Leo Baumgartner ist nach eigener Definition „Bauernkind mit Almerfahrung, Malerlehrling, Bergführer, Fotograf, Locationscout und jetzt wieder Maler.“ In jedem Fall ist er ein echter Bergmensch, aber auch freischaffender Kreativer und engagierter Kämpfer gegen die fortschreitende, menschengemachte Zerstörung unseres Planeten. „Ich hab mir lange überlegt, wie ich einen künstlerischen Protest anlegen könnte. Zunächst dachte ich an eine Ausstellung, aber dann war mir plötzlich klar, ich brauche nur eine senkrechte Wand mit Bezug zum Thema.“
Die senkrechte Wand fand Leo am Fuß der Nordwand der Großen Zinne in Sexten und der Bezug war auch schnell hergestellt. Auf einem von Leos Bildern ist ein Quastenflosser zu sehen. Diese urtümlichen Knochenfische lebten bereits vor 400 Millionen Jahren und galten als ausgestorben. Man dachte, gestützt auf Fossilienfunde, dass die Quastenflosser das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren nicht überstanden hatten. Aber in den dreißiger Jahren tauchten im Indischen Ozean wieder Exemplare auf.
Leo Baumgartner sieht darin eine Symbolik: „Quastenflosser könnte man versteinert in der Nordwand der großen Zinne finden. Auch weil die Wand überhängend ist. Es ist ein wunderbarer Ort. Vor langer Zeit bin ich da hinaufgestiegen und jetzt wollte ich wiederkommen um Bilder an diese 500 Meter hohe Felswand zu hängen. Die anderen drei Wände dieses besonderen Ausstellungsraumes sind die Weite, das Bergpanorama und der Himmel.“ Gesagt getan. Anfang Juli machte sich der Künstler auf den Weg. Ob er um eine Genehmigung fragen musste? In Zeiten diverser Klimaproteste eine naheliegende Frage, für Leo Baumgartner aber kein Thema: „Mit Behörden und Polizei hatte ich keine Berührung. Das hätte für mich aber kein Problem bedeutet, es wär ein Teil der Aktion geworden.“
Das Spektrum an ökologischen Störfaktoren und Widersinnigkeiten, gegen die Baumgartner protestiert, ist breit gefächert: „Das fängt bei E-Autos mit 300 PS an und hört bei fragwürdigen Chemikalien auf.“ Apropos Chemikalien: Zwischen die Bilder, die temporär an einem Tag an die Sextener Zinne gepinnt wurden, platzierte Leo auch einen Apfel. Warum das? Nicht ohne Augenzwinkern zieht der Hobbykünstler eine Parallele zu Superstar Banksy: „Der machte ja vor, wie man ohne Kultureinrichtung unabhängig und frei ausstellen kann. Seine angeklebte Banane soll angeblich 120.000 Euro wert sein, so gesehen ist mein Apfel ein Schnäppchen und zudem bio!“
Und das Publikum, wie hat es reagiert? „Die Leute waren alle überrascht, aber es hat denen voll getaugt, vorwiegend waren es Junge, – Kletterer, Skyrunner, Wanderer – die das fotografiert und sofort ins Internet gestellt haben. Allerdings war der Aufstieg für manche etwas mühsam. Vom Parkplatz der Auronzohütte zur Galerie an der Nordwand der Großen Zinne geht man über den Paternsattel eine gute Stunde, es war also eine echte ‘Wanderausstellung‘. Das nächste Mal wird’s einfacher.“ Baumgartner plant also offenbar eine Fortsetzung. Man darf gespannt sein.
7 Postings
Klarstellung: Bei diesem "Radlermeilenstein" am Großglockner war der Radträger der K. Ölmüller, begleitet von seiner damaligen Freundin, Fotografin und Reporterin. Es waren 2 unvergeßliche Tage wofür ich als Bergführer angeheuert wurde. Den Platten haben seine Frontalzacken gleich hinter der Adlersruhe gestochen weil das Rad am Glatteis dagegen gerutscht ist. Und er wollte unbedingt am Kleinglockner einige Meter fahren, hatte aber kein Flickzeug mit. Dachte mir damals schon man kann eigentlich Allerhand aufn Glockner mitnehmen. Krampuse am Kleinglockner oder mit Balkonblumen am Rücken in einer Kraxe das wär doch was.... Ich hatte damals aber schon ein Projekt, weil den Verunglückten immer zu schlecht ausgerüstet vorgeworfen wurde. Es kam aber nie dazu, Stüdelgrat mit Sandalen.
Hallo Leo,
Tirol-Kurier 27. u. TT 31. August 1988:
Ein scheinbar überglücklicher, bärtige Gipfelerzwinger mit Fahrrad auf der Schulter, sein lässiger Kumpane mit Schnaberlkapperl etwa zwei Meter höher über ihm, balancierend und grüßend auf dem Balken des Glocknerkreuzes, so der damalige "Schnappschuss" der vielleicht a handvoll Gleichgesinnte für einen Moment zum Staunen brachte.
Was damals verwunderte, war die schweigsame Zustimmung des/der begleitenden Bergführer, deren Moral und Aufgabe es ja gewesen wär, solchen Gipfelakrobaten ordentlich ins Gewissen zu reden, anstatt im Überschwang des Triumpfes über den "Gegner" in die Hände zu klatschen!
Vielleicht war es damals auch die Geduld der Natur, keine böse Mine zu machen und die Schwerekraft walten zu lassen, ihre Majestät war ihnen damals gütig!
Ende
Ist das nicht derselbe Leo Baumgartner, der sich fürchterlich über das Flugverbot im Nationalpark beschwert hat ? So wie es aussieht ist Naturschutz sehr dehnbar !
schön macht er das, an der Autobahn wärs auch zu unruhig dafür, obwohl da viiieeeel Ausstellungsfläche ist
naja, der gute mann hat vor jahrzehnten ja als erster statt dem rucksack sein radl auf den glocknergipfl geschleppt. talabwärts haben ihm böse kollegen dann als rache bei der adlersruh an patschn gstochen, weil er den heiligen berg verunglimpft hat. mit ungeahntem nebeneffekt: die mountain bike time war damit eingeleitet. so ändern sich die zeiten - und die menschen.
wolf, deine idee isch bärig, aber wieviele leos würde es brauchen, um mit tafelen eine halbwegs wirksame lärmschutzwand entlang der autobahn aufzustellen. dann vielleicht doch besser am radlweg :-)
der Leo hat viel gemacht und viel getan, und wie sagte einst ein gewisser Grünmandl?: ''Politisch bin ich vielleicht ein Trottel, aber privat kenn' ich mich aus."
Stimmt Wolf. Ein anderes Grünmandl meinte, dass Naturschutz gut ist, solange er ihn und seine Interessen nicht betrifft. Ich nenne dss Heuchlerei.
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