Sturm: In Nordtirol mehr als 500 Feuerwehreinsätze
Sturmspitzen bis 161 km/h. Van der Bellen saß in einem Zug fest. Zivilschutzwarnung in Silz.
Eine Unwetterfront mit teils Sturmböen, Hagel und Regen ist Dienstagnachmittag über Tirol gezogen und hat unter anderem zu Schäden, lokalen Stromausfällen sowie Straßen- und Bahnstrecken-Sperren gesorgt. Auch der zu den Bregenzer Festspielen reisende Bundespräsident Alexander Van der Bellen war offenbar von einer Bahn-Sperre betroffen. Insgesamt kam es zu über 500 Feuerwehreinsätzen, vor allem wegen umgestürzter Bäume.
Besonderer Schwerpunkt war das Oberland und dabei besonders der Bezirk Imst. Berichte über Verletzte gab es vorerst nicht. Der Sturm erreichte Spitzen bis zu 161 km/h. Vereinzelt wurden auch Dächer abgetragen, teilte der Sprecher des Tiroler Landesfeuerwehrverbandes, Anton Wegscheider, der APA mit. Auch verzeichnete man lokal mitunter überflutete Keller. Rund 130 Feuerwehren waren landesweit im Einsatz.
Betroffen war auch der Bahnverkehr: Wegen Schäden - Bäume waren auf die Oberleitungen gefallen - fuhren zwischen Innsbruck Hauptbahnhof und Landeck-Zams zunächst keine Fernverkehrszüge. Überdies war die Bahnstrecke zwischen Telfs-Pfaffenhofen und Imst-Pitztal Bahnhof unterbrochen. Auch auf der Brennerstrecke konnten zwischen Steinach und dem Brenner keine Züge verkehren. Die Dauer der Sperren war vorerst nicht absehbar, hieß es seitens der ÖBB. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen werde eingerichtet.
Wie die "Tiroler Tageszeitung" online berichtete, war ein Railjet - ebenfalls wegen eines Oberleitungsschadens - kurz vor dem Bahnhof in Roppen (Bezik Imst) zu stehen gekommen. Der Bereich wurde abgesichert. Die Fahrgäste konnten anschließend aussteigen und wurden von den Mitarbeitern der ÖBB und der Feuerwehr zum Bahnhof geführt. Im Railjet befand sich dem Bericht zufolge auch Bundespräsident Van der Bellen. Er war auf dem Weg nach Bregenz, wo er am Mittwoch die dortigen Festspiele eröffnen wird. Kurz nach 17.00 Uhr konnte der Präsident mit einem Auto die Fahrt nach Vorarlberg fortsetzen, hieß es. Laut der Online-Ausgabe der "Kleinen Zeitung" hatten der Bundespräsident und alle weiteren Fahrgäste rund zwei Stunden in den Waggons ausharren müssen.
Auch auf den Straßen kam es - vor allem wegen umgestürzter Bäume - zu vereinzelten Sperren. So etwa auf der Inntalautobahn (A12) bei Telfs in Richtung Kufstein, wie der ÖAMTC der APA mitteilte. Mittlerweile war aber wieder eine Fahrspur frei, hieß es. Im Roppener Tunnel im Oberland hatten die Unwetter einen Stromausfall zur Folge, auch hier kam es zu einer Sperre. Auch in Seitentälern wie dem Zillertal, Ötztal oder Pitztal mussten Straßen gesperrt werden. Der ÖAMTC verwies auf den herrschenden starken Reiseverkehr und daraus resultierende Staus. Von nicht unbedingt notwendigen Fahrten sollte man vorerst absehen.
Zu kämpfen hatte und hat man im Bundesland auch mit flächendeckenderen Stromausfällen: Nach Informationen des landeseigenen Netzbetreiber Tinetz waren auch gegen 19.30 Uhr noch rund 10.000 Kunden ohne Strom. 288 Trafostationen in 37 Gemeinden waren betroffen. Vor allem im Ötz- und Pitztal, dem hinteren Zillertal sowie Teilen Osttirols wurden die Störtrupps auf Trab gehalten. Zu Spitzenzeiten waren 18.000 Haushalte und 400 Trafostationen in 31 Gemeinden tirolweit kurzzeitig ohne Strom.
In der Gemeinde Silz im Bezirk Imst wurde zudem zwischenzeitlich eine Zivilschutzwarnung ausgesprochen, teilte das Land Tirol mit. Der Bürgermeister der Gemeinde bat die Bevölkerung, vorerst die Gebäude nicht zu verlassen - und zwar wegen herumfliegender Teile durch abgedeckte Dächer. Wenig später wurde die Warnung aber wieder aufgehoben.
In mehreren Erstmeldungen der Leitstelle Tirol war zudem von Bergnotfällen die Rede, etwa im Karwendelgebirge, aber auch in Münster und Imst. In der Zillertal Arena im gleichnamigen Tal standen wegen eines Stromausfalles die Gondeln still. Auch Hütten waren betroffen. Rund 1.600 Wanderer mussten laut Angaben der lokalen Bergbahn im Bereich Rosenalm zunächst am Berg ausharren. Über einen Notbetrieb wurden 400 in den Gondeln befindliche Personen nach einiger Zeit sicher ins Tal gebracht. Bis 19.00 Uhr seien schließlich die restlichen Gäste, die zwischenzeitlich auf den Stationen sowie in den Hütten betreut worden waren, schließlich wieder mit der mit Strom versorgten Bahn ebenfalls ins Tal transportiert worden.
Im Bereich der Gerlossteinbahn im Gemeindegebiet von Hainzenberg war hingegen kein Leerfahren der Liftanlage möglich. 20 Personen mussten letztlich durch die Bergrettung geborgen werden.
Spuren hinterließ das Unwetter auch im Stubaital. In Neustift kam es unter anderem zu kleinen Vermurungen. Der Taleingang bzw. die Zufahrtsstraße in das Pinnistal wurde oberhalb der Fraktion Schmieden durch umgestürzte Bäume zur Gänze verlegt, teilte die Polizei mit. Wegen umstürzender Bäume wurden drei landwirtschaftliche Fahrzeuge (Schlepper, Traktoren) und ein Auto schwer beschädigt. Die Fahrzeuginsassen konnten sich selbstständig befreien und blieben unverletzt. Eine etwa zehnköpfige Fußgängergruppe fand unterdessen nahe der Landmaschinen Schutz und wurde ebenfalls nicht verletzt.
Unterdessen betonte das Land Dienstagabend in einer Aussendung, dass die Gewitterwarnung der GeoSphere Austria mit der Stufe "Orange" für das gesamte Bundesland bis Mittwochfrüh aufrecht bleibe. Es könne in der Nacht zu weiteren Gewittern kommen. Der Schwerpunkt liege nördlich des Inntals. Für die Morgenstunden wurde mit einer Wetterberuhigung gerechnet.
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