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Eine politische Legende auf der Bühne: „Die Rote Landa“

FrauenART präsentiert im September ein neues Theaterstück. Im Mittelpunkt steht eine kämpferische Osttirolerin.

Es wird wieder eifrig geprobt im Kunsthaus sinnron in Dölsach. FrauenART bereitet sich auf die Premiere ihres neuen Theaterstückes "Die Rote Landa" vor.  Wie schon bei ihren vorangegangenen Stücken, "Der Richtsaal“, "Die Vorbeterin“ und "Rosen für Emerenzia“ inszeniert die erfahrene Regisseurin Roswitha Selinger mit ihrem FrauenART-Ensemble, Regina Mayr, Eva Salcher-Schober, Martha Klocker, Irmgard Semrajc und Susanne Resl, auch dieses Mal eine spannende Persönlichkeit aus Osttirol als vielschichtige und bunte Bühnenfigur. 

Hirlanda Micheler, bekannt als die "Rote Landa", wurde am 4. Juli 1924 in Obertilliach geboren und wuchs dort als uneheliches Kind bei ihren Verwandten in äußerst armen Verhältnissen auf. Nach einer anfänglichen jugendlichen Begeisterung für den sozialen Wandel, den Hitler versprach, stand sie dem Dritten Reich schon bald sehr kritisch gegenüber, denn sie erlebte die Grausamkeiten des Krieges sowohl durch die Erzählungen ihrer Mutter, die bei einer jüdischen Familie in Innsbruck arbeitete, als auch durch ihren Mann, der schwer verletzt von der Front heimkehrte.

Die ersten Jahre als junge Mutter waren geprägt von Armut, aber auch dem ungebeugten Überlebenswillen Hirlandas, ihre stetig wachsende Familie zu versorgen und ihre Lebensumstände kontinuierlich ein wenig zu verbessern. Als ihrem schwer erkrankten Mann eine Zusatzrente nicht genehmigt wurde, kam der Moment für Hirlanda, politisch aktiv zu werden, um für ihre Rechte zu kämpfen. Sie trat zuerst der ÖVP, dann der SPÖ bei und bildete für die Gemeinderatswahlen 1974 schließlich eine eigene sozialistische Frauenliste in Obertilliach.

Es war die erste in Österreich und sie erregte nicht nur viel Aufsehen, sondern auch sehr viel Ablehnung, vor allem im eigenen Dorf. Dennoch fehlten ihr nur vier Stimmen für den Einzug in den Gemeinderat, den sie dann 1980 als Kandidatin auf einer Dorfliste tatsächlich schaffte. Zwölf Jahre lang war sie daraufhin Gemeinderätin und schon bald als mutige Sozialistin und streitbare Kämpferin über die Landesgrenzen als "Rote Landa" - ein Name, den sie sich übrigens selbst gegeben hatte - hinaus bekannt. 

Regina Mayr spielt die Hauptrolle im neuen Stück von FrauenART, das unter der Regie von Roswitha Selinger am 1. September Premiere feiert. Foto: Silvia Ebner

Mit vielen Politikern, u.a. Herbert Salcher, der 1979 Bundesminister für Gesundheit und Umweltschutz und zwischen 1981 und 1984 Finanzminister war, war sie eng befreundet und Bruno Kreisky, den sie öfters in Wien besuchte und den sie "Vater Kreisky" nannte, schätzte ihre ehrliche und offene Art offenbar sehr. Zu seinem 60. Geburtstag schenkte sie ihm beispielsweise – so erzählt es ihr Sohn Paul Micheler – offiziell eine Osttiroler Schnapsflasche mit den Worten "Eine Flasche im Keller ist relativ wenig, eine Flasche in der Regierung relativ viel."

Eine Flasche im Keller ist relativ wenig, eine Flasche in der Regierung relativ viel.

