Am 17. Juli schrieb Felix Gall aus Nußdorf-Debant Sportgeschichte mit einem Sieg bei der extrem schwierigen Königsetappe der Tour de France 2023. An diesem Tag legte der Osttiroler auch den Grundstein für seinen Fixplatz unter den Top Ten der Tour, die er als Achter am Sonntag, 23. Juli, in Paris beendete. Beim historischen Triumph am Col de la Loze jubelten unter tausenden Fans auch mehrere Osttiroler:innen, darunter Brigitte und Walter Schneider, die uns nicht nur tolle Fotos und ein Video übermittelten, sondern auch einen sehr authentischen Reisebericht direkt aus dem Tour-Universum, das nicht nur Frankreich in den letzten Wochen in Atem hielt.
17. Juli 2023, Meribel. Bei wunderschönem Wetter bringt uns die Saulire-Gondelbahn – am Tourtag unentgeltlich – von Meribel (1400m) auf 2100 Meter Seehöhe. Von dort führt eine gemütliche, einstündige Wanderung auf einer Straße, die nur für Radfahrer und Wanderer angelegt wurde, zum Col de la Loze (2300m). Bereits vormittags um 10.00 Uhr machen wir uns mit Hundertschaften auf den Weg, um für die prognostizierte Bergankunft um 17.30 einen guten Platz zu finden. Geschätzte 10.000 Fans werden an diesem Tour Höhepunkt auf dem Berg sein.
Fans aller Altersschichten richten sich am Straßenrand schon sechs Stunden vor der Bergankunft mit Stühlen, Decken, Schirmen, Kühlboxen ein, um sich die besten Plätze zu sichern. Verkleidete vermitteln Karnevalflair und mitgebrachte Soundboxen an der Strecke Festivalatmosphäre. In dieser friedlichen Stimmung baut sich dennoch immer mehr Spannung auf. Hunderte Radfahrer dürfen sich bis ca. drei Stunden vor dem Eintreffen der Tour noch auf den Pass quälen und werden dort von den Fans angefeuert.
Am Pass steht ein riesiger Screen, auf dem man das Rennen mitverfolgen kann, eine Band spielt und in einem großen Zelt gibt es Getränke und Snacks zu fairen Preisen. Mittlerweile – es sind noch drei Stunden Wartezeit und die Sonne brennt unbarmherzig auf den Col – wurde der Schlussteil der Strecke mit Schnüren abgesteckt. Ein großes Polizeiaufgebot rückt an, um den Radgiganten drei Meter Platz auf dem Weg durch die Massen zu sichern.
Bei dänischen Fans, deren Flaggen das bunte Bild beherrschen und die auf einem Laptop ihren Superstar Jonas Vingegaard verfolgen, erkundige ich mich über den Stand und die meinen: „The Austrian guy is in the leading group.“ Unglaublich! „This is Felix, the GALLactic from East Tyrol“, antworte ich ihnen. Die Spannung steigt.
Zwei Stunden vor den Fahrern kommt die sogenannte „Karawane“, verkleidete, offene Autos mit Musik, aus denen Werbematerial und Rad-Shirts in die Menge geworfen werden. Mir wird eines der beliebten gepunktelten Bergtrikots zugeworfen, die massenhaft verteilt werden. Das geht etwa eine Stunde lang und unterhält die Fans am Straßenrand.
Und dann wird es still am Berg, die Ruhe vor dem Sturm. Plötzlich, riesig auf der Leinwand, die entscheidende Attacke von Felix! „Felix Gall in the lead“ dröhnt es von der Leinwand … von der Bergstation her sieht man schon den Tour-Tross und vorneweg, begleitet vom Motorrad, Felix!
Freundlich erinnere ich das englische Ehepaar, dass schon stundenlang mit Oma und Kleinkind am selben Platz wie wir wartet, auf ihr Kind aufzupassen. Dann, einen Kilometer vor dem Berg, das letzte kleine Flachstück vor der steilen Rampe zum Pass hinauf, taucht Felix für uns sichtbar auf und die Horde kommt in Bewegung. Die drei Meter breite Spur ist auf einen Meter geschrumpft, die Polizei kann die Menge kaum kontrollieren und ein Fahnenmeer empfängt die Fahrer.
Eine Welle der Begeisterung peitscht Felix durch diese Menschenmassen, ein Gewimmel von Fahnen, Händen und schreienden Fans aus denen er auftaucht, an uns vorbeizischt und wenig später wieder darin verschwindet. Ekstase am Col de la Loze!
Und das Schöne bei diesem Publikum, wovon sich die Fußball-Fankultur etwas abschauen könnte: jeder Fahrer wird gleich gefeiert, egal welche Nation oder welcher Rang.
Nachdem die wichtigsten Fahrer den Col erreicht haben, gehen wir zurück zur Liftstation, um rechtzeitig die Gondel ins Tal zu bekommen und nach einer Stunde in der Schlange sind wir um 19.30 wieder im Hochtal von Meribel. Schließlich wäre noch zu bemerken, dass trotz der vielen Menschen kein Müll liegen blieb.
4 Postings
Danke, toller Bericht!! Stimmung einfach unglaublich. Tatsächlich ein Stück österreichischer Sportgeschichte!
ja danke walter fuer den tollen bericht als waer man selbst mittendrin ..sah die grandiose siegesfahrt bis zur flugpiste live in eurosport und radelte am ergometer mit...nur weit hinten aus aber spannend allemal u eines der highlights im heurigrn sportjahr..wohl kaum zu toppen beste werbung fuer osttirol dank hr.eisel und vogt..hr. theurl u TVO muessten den beiden einen kl.Dank abstatten felix sei ein kl.urlaib mal gegoennt...egal wo er zur Schule ging alle paedagog.Einrichtungen haben wie viele anderen v.a.aber die Eltern einen Beitrag zu diesem grandiosen erfolg geleistet...wer das bestreitet soll in diesem glauben leben...
BRAVO WALTER ... DU bist eigentlich immer rechtzeitig dort, wo was los ist und die "Post abgeht"!!! Danke für Deinen authentischen Bericht zu FELIX' Superleistung bei der heurigen Tour dF, die m.E. nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. FELIX schrieb ein markantes Stück Osttiroler Sportgeschichte > GRATULATION !!!
ein großartiges erlebnis... danke für´s virtuelle mitnehmen!
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