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Wieder Proteste gegen Kaunertal-Projekt der Tiwag

600 Menschen demonstrierten in Innsbruck. Finale Entscheidung liegt bei der UVP-Behörde.

Am Sonntag haben Naturschutzorganisationen, Gemeindevertreter und Bürgerinitiativen einmal mehr gegen den geplanten Ausbau des Tiwag-Kraftwerks im Kaunertal mobil gemacht. Bei einer Demonstration in der Landeshauptstadt Innsbruck kamen laut Polizei rund 600 Menschen zusammen. Bereits vor der Demo verteidigten die Projektverantwortlichen ihr Vorhaben und argumentierten, dass es für die Energiewende notwendig sei. Für Viktoria Auer von Global 2000 sei es aber keine Lösung, "die ökologisch wichtigen Moore des Platzertals für ein neues Pumpspeicherkraftwerk zu zerstören", hieß es in einer Aussendung nach der Demonstration, die laut Polizei am späten Vormittag "ohne Vorkommnisse" und unter anderem am Landhausplatz über die Bühne gegangen war. "Gesunde Moore sind einer der wichtigsten CO2-Speicher, die wir haben. Tiroler Landesregierung (bestehend aus ÖVP und SPÖ, Anm.) und Tiwag sollen endlich auf eine naturverträgliche Energiewende in Tirol setzen", forderte Auer. Bettina Urbanek vom WWF bezeichnete das Vorhaben als "veraltet", das "nicht umweltverträglich realisierbar" sei. Stattdessen sollten die Gelder für eine "Energiespar- und Photovoltaik-Offensive" verwendet werden. Neben Global 2000 und dem WWF waren auch die Naturfreunde Tirol sowie Fridays for Future Innsbruck an der Demo beteiligt. Jakob Wolf, ÖVP-Klubobmann im Tiroler Landtag und Bürgermeister der Ötztaler Gemeinde Umhausen, appellierte indes "sowohl an die Landespolitik als auch an die Tiwag", die "Bedenken und Sorgen" und "Willenskundgebungen der Bevölkerung" ernst zu nehmen. Wolf habe "großes Verständnis für die Ötztaler Bevölkerung, die dem Projekt skeptisch gegenüber stehe". Wer in dieser Frage "einfach über die Bevölkerung drüber fahren" wolle, "werde eines Besseren belehrt", meinte der Politiker.
Mehrere Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen versammelten sich in Innsbruck zum Protest gegen das Milliardenprojekt der Tiwag im Kaunertal. Foto: APA
Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren zum ersten Mal im Jahr 2009 eingereicht worden. Die UVP war erstmals 2012 gestellt worden. Für das Projekt plant die Tiwag, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal - einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols - auszuleiten. Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet. Mit seinen 120 Metern wäre der Staudamm fast so hoch wie der Stephansdom in Wien und sieben Mal so hoch wie das Goldene Dachl - Vergleiche, die die Naturschutzorganisationen beständig zur Abschreckung heranziehen. Zuletzt legte der WWF mit einer neuen Studie nach. Darin wird davor gewarnt, dass der Kraftwerksausbau die Wasserversorgung im Ötztal bedrohen könnte. Die Studie folgte wiederum auf zwei Gutachten vom Jänner diesen Jahres. In diesen wird dargelegt, dass die Berghänge rund um das Kaunertal-Kraftwerk instabil seien und diese durch einen Ausbau zum Pumpspeicherkraftwerk noch instabiler werden würden. Als Grund dafür wurde eine Verstärkung der Wasserspiegelschwankungen durch den Ausbau genannt. Der landeseigene Energieversorger Tiwag hatte zuletzt betont, den Ausbau so "umweltfreundlich wie möglich" gestalten zu wollen. Die entsprechende Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen werde dann die UVP-Behörde zu treffen haben. Jene Nachteile, die nicht vermieden werden können, würden durch verschiedenste ökologische Maßnahmen ausgeglichen, wurde versichert. Zudem sahen die Verantwortlichen sämtliche massive Bedenken und Vorbringen der Organisationen wie etwa des WWF als de facto unbegründet an. Die Moorflächen in der Region würden renaturiert, die Wasserversorgung des Ötztals sowohl durch die Trinkwasserquellen und durch rechtlich abgesicherte zusätzliche Vorgaben gewährleistet. Auch dass der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal die Instabilität um den Gepatschspeicher weiter erhöhen könnte und ähnliches wie der kürzliche massive Felssturz vom Gipfel des Fluchthorns im Silvrettagebiet passieren könnte, ortete Projektleiter Wolfgang Stroppa nicht. Alles sei intensiv beurteilt und mitberücksichtigt worden und nun liege es an der Behörde, final zu entscheiden.

