ganz großer Ausstrahlung." Der Landeshauptmann repräsentiere die autonome Provinz "auf eine dermaßen sympathische Art und Weise" - da müsse die Wahl doch leicht fallen, legte der Nordtiroler Amtskollege den Südtirolern Kompatscher wärmstens ans Herz. Leicht sei es hingegen derzeit generell nicht angesichts des politischen Klimas, meinte der Landeschef: "Wir leben, bei allen Problemen, auf höchstem Niveau. Doch auf diesem höchsten Niveau Zufriedenheit zu erreichen, ist schwierig."
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