Bereits seit 2001 ist es in Österreich möglich, ein Kind in einem Krankenhaus anonym auf die Welt zu bringen. Die Mutter muss dabei also nicht ihren Namen nennen. Durch die anonyme Geburt soll die Gesundheit von Mutter und Kind durch die medizinische Betreuung und soziale Beratung gesichert werden.
Auch die medizinische Vor- und Nachbetreuung der Mutter ist anonym möglich. Nach der Geburt übernimmt vorerst der Kinder- und Jugendhilfeträger die Obsorge für das Kind. Die Mutter hat nach der Geburt sechs Monate Zeit, um die Freigabe zur Adoption gegebenenfalls zu widerrufen. Bleibt die Mutter anonym, wird die Adoption rechtskräftig und das Kind wird an Adoptiveltern vermittelt.
In manchen Kliniken besteht aber auch die Möglichkeit, ein Kind in einer sogenannten „Babyklappe“ abzugeben. Mütter in Not können dort Neugeborene unerkannt abgeben. So wird verhindert, dass Babys ausgesetzt oder gar getötet werden. Vielleicht ist es nicht das Kind des Ehemannes, vielleicht fehlt das Geld für ein weiteres Familienmitglied oder der Zeitpunkt ist einfach falsch – die Gründe für derartige Notsituationen sind vielseitig und auch in wohlhabenden Gesellschaften mit vielen Angeboten und Beratungsstellen ein Thema.
Die einzige Babyklappe Tirols gibt es am Nordeingang des Lienzer Bezirkskrankenhauses. „Babynest“ steht in weißen Lettern auf dem Kippfenster. Die Klappe wurde 2001 eingerichtet, nachdem zuvor ein verlassenes Kind in einem Einkaufszentrum gefunden wurde. Im Gegensatz zur Babyklappe besteht das Angebot der anonymen Geburt in allen öffentlichen Tiroler Krankenhäusern. Den jüngsten Aufschrei der jungen Neos – kurz JUNOS – kann man in der Landesregierung nicht nachvollziehen. Der Nachwuchskader der Pinken hatte in einer Presseaussendung die Einrichtung einer Babyklappe in Nordtirol gefordert.
Vor allem wegen der medizinischen Betreuung sei jedoch die anonyme Geburt einer Babyklappe vorzuziehen, heißt es seitens des Landes auf Anfrage von dolomitenstadt.at. Dass dieses Angebot in Tirol präferiert wird, zeigen auch die Zahlen. So wurde in das „Babynest“ in Lienz seit 2001 noch nie ein Kind gelegt. Wie Primar Andreas Mayr erklärt, tönt ein Alarm auf mehreren Stationen, wenn jemand ein Neugeborenes im Nest abgibt. Die Warnanlage wird wöchentlich überprüft.
„Zum Wohle der Frauen, aber vor allem auch der Kinder, setzen wir weiterhin auf die anonyme Geburt.“
Cornelia Hagele & Eva Pawlata
Im Vergleich dazu wurden von 2015 bis 2022 aber insgesamt 30 anonyme Geburten in Tirol verzeichnet. „Zum Wohle der Frauen, aber vor allem auch der Kinder, setzen wir weiterhin auf das Angebot der anonymen Geburt. Hier werden nicht nur die Rechte der Mütter, sondern auch der Kinder bestmöglich verfolgt. Für Kinder, die in einer Babyklappe gefunden werden, ist es in der Regel kaum möglich, etwas über ihre Herkunft in Erfahrung zu bringen. Anders der Vorgang bei einer anonymen Geburt“, erklären die zuständigen Landesrätinnen Cornelia Hagele und Eva Pawlata.
So werde den anonym gebärenden Müttern empfohlen, einen Brief an ihr Kind zu verfassen, in dem eigene Beweggründe oder gute Wünsche niedergeschrieben werden können: „Auf diese Weise erhält das Kind zumindest Hinweise, die in späteren Jahren für die Identitätsentwicklung bedeutsam sind.“ Nichts über die eigene Herkunft zu wissen kann eine große seelische Last sein.
Neben der anonymen Geburt setzt das Land auch auf Beratung und Aufklärung. Müttern und Eltern stehen im Falle einer ungewollten Schwangerschaft flächendeckende und niederschwellige Angebote zur Verfügung. Die Kinder- und Jugendhilfe bietet Schwangeren und Eltern in allen Bezirken eine anonyme und kostenlose Unterstützung sowie rechtliche Beratung an. Weitere Anlaufstellen sind „DOWAS“, die „First-Love-Ambulanz“ der Tirol Kliniken richtet sich an Jugendliche.
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