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Fahrt ins Ungewisse? 43,8 Prozent der Befragten wünschen sich weniger Tourismus in Südtirol. Foto: Unsplash/Claudio Carrozzo

Fahrt ins Ungewisse? 43,8 Prozent der Befragten wünschen sich weniger Tourismus in Südtirol. Foto: Unsplash/Claudio Carrozzo

Tourismus in Südtirol: Die Grenze ist erreicht

Studie der Uni Bozen zeigt, dass mehr als 90 Prozent der Bevölkerung kein weiteres Wachstum wünschen.

Das Kompetenzzentrum Tourismus und Mobilität der Freien Universität Bozen hat in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landesressort eine Studie zur Lebensqualität in Südtirol mit besonderem Fokus auf den Einfluss des Tourismus durchgeführt. Das Ergebnis: Der Blick der Südtiroler:innen auf den Tourismus ist durchaus differenziert. Der wirtschaftliche Nutzen wird anerkannt, Belastungen – beispielsweise durch den Verkehr – werden aber auch gesehen.

Am Montag, 19. Juni, haben Studienleiter Thomas Bausch und Landesrat Arnold Schuler die Studie gemeinsam vorgestellt und bewertet. Die Untersuchung ergab, dass jede:r dritte Südtiroler:in den Einfluss des Tourismus auf die verschiedenen Lebensbereiche „teils positiv/teils negativ“ bewertet, ein weiteres Drittel schätzt den Tourismus für Südtirol „eher positiv“ ein, mit „überwiegend positiv“ bewerteten 18,9 Prozent den Einfluss auf die Lebensqualität und 13,1 Prozent mit „überwiegend negativ“.

Zwei touristisch hochentwickelte Gebiete stehen sich in der Wahrnehmung gegenüber: Während in den ladinischen Gebieten – vor allem im Gadertal – die Befragten angaben, in ihrem Leben den Tourismus sehr stark wahrzunehmen, ihn aber „durchwegs positiv“ sehen, äußerten sich die Befragten in Meran und der unmittelbaren Umgebung häufig kritisch.

Die Südtiroler:innen sind laut der Studie mit ihrem Leben zu 60 Prozent „zufrieden“ oder „voll und ganz zufrieden“ und blicken optimistisch in die Zukunft. Damit wird eine Haltung aus früheren Studien bestätigt. Grundsätzlich positiv sei der Tourismus in der Wahrnehmung der Studienteilnehmer:innen aus wirtschaftlicher Sicht. Negative Auswirkungen machten die Befragten hingegen in den Bereichen Natur und Umwelt, Mobilität, Wohnraum und Lebenshaltungskosten aus.

Dass der Verkehr zugenommen habe, der Wohnraum zunehmend knapper und teurer werde und dass das Leben in Südtirol grundsätzlich mehr koste, seien Tatsachen, meint Studienleiter Bausch. In den letzten 20 Jahren ist in Südtirol die Zahl der Übernachtungen um neun Millionen auf 34,3 Millionen angestiegen, die Bevölkerung ist währenddessen um knapp 70.000 Menschen gewachsen.

Landesrat Arnold Schuler (links) und Studienleiter Thomas Bausch (FUB) haben die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt. Foto: LPA/Brucculeri 

Anzumerken sei laut Bausch, dass Südtirol statistisch gesehen in Europa eines der Länder mit der höchsten Fahrzeugdichte sei. Ein Blick nur auf Verkehrsdaten des Pustertals zeige, dass „es heute im November gleich viel Verkehr gibt wie vor 15 Jahren um die Mittsommertage.“ Aus der Studie gehen aber auch – nicht völlig unerwartete – Daten hervor, die in anderen Bereichen Anstöße zum Handeln geben können.

Anzusetzen sei demnach im Bereich der Lebenshaltungskosten: Die Hälfte der Befragten vergab hier einen negativen Wert, 15 Prozent bewerteten den Bereich in ihrem Umfeld sogar als „sehr schlecht.“ Negative Noten gab es auch für die Immobilienpreise, ebenso für Mietpreise. Auch die Möglichkeit, Immobilien zu kaufen oder zu mieten, wird von mehr als der Hälfte der Befragten mit einer negativen Note bewertet. 56 Prozent gaben an, dass dieser Faktor vom Tourismus beeinflusst werde.

Auch Verkehrsintensität und Umwelt würden vom Tourismus (negativ) beeinflusst, finden über die Hälfte der Befragten. Gute Noten mit Verweis auf den Tourismus gab es hingegen für Radwege, öffentliche Verkehrsmittel und das gastronomische Angebot. Auch zeigt die Studie, dass die Südtiroler:innen mit Blick auf die Qualität der örtlichen Versorgung oder Freizeitmöglichkeiten durchwegs gute Noten vergaben.

„Diese Studie sollte alle zum Nachdenken und Handeln anregen.“

Studienleiter Thomas Bausch

„Diese Studie sollte alle zum Nachdenken und Handeln anregen. Politiker:innen können für verschiedene Lebensbereiche die Rahmenbedingungen zu Verbesserungen und Problemlösungen setzen. Doch ohne Mitwirken der einheimischen Bevölkerung wird es nicht gelingen, die erkannten Defizite zu beheben“, ist Studienleiter Bausch überzeugt. Ein Beispiel sei der Verkehr: „Der Tourismus kann und muss hier weiter mitwirken, damit die Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen und sich im Urlaub ohne Auto in der Region bewegen. Aber mindestens ebenso wichtig ist es, dass die Einheimischen mehr auf das Fahrrad oder Öffis umsteigen.“

„Wir möchten diese Studie als Basis sehen, einige Zahlen zu vertiefen“, sagte Landesrat Arnold Schuler. Es sei nämlich nicht davon auszugehen, dass „weniger Tourismus alle Probleme löst“. Allerdings zeige die Studie deutlich, dass nach Einschätzung der Befragten die Grenze der Tourismusentwicklung nahezu erreicht ist: Nur 7,4 Prozent der Studienteilnehmenden gaben an, sich eine Weiterentwicklung zu wünschen, 43,8 Prozent wünschen sich weniger, 43,3 Prozent gleich viel Tourismus.

Für die Studie wurden zwischen April und Juli 2022 online 2.096 Fragebögen gesammelt. Auf die statistisch korrekte Verteilung der Geschlechter, Sprachgruppen und Herkunft wurde geachtet, die Studie sei demnach als repräsentativ anzusehen. 11,3 Prozent der Befragten arbeiten im Tourismus, 12,3 Prozent sind in Rente, 25,1 Prozent haben einen Hochschulabschluss und 4,6 Prozent verfügen über kein eigenes Auto.

5 Postings

karlheinz
vor einem Jahr

@alpenelvis76, leider haben wir in Lienz abends eine "Geisterstadt".

 
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    MVP
    vor einem Jahr

    liegt vielleicht auch daran, dass man den karlheinz auch nie abends in der stadt antrifft

     
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      karlheinz
      vor einem Jahr

      @MVP ich behaupte das Gegenteil! Näher will ich mich dazu nicht äußern.

       
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c.haplin
vor einem Jahr

Na jetzt macht die Schischaukel in Sillian eh Sinn! Dann können die Südtiroler die Touristen ausschaukeln! Und der Schulz kann sie verschaukeln.

 
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alpenelvis76
vor einem Jahr

Die Geister die man rief, wird man nicht mehr los.

 
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