Der diesjährige Sommer ist für die Tiroler Almbauern deutlich glimpflicher ausgegangen als im Jahr zuvor. Während im Jahr 2022 413 Nutztiere von Wolf, Bär oder Goldschakal getötet wurden, waren es heuer bisher 183. 134 Schafe wurden von Wölfen gerissen. LHStv. Josef Geisler (ÖVP) führte dies am Mittwoch bei einer Pressekonferenz auf die erlassenen Abschussverordnungen zurück.
„Aufgrund dieser Verordnungen sind nämlich dutzende Jäger im Land unterwegs und die Wölfe ziehen sich deshalb zurück“, erklärte Geisler, der für Land- und Forstwirtschaft ressortzuständig ist, in Landeck. Bisher wurden drei Wölfe in Tirol erschossen, einer wurde überfahren. Insgesamt wurden nach dem rechtlich umstrittenen, neuen Regelwerk 16 Abschuss-Verordnungen erlassen.
Klar sei jedenfalls, dass es eine EU-weite Vorgehensweise in Sachen Wolf brauche, so Geisler: „Von Seiten des Landes Tirol haben wir jetzt alle Möglichkeiten ausgereizt.“ Unabhängig davon gab es im heurigen Sommer drei Pilotalmprojekte mit Herdenschutz, für die das Land rund 430.000 Euro in die Hand genommen hat.
Neben den Kosten für Hirt:innen und Hunde schlagen sich vor allem die Kosten für zusätzlich notwendige Hirtenunterkünfte zu Buche. 114 Euro pro Schaf betrugen die Kosten für Herdenschutz mit gelenkter Weideführung in der Almsaison 2022. Die Abrechnung für 2023 liegt noch nicht vor. Die Erlöse für ein Lamm liegen bei durchschnittlich 130 Euro, für ein Zuchtschaf bei 460 Euro.
Auf den drei Projektalmen waren im heurigen Jahr sechs HirtInnen und sieben Hütehunde im Einsatz. Auf der Verwall Alm kamen heuer zudem erstmals zwei Herdenschutzhunde zum Einsatz. „Bei den derzeit drei Projektalmen investieren wir beispielsweise in eine gelenkte Weideführung, ständige Behirtung sowie in wolfsabweisend eingezäunte Übernachtungsplätze“, berichtete Geisler.
Dieser wichtige Mosaikstein im Umgang mit großen Beutegreifern sei aufgrund der Lage nicht beliebig auf alle Tiroler Almen übertragbar, aber „bei rund 50 Prozent machbar“. Das Land zweifelt jedoch daran, ob man auch das dafür notwendige Personal finden würde: „Der Fachkräftemangel spielt auch in diesem Bereich eine große Rolle.“
Ein positives Resümee zogen die ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesenden Obmänner der drei Pilotalmen an. „Es ist nicht ganz einfach, aber die Hirten und Hunde arbeiten gut“, gab sich Robert Hueber von der Alminteressensgemeinschaft Spisser Schafberg dennoch optimistisch. Josef Gitterle, Obmann der Heuberg Alm, zeigte sich – wie auch die Verantwortlichen der Verwall Alm – zufrieden: „Der Sommer verlief gut.“
Die von Geisler als wichtiger Beitrag zum tirolweiten „Wolfsmanagement“ bezeichnete Verordnungs-Regelung ist höchst umstritten. Von Experten wurde etwa die Rechtmäßigkeit der gewählten Vorgangsweise in Zweifel gezogen. Die beiden an der Uni Innsbruck lehrenden Europarechtler Walter Obwexer und Peter Hilpold hatten diese gegenüber der APA als „eindeutig EU-rechtswidrig“ bezeichnet. Auch die Tiroler Koalitionäre selbst sprachen von einem „juristischen Grenzgang“.
8 Postings
Durch die unbürokratische Entnahme von Problemwölfen, konnte in dieser Weidesaison die Wirksamkeit der Abschüsse anhand der niedrigeren Risszahlen gegenüber dem Vorjahr belegt werden.
Damit die Projektalmen auch weiterhin "positiv" Bilanz ziehen können kommt man also zum Schluss, dass der Wolfsbestand in Weidegebieten möglichst klein gehalten werden muss.
Ihre Schlussfolgerungen sind eher Wunschdenken als Logik. Natürlich ist Träumen nicht verboten ... Wie sollen sich Ihrer Meinung nach Abschüsse von Wölfen in Osttirol auf Projektalmen im Bezirk Landeck auswirken (die im Bericht erwähnte "Verwallalm" und der "Spisser Schafberg" dürften dort liegen ...)
Dass die Lage der Projektalmen nicht klar genannt wird, spricht auch Bände - Rückschlüsse sollen schließlich nur Berufene ziehen können - wo kämen wir denn hin, wenn jede(r) das augrund transparenter Infos könnte ...
Aber immerhin: Bei Herrn LR Geisler gab es eine überraschende Erkenntnis. Bisher war ja Herdenschutz in Tirol absolut unvorstellbar - unmöglich, und überhaupt! Jetzt wären die guten Erfahrungen mit den Projektalmen plötzlich doch bei rund 50% der Almen machbar. Vielleicht dauert es jetzt gar nicht mehr so lange, bis es noch weit mehr werden!
Gott sei Dank kriegen die Hunde ihre Chance; dann wird es in weiterer Folge auch preislich günstiger werden, sobald das Zusammenspiel funktioniert, ein Glück für alle! Und im übrigen hörte ich vor kurzem die Geschichte vom zurückgebliebenen Lamm beim Abtrieb auf einer Alm in Lienzer Nähe, die Halter fanden die Suche danach nit wert, obwohl es Wanderer lokalisierten
Ich freue mich schon, wenn ich irgendwann beim Wandern plötzlich vor den viel gelobten Herdenschutzhunden stehe !
Es werden sicher mehr "Wanderer" von Kühen als von Herdenhunden verletzt. Außerdem ganz sicher mehr "Zivilisten" von Haushunden gebissen (Ich weiß schon dass es mehr Haushunde als Herdenhunde gibt - das allein aber sollte zu denken geben). Außerdem fallen mehr "Bergsteiger" aus den Wänden als von Herdenhunden angefallen werden. Also bitte die Relationen beachten.
Wenn der Herdenschutz mit den viel gelobten Herdenschutzhunden funktioniert, wird sich das Wandern ziemlich aufhören.
Hier mehr Infos dazu... https://youtu.be/QII_0bmkZzo?si=nCqhzFZNj-6jA-Jl
Na bitte, geht ja. Weiter so! Herdenschutz wird nach dem erwartbaren Ende der EU-rechtswidrigen Abschussverordnungen wichtiger denn je. Schön, dass es dazu auch bei uns gute Beispiele gibt.
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