Hirlanda Micheler, bekannt als „Rote Landa“

1993 wurde Hirlanda Micheler vom Publikum der damaligen ORF-Frauensendung VIVA zur Frau des Jahres gewählt. Laut einer der vielen Geschichten über die "Rote Landa" weigerte sie sich damals, sich vor der Preisverleihung schminken zu lassen, da sie "stolz darauf sei, diese Schicksalsschule in ihrem Antlitz zu tragen". Als 2010 Hirlanda Micheler in Lienz starb, sagte die SPÖ-Politikerin Gisela Wurm über sie: "Für uns Frauen war und ist die 'Rote Landa' ein herausragendes Beispiel für Unbeugsamkeit und ein großes Vorbild für den Mut, den Frauen aufbringen müssen, wenn sie etwas verändern wollen. Ihr Vermächtnis sehen wir als Auftrag, in unserer Zeit für unsere Forderungen einzustehen und nicht nachzugeben im Kampf für eine gerechtere Welt, in der Frauen und Männer die gleichen Chancen haben." 

Obwohl sich die "Rote Landa" als Mutter von 13 Kindern, von denen zwei gleich nach der Geburt starben, und als SPÖ-Politikerin stark für Frauenrechte, wie z. B. eine adäquate Kinderbetreuung, einsetzte, wollte sie nie als Emanze gesehen werden und fasste das kurzerhand – wiederum laut ihrem Sohn Paul – mit dem Satz "Warum gegen die Männer, warum nicht mit ihnen?" zusammen. Sie war äußerst "couragiert, selbstbestimmend, auch provokant", beschreibt er sie weiter und erzählt als Beispiel, wie sie einmal einem Chefarzt im Krankenhaus Lienz, der ihr das Rauchen dort verbieten wollte, erwiderte: "Das ist nicht dein Haus, sondern das Haus der Steuerzahler. Also kann ich hier rauchen."

"Den Stolz im Blick, den Mut im Gesicht, den Trotz in den Füßen", so beschreibt sie Ekkehard Schönwiese, der das Drehbuch zu "Die Rote Landa" schrieb und viele ihrer Facetten, aber auch jene ihrer Zeit auch durch die anderen Figuren des Stücks, wie etwa der Nachtwächterin oder den Nachbarinnen, zum Ausdruck bringt. Mit der zusätzlichen Überarbeitung durch das gesamte FrauenART-Team entstand nun ein Frauenportrait, das nicht die Biographie einer Frau ist, sondern insgesamt ein Bild kreiert, das die Buntheit eines Lebens und den Facettenreichtum einer großen Persönlichkeit widerspiegelt. Theater à la FrauenART eben. 


Der Vorverkauf für die Karten zur Aufführung beginnt schon am 1. August in der Trafik Helmut Semrajc (beim Kino). Der Eintritt kostet 15 Euro. Premiere feiert das Stück im Kunsthaus sinnron in Dölsach am 1. September um 20.00 Uhr. Weitere Termine: 8., 9., 15., 16., 22., 23., 24. September, jeweils um 20.00 Uhr.

Silvia Ebner ist eine Erzählerin mit Leib und Seele. Ihr erstes Buch „Vom Sterben. Und Leben“ erschien im Sommer 2018 im Dolomitenstadt-Verlag und wurde gleich zum Bestseller. Die Sprachlehrerin arbeitet auch als Journalistin, Theaterautorin und Podcasterin.

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3 Postings

soomanides
vor einem Jahr

Für diese unqualifizierte Äußerung gehörte Ihnen eine kräftige "Flasche". Sie wissen gar nix, sonst hätten Sie sich Ihre Wortwahl überlegt. Für mich war die "Rote Landa" eine Institution, der ich - obwohl andersfärbig - immer mit Hochachtung begegnete.

 
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    iwases@
    vor einem Jahr

    Ich habe nie behauptet etwas zu wissen, daher auch mein Nickname (für Sie noch einmal in aller Deutlichkeit): "i was es @ (= et)". Außerdem bezieht sich meine "unqualifizierte Äußerung" auf den "Flaschen"-Sager und schmälert in keinster Weise den auch von mir geschätzten Status der "Roten Landa". Apropos "Flasche": Vielleicht richten Sie sich für die Zukunft eine Flasche Baldriantropfen zurecht, wenn Sie Postings lesen - diese beruhigen das aufgewühlte Gemüt und dämpfen möglicherweise auch verbale Aggressionen! 😘

     
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    6
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iwases@
vor einem Jahr

Dass der Beliebtheitsgrad unserer Regierung momentan "im Keller" ist, lässt darauf schließen, dass sich darin womöglich mehr als eine Flasche befindet.

 
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7
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