Wer auf dem Lienzer Bahnhofsvorplatz den Kopf hebt, blickt seit wenigen Wochen in Überwachungskameras, die den gesamten Parkplatz im Blick haben. Doch wer wirft hier ein wachendes Auge auf Bahnpassagiere, Supermarktkunden und Taxifahrer?
Eine schnelle Recherche ergibt, dass der eingemietete Supermarkt „MPreis“ die Kameras für die Parkraumüberwachung vor dem Bahnhof installiert hat. Wegen der vielen Dauerparker sei der Platz allmählich eng geworden, erfahren wir aus der Apotheke und der Trafik, die wie MPreis Mieter der ÖBB sind.
Zwei Kameras erfassen nun jedes Fahrzeug, das über die Einfahrt im Osten auf den Parkplatz vor dem Bahnhof fährt. Die Kennzeichen werden gespeichert und nachdem der Wagen das Areal über die Ausfahrt an der Bahnhofskreuzung verlassen hat, ergibt die Differenz die Parkzeit. Wurden die erlaubten 90 Minuten überschritten, flattert den Zulassungsbesitzern ein Brief mit zwei Fotos von der Ein- und Ausfahrt ins Haus.
Absender ist aber weder MPreis noch eine Behörde, das Schreiben kommt von einem Münchner Startup mit Sitz in Salzburg. „Parkdepot“ nennt sich das Unternehmen, das interessierte Firmen mit ihrer „Supervision“-Videotechnologie ausstattet. Überwacht wird nicht mittels Bewegtbild, wie die Firma auf ihrer Website beteuert, sondern anhand von Kennzeichenscannern mit Einzelaufnahmen.
Am Lienzer Bahnhof weist ein blaues Schild mit Kamerasymbol bei der Einfahrt auf die Kameras hin. Bei Verstößen fragt Parkdepot für 15,30 Euro bei der BH Lienz den Fahrzeughalter ab und stellt eine Zahlungsaufforderung zu. Rechtlich ist das laut Auskunft der BH gedeckt, hier bestünde sogar eine Auskunftspflicht.
Das System verwendet MPreis seit geraumer Zeit auf anderen Parkplätzen, auch beim Supermarkt nahe der Hochstein-Talstation in Lienz. Gestraft wird rigoros und auch an Feiertagen, wie Google-User:innen in ihren Online-Bewertungen monieren. Die Gegebenheiten vom klar abgegrenzten Supermarkt an der Iseltaler Straße unterscheiden sich jedoch deutlich vom Bahnhofsareal, wo sich MPreis- mit Bahnkund:innen mischen.
Laut „Parkdepot“ werden die vor dem Bahnhof gesammelten Daten und Fotos bei „vertragskonformen Parkvorgängen“ binnen 48 Stunden, bei einer Nachverfolgung innerhalb der gesetzlichen Frist gelöscht. Weil aber jedes einfahrende Fahrzeug erfasst wird, landen auch die Fotos und Kennzeichen jener Autos bei einem Startup in München, die nur zum Abholen oder Absetzen von Zugpassagieren vorfahren.
Sie sind zwar keine MPreis-Kunden, müssen aber durch den MPreis-Parkplatz, um vor den Haupteingang zu gelangen. Doch die Pointe kommt erst: Die Frage von dolomitenstadt.at, ob und warum die ÖBB mit dieser Überwachung einverstanden sind, sorgte bei den Bundesbahnen für Verwunderung. Denn eine Erlaubnis zur Überwachung habe MPreis von den ÖBB, denen der Parkplatz gehört, nie erhalten.
„Die Firma MPreis hat als unser Pächter eine geplante Videoüberwachung des gemieteten Parkraumes im Februar 2023 mit den ÖBB besprochen. Bedauerlicherweise wurde die Anlage in Betrieb genommen ohne – wie seitens ÖBB Infrastruktur AG ausdrücklich gefordert – uns die normativ erforderlichen Unterlagen vorzulegen und ohne die finale Prüfung der Datenschutzbeauftragten der ÖBB Infrastruktur AG abzuwarten. Der Pächter wird noch heute aufgefordert, die Anlage bis zur Vorlage aller Genehmigungen mit sofortiger Wirkung außer Betrieb zu nehmen“, erklärt ÖBB-Pressesprecherin Rosanna Zernatto-Peschel.
