Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei... In meiner Jugend bin ich zweimal aus einem Schulchor geflogen. Weil ich nicht bis drei zählen konnte. Für mich war das die wiedergewonnene Freiheit, für den Schulchor eine verlorene Stimme. Der Schulchor war, gottseidank, groß genug, um die verlorene Stimme zu kompensieren. Nicht auszudenken, wäre der Schulchor ein Trio gewesen oder gar ein Solist! Die verlorene Stimme hätte in diesem Fall einen unwiederbringlichen Schaden bedeutet. Jeder Solist kann ein Lied davon singen. Oder vielmehr nicht mehr.
Hans Peter Doskozil ist so ein Solist. Zwischen Soll und Ist klafft allerdings eine entscheidende Differenz. Doskozil ist der einzige mit absoluter Mehrheit herrschende Landeshauptmann in Österreich, noch dazu als Sozialdemokrat! Nach nicht einmal einem Jahr hatte er durch eine vorgezogene Neuwahl den von Hans Niessl geerbten Regierungspartner FPÖ ausgetrickst. Seine Ankündigung aber, dasselbe auch auf Bundesebene zu versuchen, wurde ihm in den eigenen Reihen als unzulässiges Überholmanöver von rechts ausgelegt. Wahlen werden schließlich nicht an den Rändern, sondern in der Mitte gewonnen!
Was der Sozialdemokratie dabei aber entging: Die Mitte ist in Österreich längst durch die Regierungsparteien besetzt und als solche dem Wärmetod nahe. Der Gnadenschuss des pannonischen Snipers ging deshalb daneben und traf die eigene Chefin mitten ins Herz. Sie war angezählt – wenn die Metapher erlaubt ist, denn mit dem Zählen hat man es in der SPÖ offensichtlich nicht so –, doch sind angezählte Gegner gefährlich. Ausgezählte sind es noch mehr, dazu aber später! Kehren wir vorerst noch einmal zu unserem Chorbeispiel zurück.
Die Gesangseinlagen, die nun folgten, glichen am Ende der Polyphonie nach dem Turmbau zu Babler. Oder dem Krieg auf der Wartburg, bei dem sich ausgerechnet die Wiener Sängerknaben, um sich nicht zwischen Stimmbruch und brüchiger Stimme entscheiden zu müssen, um eine weibliche Stimme bemühten. „You always play one, two, three, one, two three“, soll der Dirigent Wilhelm Loibner ein japanisches Präzisionsorchester, mit dem er den Wiener Walzer einzustudieren hatte, kritisiert haben, „but the Viennese Waltz goes so: one, two – and perhaps: three!“
Und so kam es dann auch: Die angezählte Stimme schied aus, und es blieb nur noch die Frage, welche der restlichen beiden ausgezählt werden würde. Die Antwort war, wie wir wissen, alles andere als unmissverständlich, dafür aber witzig. Allerdings nur, wenn man aber und witzig zusammenschreibt. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Nach dem Auszählungsdebakel am Linzer Parteitag gilt für die Sozialdemokratie Österreichs aber die umgekehrte Variante: Ohne den Spott und die Häme der anderen hätte sich auch der Schaden in Grenzen gehalten.
Wahlen werden nicht an den Rändern, sondern in der Mitte gewonnen. Die Binsenweisheit jedoch übersieht, dass für die Sozialdemokratie solches nur um den Preis eines Auffahrunfalls zu machen sein wird. Andreas Babler wird nun das Überholmanöver von links angehen, um sich dann, so wie es der österreichischen Straßenverkehrsordnung entspricht, vor den anderen wiederum in der Mitte einzureihen. Die Mitte wird dann allerdings eine andere sein. Selbst Georg Dornauer, dem der Bürgermeister von Galtür bislang näherstand als der von Traiskirchen, hätte das zur Kenntnis zu nehmen.
2 Postings
Wie lautete die Schlagzeile so schön: " Vertauschte Stimmen bei der SPÖ - jetzt ist Babler heiser!" 🤣🤣🤣
Super geschrieben vom Rudi ...wenn ich mir den momentanen Zustand unseres Landes anschaue, kanns ja eh nur mehr besser werden. Und soviel, wie schwarz/grün die letzten Jahre zusammen gebracht haben, schafft die Sozialdemokratie in jedem Fall, egal unter welchem Vorsitzenden....denk ich mir halt mal sooo, an einem gemütlichen Sonntag Vormittag....in diesem Sinne schönes Tagl :-)
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