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6 Postings

Stadtner
vor einem Jahr

Wofür braucht die TIWAG das Kraftwerk und die Ötztaler den Eingriff in ihr Wasser? Zur Sicherstellung der Stromversorgung in Tirol? Warum schreibt dann die TIWAG, dass der Strom aus den Pumpspeichern nicht für Tirol produziert wird? Das Kraftwerk dient nur der Erzielung eines Überschusses, der dann wohl Auswirkungen auf Managementprämien hat und dem Land eine Dividende ausbezahlt wird um Almosen zu verteilen. Es sollte der Eingriff in die Tirolernatur auch der Tiroler Bevölkerung zu gute kommen. Dafür wurden auch viele Eingriffe akzeptiert jedoch nicht dafür, dass die Natur auf der Strompreisbörse geopfert wird! Was unterscheidet die TIWAG als Landesenergieversorger da von Nestle, der ebenfalls Wasser auf Kosten der Bevölkerung zu Geld macht?

 
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    Godmensch
    vor einem Jahr

    welcher Überschuss. Wir haben doch zu wenig Strom, oder?

     
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      Stadtner
      vor einem Jahr

      Laut der Statistik nicht https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.bmk.gv.at/dam/jcr:3820f7e7-4abb-4324-b8e0-aa090325eb4a/Energie_in_OE2022_UA.pdf&ved=2ahUKEwjeo76qveH_AhWWQ_EDHUPsAN04ChAWegQIEBAB&usg=AOvVaw2Xt8ZULWTOuGKC4ztM85C2

       
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    Senf
    vor einem Jahr

    @stadtner, und genau deshalb müsste die wasserrechtsvergabe öffentlicher gewässer daran gebunden werden, dass die energieausbeute erstrangig den staatsbürgern zum angemessenen preis bereitigestellt wird. das müsste dann auch für die vielen hunderte keinwasserkraftwerke, bzw. deren betreiber gelten, wobei diese privatnutzung des gemeinschaftsgutes ohnehin hinterfragt werden müsste.

    doch solange aber die landeshauptsleute als verwalter des öffentliche gutes wasser zumindest bei kleinwasserkraftwerksanlagen die wasserrechte vergeben, freuen sich alle, die damit über jahrzehnte millionen scheffeln. für speicherkraftwerke mit größeren talsperren darf der landwirtschaftsminister sein jawort geben.

     
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    steuerzahler
    vor einem Jahr

    Man sollte schon ein wenig weiter blicken. Das Stromnetz endet nicht an Tirols Grenzen. Im europaweiten Verbund ist jedes Kraftwerk an der Stabilisierung der Versorgung beteiligt. Unabhängig von den Machenschaften der Stromversorger und deren falscher Preisberechnung ist es rein technisch notwendig, viele verschiedene Stromerzeugungsanlagen zu haben. Ein Speicherkraftwerk ist zur schnellen Regelung hervorragend geeignet und wird umso wichtiger, je mehr PV installiert wird. Allerdings sollte mehr auf Pumpspeicherbetrieb gesetzt werden. Dazu ist ein Netzausbau erforderlich. All das wird von den NGOs bekämpft und führt letztlich zu langen Verzögerungen und damit zur Strompreiserhöhung zusätzlich zur unbrauchbaren Merrit Order.

     
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iseline
vor einem Jahr

Was ist mit Jakob Wolf geschehen? Er, der das Kraftwerk Tumpen-Habichen gegen den Widerstand vieler Tiroler:innen massiv, sogar mit einem frühzeitigen Baubeginn, vorangetrieben hat, will nun die Sorgen und Bedenken der Bevölkerung ernst nehmen? Die über 20.000 Unterschriften gegen das umstrittene Kraftwerk Tumpen-Habichen, an der die Gemeinde Umhausen beteiligt ist, brachte M. Götsch von J. Geisler den „Ludersager“ ein und sind noch gut in Erinnerung. Konsequenzen dafür gab es keine und über Kritiker:innen wurde einfach „drüber gefahren“.

Nun wächst beim Kraftwerk Kaunertal der Widerstand massiv und ausgerechnet J. Wolf versucht zu beruhigen. Das ist allerdings derart durchsichtig und plump und bei der Preistreiberei der Tiwag wirklich eine Zumutung. Vor allem für die Gegner des Projektes, die er damit vermutlich nicht beruhigen, sondern eher in ihrem Protest bestärken wird.

 
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