Auch die Stadt Lienz wusste nichts von den Kameras. Der rechtliche Rahmen bietet durchaus Interpretationsspielraum. Ob der Einsatz einer Bildverarbeitungsanlage nach der DSGVO rechtmäßig ist, ist laut Auskunft des zuständigen Ministeriums „im Einzelfall zu prüfen“. Die Videoüberwachung sei im privaten Bereich – wie es bei MPreis der Fall ist – „nur innerhalb sehr eng gesetzter Grenzen rechtmäßig.“ Unter anderem nur dann, wenn gelindere Mittel unzureichend sind und die Überwachung auf ein zeitlich und örtlich unbedingt erforderliches Ausmaß beschränkt ist.
Parkdepot beteuert auf seiner Website, dass die Datenerfassung „dem Zweck angemessen und auf das notwendige Maß beschränkt“ sei. Einige Zeilen darüber schreibt das Unternehmen jedoch: „Wir haben Ihren Parkplatz rund um die Uhr im Blick.“ Als Parkplatzbetreiber erhält man außerdem Zugang zu einer Plattform, die einen Überblick über alle Aktivitäten auf der jeweiligen Parkfläche bietet. Parkdepot analysiert zudem alle gesammelten Daten: „Aus welchen Regionen stammen Ihre Kunden? Wann sind Stoßzeiten? Unsere Datenanalyse liefert Antworten.“
Ein Statement zur Causa wurde der Redaktion von MPreis zwar versprochen, bis heute aber nicht übermittelt. Eine Rückforderung bereits bezahlter Verstöße schließt die Vorsteherin des Lienzer Bezirksgerichts, Irene Mayr-Brunner, aber aus. MPreis habe in diesem Fall die Beweise auf unlautere Weise gesammelt, das ändere aber nichts an den Nutzungsbedingungen, die ein Entgelt bei Verstößen vorschreiben.
23 Postings
Wer seinen Einkauf in 1,5 Stunden nicht schafft sollte sich dann wohl eher zuhause schon überlegen was er kaufen will. Auch Kaffeetrinken sollte da noch möglich sein. Und sonst wie gesagt...QR-Code und 3 Stunden frei parken. War vorher schon ein paar mal da und hab wegen den Dauerparkern keinen Parkplatz bekommen. Musste daher auf alternative Apotheken ausweichen. Ist für mich auch ok. aber die Bahnhofapotheke freuts sicher nicht. Ausserdem sehe ich ja auch eine Haftungsfrage. Wer haftet für Sachbeschädigung ausserhalb der Betriebszeiten? Also wenn ich Pächter der Parkflächen wäre wäre mir mit einer Überwachung auch wohler...
Ich war trotz dieser Negativschlagzeile am Sonntag etwas holen, so wie schon einige male zuvor, weil Baguette einfach schön zubereitete, leckere Brötchen und Snacks anbietet. Das Personal bzw. die Damen sind jedesmal super freundlich, da können sich "MANCHE" Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderer Lebensmittelketten, die unter der Woche arbeiten, etwas abschneiden. Die Betonung liegt aber auf "MANCHE", um das nicht falsch zu verstehen, der Großteil der Mitarebeiterinnen und Mitarbeiter im Handel macht einen tollen Job. Und ich habe mich durch die Kameras nicht gestört gefühlt, da man im normalen Rahmen ganz legal dort parken darf, also vollkommen umsonst die Aufregung.
... dann haben die Radlfahrer und Fußgänger endlich einmal einen kleinen Vorteil ...
Was die meisten nicht wissen: Am Verkaufsstand vom Baguette steht eine Tafel mit einem QR-Code. Mit dem Handy einscannen, Autonummer eingeben und abschicken. So kann man 3 Stunden parken. Wer in dieser Zeit nicht einkaufen und Kaffee trinken kann, dem ist nicht zu helfen. Früher war zum Einkaufen einen Parkplatz finden ein Problem, jetzt gibt es genügend freie Plätze.
Zuerst existiert der Bahnhof ausschliesslich durch das Geld der Steuerzahler. Das muss man einmal vorausschicken. Dass der Parkplatz nicht schon in der Planung in ein öffentliches System eingebunden wurde spricht Bände über die Planlosigkeit der Politik, auch die ÖBB Infra hat wohl ihre Bahnhöfe so gut im Auge, dass sie das seit Wochen bestehende System nicht einmal bemerkt hat. Am Ende sind alle aber sowas von überrascht. Gratuliere! Die Welt heut ist wohl schon wie Sinowatz meinte zu kompliziert. Was hier aber unerwähnt bleibt u weil sich alle an MPreis abarbeiten ein Punkt zur Ehrenrettung des Unternehmens: Man kann dort 1,5 stunden einfach so parken.
