Wie Salvador Dalis Uhren hängt das Erdbeereis über den Rand der kegelförmigen Waffel, rinnt über die Hand des kleinen Besitzers, tropft und verdunstet noch im freien Fall, bevor es die Chance bekommen hätte in einem der Asphaltrisse des Lienzer Hauptplatzes versickern zu können.
Hauptplatz Lienz. Heiße Langeweile. Handy raus. Der linke Daumen sucht sich mühsam die Buchstaben für die Suchanfrage zusammen, während die rechte Hand die Reste des noch immer flüssigen Gelato vom Kindermund wischt. 2020: Was wird aus dem Hauptplatz von Lienz? (17 Postings). 2021: Jos Pirkner legt einen Hauptplatz-Entwurf vor (87 Postings). Sommer 2022: Hauptplatz: Stadt Lienz lädt in die Ideenwerkstatt (62 Postings). Das Gemüt gleicht sich den gefühlten Außentemperaturen an.
Aber wie auch in der Architektur, ist es vielleicht nur eine Frage der Perspektive und wir sollten eigentlich alle der Lienzer Stadtpolitik dankbar sein für die unbeabsichtigte aber kompromisslose Einführung der Kulturförderinitiative „Konzeptwettbewerb Hauptplatz“.
Bereits Raimund Abraham, ein großer Sohn der Stadt, hat ja bewiesen, dass man nicht unbedingt bauen muss, um sich eine Reputation als ganz Großer zu schaffen. Das Konzept funktioniert so: Der bewusst nicht renovierte Hauptplatz wird jährlich zur Projektionsfläche für die kreativen Ideen der Architekten, Designer und Künstler und fördert dadurch den öffentlichen Kulturdialog. Genial einfach.
Also da sich für heuer noch kein anderer Kandidat gemeldet hat und Jos Pirkner bereits am Johannesplatz beschäftigt ist, schmeiß ich meinen Raimund Abraham Gedenkhut in den virtuellen Ring aka Dolomitenstadt-Forum. Nicht der Lösung sondern der Diskussion wegen. Ganz im Sinne der Erfinder und um euch die Sommerpause, ganz ohne klebrige Finger, zu versüßen.
Als Start für diese in Zukunft jährlich stattfindende Diskussionsveranstaltung, hielt ich es für äußerst angebracht, alle bisherigen Entwürfe und Ideen in den Beitrag 2023 mit aufzunehmen. Daher gestaltet sich der Bodenbelag ganz wie von Herrn Kollegen Tuscher vorgeschlagen in Granit, samt Grundrisslinien und Ritsche (20 Kommentare fix). Darauf platziert, ein Brunnen-Arrangement von Pedit bis Pirkner, vielleicht 3-8 Stück, um für ausreichend Erfrischung der Besucher und Zufriedenheit der Künstler zu sorgen (weitere 30 Kommentare).
Aber zentrales Gestaltungselement 2023 ist eine lose verbundene Deckenkonstruktion, getragen von organischen Säulen aus einem Lignin Zellulose Verbundstoff, nicht zufälligerweise LZ-Composite abgekürzt. Bestückt sind diese auskragenden Fraktale mit millionenfachen Carbon Capture Modulen, worin ein physiologischer Prozess zur Erzeugung energiereicher Moleküle aus energieärmeren Stoffen mit Hilfe von Lichtenergie vonstatten geht.
Dieser Baldachin fungiert nicht nur als Schutz vor Sonne, sondern symbolisiert die geballte Technologie- und Innovationskompetenz des Lienzer Talbodens. Integrierte Adaptionsmechanismen sorgen dafür, dass der Sonnenschutz und Kühlungseffekt im Sommer besonders ausgeprägt ist, im Winter aber 97 Prozent des einfallenden Lichtes durchlässt, sich jährlich selbst erneuert und dadurch Biomasse für die Stadtwärme erzeugt. Besonderes Highlight ist das wechselnde Farbenspiel von frühjahrsfrischem Farbton RAL 6002 bis rot braunen Nuancen angelehnt an die aktuelle Chanel Herbstkollektion.
Der metaphorische Grundstein ist also gelegt. Ich oder besser wir alle sollten uns freuen auf viele anregende Diskussionen und Beiträge über eine Zukunft unserer Stadt wie sie vielleicht hätte sein können, aber halt doch nie kommen wird. Machen wir das Beste draus!
26 Postings
Noch einmal Sparkassenplatz Innsbruck: 1) Bei der Bepflanzung des Gebäudes kann es sich wohl nur um einen marginalen "Pflanz" handeln. Bäume sind wohl nicht mehr en vogue. 2) Wozu ein Landschaftsgärtner, wo es keine Landschaft gibt und 3) entspringen die Sprinkleranlagen auf den Beleuchtungsmasten wohl der KI.
