Der Tiroler Gemeindeverband kommt nicht zur Ruhe. Er steht nach dem Millionen-Debakel der Tochterfirma GemNova, das Verbandspräsident Ernst Schöpf seinen Posten gekostet hat, vor einer ungewissen Zukunft. Millionenschulden und Schadenersatzforderungen bringen den Verband in die Bredouille.
Schöpf soll als Präsident abgelöst werden, die Weichen dafür wurden in der jüngsten Vorstandssitzung gestellt. Nach der Insolvenz der GemNova ist ein Neustart mit dem Vomper Bürgermeister Karl-Josef Schubert an der Spitze geplant. In der Vorstandssitzung wurde auch ein gemeinsamer Vorschlag für die Wahl seiner Stellvertreter erstellt. Vizepräsidentin soll die Milser Bürgermeisterin Daniela Kampfl werden.
Die offizielle Wahl erfolgt beim nächsten Gemeindetag am kommenden Dienstag, 19. September. Dort sollen die Bürgermeister:innen auch über eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für den Gemeindeverband abstimmen. Weil derzeit Haftungen in Höhe von 2,9 Millionen Euro bedient werden müssen, sollen die Mitgliedsbeiträge heuer und 2024 um jeweils 1,2 Millionen Euro erhöht werden.
Dies sei dringend notwendig, damit der Gemeindeverband handlungsfähig bleiben kann, gab der designierte Präsident Karl-Josef Schubert gegenüber dem ORF Tirol an. Im Zuge der GemNova-Insolvenz habe eine Bank die Konten des Gemeindeverbands eingefroren. Geplant ist eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrages für 2023 und 2024 um jeweils zwei Euro auf gesamt 3,35 Euro pro Einwohner:in – jedoch gedeckelt mit 10.000 Einwohner:innen.
Der Gemeindeverband hat zwei Patronatserklärungen übernommen. Diese weisen in Summe einen Stand von 1,1 Millionen Euro (bester Fall) bis zwei Millionen (schlechtester Fall) auf. Die Differenz ergibt sich aus einer offenen Rechtsfrage. Beide Patronatserklärungen könnten laut Schubert aus den erhöhten Mitgliedsbeiträgen „vollständig abgedeckt“ werden. Noch nicht klären lasse sich die Frage, ob Haftungen aus der GemNova-Abwicklung auf den Verband zukommen.
In der Mittelerhöhung sieht Grünen-Klubobmann Gebi Mair „eine Falle. Beschlüsse der Gemeinderäte seien bis 19. September nicht notwendig, berichtete der Verband in einem Schreiben an die Bürgermeister:innen. Ihre persönliche Zusage als Vereinsmitglieder sei für den erhöhten Mitgliedsbeitrag ausschlaggebend.“ Schubert und seine Mitstreiter schreiben in ihrem Brief jedoch, dass diese budgetwirksame Entscheidung „entsprechend vom zuständigen Gremium legitimiert werden muss“.
Ein solcher Beschluss könne auch nach dem Gemeindetag nachgeholt werden. Die Beschlussfassung solle jedoch „sehr zeitnah“ erfolgen, weil die Überweisungen des Sonder-Mitgliedsbeitrages bis spätestens Mitte Oktober erfolgen müssten, um die Liquidität des Verbands sicherzustellen.
Die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik ließ den Gemeinderat in der Sitzung am 12. September über die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages abstimmen. Bei einem positiven Entschluss am Gemeindetag müsste die Stadt Lienz zusätzlich 20.000 Euro für das laufende Jahr und 33.500 Euro 2024 überweisen. Blanik betonte, „hin- und hergerissen“ zu sein: „Der Verband ist als Interessenvertretung ein wichtiges Gremium für die Gemeinden.“
Doch: „Wofür das Geld verwendet wird und wie man sich die Zukunft vorstellt, dazu liegt nichts vor.“ Sollte auch der Gemeindeverband in Konkurs gehen, könnten möglicherweise auch die Gemeinden in die Haftung genommen werden. „Der Masseverwalter schließt das nicht aus. Laut ihm seien die Gemeinden Nutznießer der unterpreisigen Angebote der GemNove gewesen, die letztlich zu deren Insolvenz führten“, so Blanik.