Finde es richtig das da was unternommen wird,es parken immer mehr die in der Umgebung arbeiten..ausserdem Einbahn kennen die wenigsten...bis es mal bei der Einfahrt richtig kracht.
wer von Mitgliedern der glorreichen Adlerrunde etwas anderes erwartet, ist naiv.
Der M- Preis schaut halt auf seine Kunden!!!
Einfach meiden solche Geschäfte!!!
Ernsthaft du heulst wegen paar die wahrscheinlich so schlecht sind das man eh nix erkennt? Aber hauptsache ein Handy haben . Doppelmoral off
Ich werde in Zukunft in diesen Geschäft nicht mehr einkaufen. Das ist einfach nur eine Frechheit so die Kunden hinein zu legen und abkassieren. LG.
Wenn ja nur einkaufen warst, wurdest ja auch nicht abkassiert...oder ?
@Mumi:.....einfach an die Regeln halten, dann passiert nichts: kein Hineinlegen ( ausser Einkauf ins Wagele ) und kein Abkassieren ( ausser an der Kasse ), auch keine Frechheiten ! Aber Verkehrsregeln sind in Lienz für die meisten Empfehlungen, an die sich gefälligst alle ANDEREN zu halten haben und Verkehrszeichen sind Dekoration!!
Soviel Probleme mit dem neuen Umbau des Bahnhofes und jetzt noch Vidioüberwacht???Na sauber!! Aber wir weden immer gläsender!! Das ist die weitere Zukunft
was für Probleme mit Umbau.? ist doch höchst an der Zeit gewesen...Und gehört noch mehr überwacht wenn man diese sinnlose absichtliche Beschädigungen so sieht. Ich habe kein Problem mit einer Überwachungscamera...habe aber auch nichts vor - vordem ich mich verstecken müßte.
@Danny, von welchen Problemen redest du eigentlich; von denen der Nichtbeteiligten die gerne die Eröffnung übernommen hätten? Lienz hat endlich einen tollen Bahnhof, dort findet - wie man sieht - wieder Leben statt und dass das auch weiterhin gut funktioniert, sind derartige Begleitmaßnahmen notwendig - wie überall. Wovor hast du Angst? Freu dich einfach!
Danny, noch was: M-Preis ist Besitzer/Pächter der Parkplätze, die das Unternehmen seinen Kunden zum Einkaufen oder für einen Kafeeplausch im Ladele kostenlos bereitstellt. Für andere wurden im östlichen Gelände Parkflächen ausgewiesen - gegen einen kleinen Obolus. Sogar für Kurz- und Langverweiler möglich. Stell dein Autilein einfach dorthin. Stressfrei, das beruhigt dein Gewissen.
Ich erhielt auch ein schreiben weil ich von 9.4 auf den 10.4 dort über Nacht geparkt hätte.Der Clou an der Geschichte: Ich war am 9.4 einkaufen,fuhr nach 15 minuten weg,am 10.4 holte ich in der früh um 8 uhr ca. die Semmeln. Die nehmen jetzt das foto vom 9.4 her und schreiben ich wäre erst am 10.4. weggefahre. Hab Einspruch gemacht u.wenns stur bleiben gehts zum Rechtsschutz.
Am 9.4. gegen die Einbahn Richtung Kärnten rausgefahren, am 10.4. korrekt Richtung Westen den Parkplatz verlassen? Frage mich wie die ganzen Autos erfasst werden, die nach Osten hin rausfahren, weil's kürzer ist.
stefi beides korrekt verlassen richtung Ampel
verkehrsregeln haben immer noch die wenigsten interessiert - egal ob einbahntafel oder nicht. seitdem diese art der parkraumüberwachung bei den besagten m-preis märkten mode ist, sehen mich diese märkte nicht mehr. und so wird der mölk bei zuwenig umsatz auch diesen markt wieder schliessen. die grenze zwischen dauerparkern und legal einkaufenden und vielleicht noch im baguette einen kaffeetrinkenden parker lässt sich offenbar nicht festsetzen. deshalb kein m-preis und kein baguette kaffee mehr, denn letzteren möchte ich unbefangen genieesen und mich nicht fühlen als ob ich auf der flucht bin
@chiller: dann kannst gleich auch die Spar meiden, die machen's auch, wenngleich ohne Kamera.. und den Hofer, der hat sogar einen Schranken am Wochenende....
schwarzer .... zum ersten kann i beim spar und beim hofer keinen kaffee trinkn, zum zweiten sind spar und hofer nicht videoüberwacht, zum drittn wird dort auch niemand eine zahlungsaufforderung bekommen, der mal a paar minutn über die parkzeit ist - was im fall der überwachung auf den beiden mpreis parkplätzen sogar sekundengenau geht.
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