Eine richtige Bepflanzung ist aufgrund der darunterliegenden Garage leider nicht möglich, da hier kein Platz für Wurzeln ist und sich Bäume in Töpfen auch nicht ganz so wohl fühlen (ganz davon abgesehen, dass das doof ausschaut). Der Rest ist allerdings wirklich nicht ganz so toll gelungen. Wenn man daran denkt wie toll der Platz mit dem großen Dach für Veranstaltugen, der schönen begrünten Fassade, etc. war.
I werds nit los, aber irgendwie inspirierte mich eure Bildlmontage mit den schleichenden Gestalten zwischen den Bäumen zu einen Zentralfriedhof füs ganze Oschttirol. A Krematorium und a Leichenhalle fehlt, deshalb hatte ich meine Zweifl.
Ganz besonders gefällt die einfarbige mit 10% gerasterte Häuserfassade. Wenn das der Bundesdenkmalamt-Hauser gneisst, hetzt er euch den farbenblinden Bullen vom Johannesplatz nach. Des kann dann weh tun, der kennt do nix!
Die beispiellose Versiegelung des Sparkassenplatzes in Innsbruck sollte uns als mahnendes Beispiel, wie man es nicht macht, zu denken geben! (Und das bei einem grünen Bürgermeister!) Über alles andere sollten wir nach wie vor reden und keine Entscheidung übers Knie brechen.
Auch die beispiellose Demontage des Brunnens am Innsbrucker Sparkassenplatz sollte zu denken geben. Oder, lieber nicht.
Ein paar Neue
Für so ein schnelles Medium hätte ich Dolomitenstadt auch nicht gehalten, reißt einem einfach den Stift aus der Hand!
Ein paar Neuerungen am Innsbrucker Sparkassenplatz aber sollten tatsächlich zu denken geben: Erstens fand hier ein Architektenwettbewerb statt, das Siegerprojekt wurde drei Jahre später von einem Landschaftsgestalter umgesetzt. Zweitens wurde die Fassade des Sparkassen-Altbaus mit 1.500 verschiedenen Pflanzen begrünt (am Lienzer Hauptplatz gibt es ja auch so eine ungeliebte Fassade, von der sich die Lienzerinnen und Lienzer gepflanzt fühlen), und die Benebelung aus den Lichtmasten, die an heißen Tagen aktiv wird, hätte drittens in den letzten zwei Wochen ausreichend Gelegenheit gehabt, sich zu bewähren.
Da kann der Bürgermeister nicht viel dafür (und dagegen noch weniger). Das wurde alles von der Tiroler Sparkasse gemacht, da diese auch Eigentümerin des Platzes ist.
Die Hausbesitzer am Hauptplatz sollten besser mal über eine Renovierung ihrer Gebäude nachdenken eher sie sich Gedanken um diesen Platz machen...
Denn so wie es aussieht, dauert der Umbau vom Hauptplatz noch min. 15 Jahre, dann könnte man in der Zwischenzeit mal gewisse (nicht alle) hässlichen Fassaden renovieren und im "Geiger-Gangl" wäre auch mal ein frischer Anstrich, neue Auslagen und mehr Licht angebracht.
Kann nicht verstehen, wie das schon seit jahrzehnten so aussieht und dann wird groß über eine Hauptplatzsanierung gesprochen.
Auf was wartet ihr?
Sie müssen verstehen, alles ist so teuer. Nur der kleine Private soll ausgewurzt werden.
Netter Versuch, aber die angepeilten 50 Kommentare werden es wohl nicht werden, weil sich die Ideengeber bereits abreagiert haben und sie niemand so gut kennt wie BGM Elisabeth Blanik. Der "Wow-Effekt", den Jos Pirkners Entwurf bei ihnen ausgelöst hat, ist längst verblasen, und wahrscheinlich kann sich von den einstigen Claqueuren heute kein einziger mehr der peinlichen Ekstase erinnern, in die er/sie damals geriet. Auch der Bulle am Johannesplatz hat sich noch keinen Millimeter in Richtung Hauptplatz bewegt. Der technische Werdegang ist wegen zu kurzer Beine auch nicht leicht möglich. Allerdings könnte man durch die Versteigerung der Tuscher-Zeichnungen (lt. Dolomitenstadt 8.000 Euro) beitragen: Wenn's der Round Table macht, ist die doppelte Summe garantiert. Wenn's die Kirche macht, die fünffache!