Daher sei unklar, was im Falle einer Regression passiert. Lienz habe jedoch nie von der GemNova profitiert, so Blanik, die im Gemeinderat betonte, sich „nicht in der Lage“ zu sehen, über die Mittelerhöhung zu entscheiden. Nach eingehender Diskussion entschied man sich einstimmig dazu, dem designierten Präsidium „eine Chance“ zu geben. Die Erhöhung des Beitrages für 2023 wurde abgesegnet, jene für das kommende Jahr macht man davon abhängig, ob sich die Strukturen im Verband zum Positiven ändern.
Voraussetzung dafür ist eine positive Entscheidung über die Fortführung des Gemeindeverbands am 19. September. Im Vorfeld des Gemeindetages werden die kritischen Stimmen immer lauter, mittlerweile ist sogar von einer Neugründung die Rede. So bezeichnete der Bürgermeister von Kufstein, Martin Krumschnabel, den Verband als gescheitert. Es fehle ein Masterplan.
Den Brief des designierten Präsidiums an die Bürgermeister:innen bieten wir hier zum Download an.
8 Postings
Und nun sollen die Gemeinden für das totale Unvermögen des Herrn Schöpf zahlen ? Und Osttirol (wer ist hier "Osttirol") ist dafür !!!!! Und den Obersten dort oben, die das verpockt haben, passiert nix. (wie in Matrei)
@bergfex: Osttirol ist ein Landesteil des Bundeslandes Tirol, umfasst den politischen Bezirk Lienz, kann man in wikipedia nachlesen!
das wird eine never ending story, für die das gemeine Stimmvieh zahlen wird dürfen/müssen
Die Lienzer Bürgermeisterin hätte sehr wohl bis zum Gemeindetag am 19.09 zuwarten können, um offene Fragen - da gibt es ja genug - zu klären! Stattdessen gibt der Gemeinderat voreilig seine Zustimmung für 2023, warum?
Da die Frau Blanik bei der Videokonferenz die Gemeinde Lienz vertritt , ist es für mich nur logisch , das man zuvor im Gemeinderat darüber abstimmt . Jeder Gemeinderat konnte das 5 Seiten Dokument lesen und dann darüber abstimmen , dafür wurden sie gewählt .
Das Ok für den Beitrag 2023 kommt ja nur bei einen positiven Ergebnis . Wenn es negativ ausfällt gibt es auch kein Geld von der Gemeinde Lienz . Sie handelt demokratisch und vorausschauend .
Bei jeder Konferenz stimmt man sich zuvor ab , ob auf Vereinsebene , bei Katastrophen Geberländer ,Innenministerkonferenz ( mit dem Kanzleramt und Finanzminister), wenn dann Verhandlungen positiv verlaufen , ist man Beschluss fähig und kann mit Ergebnisse aufwarten .
@iseline: Keinen Plan haben, den Artikel nicht sinnerfassend lesen können, oder wohl eher: wollen, aber Hauptsache meckern!! Der GR gab der Frau Bürgermeisterin einen Verhandlungsrahmen für den 19.9., steht auch so im Artikel, sogar 2 Mal!! (Voraussetzung dafür..../..abhängig davon....). Dass Blanik keine grosse Befürworterin des Gemeindeverbandes ist (Lienz=Städtebund, sie Stv. von LH, Bgm Ludwig),dürfte bekannt sein und sicherlich massgeblich dazu beitragen wird, den Schaden für Lienz und die Osttiroler Gemeinden so gering wie möglich zu halten, auch, (Magreiter, Blanik, Lentsch u. A. für Zulassung der Öffentlichkeit, TT am Samstag) Die GemNova und der Gemeindeverband werden voraussichtlich noch lange Gerichte beschäftigen!
klar, zur bezahlung der millionenschulden und der schadenersatzforderungen braucht es frisches geld. dazu kommt noch die abfertigung für den geschäftsführer rathgeb und weil solche manager in der regel sonderverträge haben, dürfte es bei seinem monatsbezug von kolpotierten 18.000 -- ein nettes sümmchen brauchen. ja frau bm, ist das tatsächlich ihr ernst?
Ja, man sieht deutlich wie gut die Schwarz/Türkisen wirtschaften können (Ironie off). Wenn es sich wegen Miß- und Freunderlwirtschaft nicht ausgeht, holt man sich halt das Geld wieder vom Steuerzahler. Etwas, was die Schwarz/Türkisen sonst gerne den Roten vorwerfen. Leider hat sich seit des Kaisers Zeiten in Österreich wenig geändert. Irgendwann werden die Bürger für das opulent-falsche Wirtschaften derer da oben zur Kasse gebeten und die Fürsten und Grafen lachen sich eins. So viel zur "Wirtschaftskompetenz" der ÖVP.
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