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„Innere Ruhe ist der Ausgangspunkt meiner Arbeit“

Fritz Ruprechter in der Kunstwerkstatt Lienz. Vernissage am Freitag, 2. Juni, ab 19:00 Uhr.

Wir haben uns angewöhnt, die Hervorbringungen der zweidimensionalen Kunst „Bilder“ zu nennen. Obwohl die Bezeichnung ungenau ist, trifft sie auf die künstlerische Produktion der Gegenwart durchaus zu, solange wir damit nicht ausschließlich Abbilder einer visuellen Wirklichkeit meinen. Die Tradition kennt nämlich wesentlich mehr Möglichkeiten als das klassische Tafelbild, das als fiktive Wirklichkeit an der Wand hängt, und durch das Absehen von ihrer gegenständlichen Abbildverpflichtung werden die malerischen Mittel nicht etwa beliebig, sondern konkret. 

Fritz Ruprechters in Ägypten, Chile und vor allem in Japan erweitertes Bildverständnis hat sich in Rauminstallationen, Fassadengestaltungen und in der Buchkunst bewährt: 2011 wurde sein mit Walter Pamminger konzipierter Band „Viel/Falten“ mit dem Staatspreis für das schönste Buch Österreichs ausgezeichnet.

Fritz Ruprechter, 2015, Aquarell und Lack auf Hartfaser gelb-grau, 90 x 90 cm.

Ruprechter hat auch dem Tafelbild neue Dimensionen erschlossen. In Streifen geschnittene und in Wachs getränkte Aquarelle werden auf einen Träger aufgebracht, dessen Bildmuster ihrer seriellen Reihung geschuldet ist. Die Teilung der Streifen sind mit den Koordinaten der Tafel ins Verhältnis gesetzt und ergeben den (Algo)Rhythmus einer Komposition, die sich über die Grenzen des Bildes hinaus fortsetzt. So kann man ein in sich geschlossenes Ganzes wiederum als Ausschnitt eines größeren und möglicherweise unendlichen Zusammenhanges begreifen.

Zweimal schon gewann Ruprechter die österreichischen Meisterschaften im Kyudo, dem Weg des japanischen Bogenschießens, doch er ist, wie er selbst sagt, noch lange kein Meister. Auch die Ausstellung in der Kunstwerkstatt Lienz, die eigentlich für Fritz Ruprechters 70. Geburtstag geplant war, könnte man als Zwischenbilanz auf dem Weg zur Meisterschaft werten.

„Innere Ruhe ist der Ausgangspunkt meiner Arbeit und umgekehrt ist die Arbeit Ausgangspunkt für die innere Ruhe.“ Dem gebürtigen Matreier sitzt die Gelassenheit offenbar in den Genen. Ruprechter will diese auch an sein Ausstellungspublikum weitergeben: „Das Schauen wird zum Inhalt oder der Weg zum Ziel. Die Bilder verändern oder erweitern ihr Aussehen durch den sich ändernden Blickwinkel.“


Fritz Ruprechter in der Kunstwerkstatt Lienz
Vernissage: Freitag, 2. Juni, 19:00 Uhr
Öffnungszeiten: 5. Juni bis 4. August 
Montag bis Freitag, 10:00 bis 12:00 und 13:30 bis 17:00 Uhr

Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

2 Postings

c.haplin
vor einem Jahr

Da freue ich mich schon heute, dass ich den Autor oder Herausgeber (das weiß ich jetzt nicht) des schönsten Buches Österreichs, in der mit Sicherheit schönsten Galerie im Bezirk (auch nicht nichts), bei der Vernissage bestaunen darf! Danke Rudi Ingruber, dass du unseren Horrizont immer wieder etwas erweiterst!

 
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    r.ingruber
    vor einem Jahr

    Nicht nur den Horizont, auch das Herz ❤❤❤

     
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