Na ja, ein bissl Nachdenken muss schon sein. Grün wird er halt nie werden, der Hauptplatz, das ginge nur in einer verlassenen Stadt, wo keiner hindarf. Die Kernfrage ist dann aber: Wie kann ich diesen perfekten Asphalt-Heizkörper in den jetzigen und kommenden zunehmenden und intensiveren Hitzewellen ordentlich kühlen/beschatten? Was tue ich mit den Dächern rundherum? Was mit Parkplätzen an der Oberfläche? Wenn das nicht gesanthaft passiert, ist der Platz für sehr viele Tage im Sommer zum Vergessen - an Hitze kann sich der Mensch schlicht nicht gewöhnen. Ich hab diese Woche im Petrocellis am späten Nschmittag einen sehr guten Eiskaffee getrunken, aber damit war ich bei der Mörderhitze auch nicht mehr zu retten, der Bedienung war die Hitze auch nicht mehr zuzumuten (Was machen an solchen Tagen eigentlich die Arbeitsinspektorate?). Wir müssen das Undenkbare denken anfangen, also Plätze und ganze Räume komplett neugestalten. Nicht das gepflasterte Mittelalter wie in der Andrä-Kranz-Gasse muss unser baulicher Maßstab sein, sondern die Hitze in 10, 15, 20 Jahren. Lasst Euch das alles einmal von Profis für die Inmenstadt und den Talboden modellieren. Denn künftig wird der Titel "sonnenreichste Stadt Österreichs" eher nicht anziehend sein. Dieser Beitrag ist also ein sehr guter Anfang für ein Nachdenken. Es wäre dringend. Ob mit Brunnen oder ohne Bacherl ...
Mal schauen,ob da jeh was zustande kommt.? Wenn es genau solange dauert ,wie unser Kaufhaus,welches in der Warteschleife steht,dann passt es doch für den Hauptplatz,der noch ca.10 Jahre oder länger so...bleibt,wie jetzt
Sehr gut Philipp ! Vielleicht ginge sich neben den vielen schattenspendenden Bäumen und bunten Blumenbeeten auch ein paar m2 Wiese aus (damit nit alles versiegelt ist). Und nicht vergessen ... mindestens 1 Brunnen ... egal von wem ! Und noch etwas, für Konzerte und größere Veranstaltungen sollte weiterhin Platz vorhanden bleiben ....
Wie wollen sie in einem Wald Konzerte und dgl. veranstalten ?
... in dem man am Boden bleibt.
Ganz meine Meinung! Für den Klang sicher ein (Alb)traum.
naja. franui hats mehr oder weniger geschafft - okay der Wald war rundherum, aber immerhin, eine Anregung wärs...
Genau so würd Ich mir den Hauptplatz wünschen!
Ich auch!
ich nicht,
zu gefährlich, viel wildwechsel, wolfsrisse, abschussgefahr und keine fluchtmöglichkeit aus der sonnenärmsten innenstadt.
Ja, gefährlich, fehlt nur noch ein "Hochstand" zwischen die Bäume!....falls mal da BüxnGiorgo in Lienz weilt, oder der Geisler Joe seine sieben Wölflein erledigen will!....lach
Eine schöne Vision, die den praktischen Anforderungen an einen Hauplatz leider nicht gerecht wird. Natürlich kann man jetzt erst mal drüber streiten, pardon... diskutieren wie denn solche Anforderugnen überhaupt auszusehen haben und ob jetzt Bibiza, Glanzl, Geiger oder Rohracher der wichtigste Player am Platz ist (die Stadt ist es scheinbar sowieso nicht). Aber wenn ich alleine an das Thema "Veranstaltungen" denke, fallen die Bäume schon raus, da sie die Sicht auf eine mögliche Bühne nehmen und generell die Nutzung des Platzes stark einschränken. Mein Vorschlag: Schön Pflastersteine legen und die Neigung zu den Cafés neben der Liebburg etwas reduzieren, damit diese unfassbare hässlichen Verbauten, die einen Gastgarten darstellen sollen und seit 1994 aus der Mode sind endlich verschwinden können. Ansonsten ist es ja eh nett so wie es ist oder schwelge ich da zu sehr in Kindheitserinnerungen?
gut getroffen! Das Häßlichste am Hauptplatz sind die Gastgärten - die verstellen nur die Sicht auf die schöne Blumeninsel und die umliegenden Gebäude und den schönen Brunnen! In anderen Städten gibt es zwar auch Gastbetriebe mit Tischen und Stühlen vor dem Haus, aber nicht so unmögliche Zelte. Für Veranstaltungen muss eben abgeräumt werden, übrigens ist auch die fahrbare Bühne in meinen Augen untragbar - ich dachte, die hat Räder und könnte hinter der Lieburg einen Parkplatz bekommen.
Papier ist geduldig. Designer sehen nur das Bild , machen sich aber über die Fogen keine Gedanken. ( Pflege, Reinhaltung, Sicherheit usw.)
Auf die Gefahr hin, erneut des Akademiker-Bashings bezichtigt zu werden: Ich war auch einmal der Meinung, dass Reinigungskräfte die besseren Designer sind: https://www.dolomitenstadt.at/2021/09/12/herzlich-willkommen-in-meinem-wohnzimmer/
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren