„Drohnen sind eine Landplage“ oder „Schon wenn ich eine Drohne nur höre, krieg ich eine Wut“: Aussagen, die der Geschäftsführer des Anraser Pfleghauses, Gottfried Unterweger, öfter zu hören bekommt. Aus diesem Grund beschloss man im vergangenen Jahr das Anraser Drohnenfestival ins Leben zu rufen, um das Thema Drohne kompetent und umfassend darzustellen. Am vergangenen Wochenende ging das Event zum zweiten Mal über die Bühne.
Wenn die Waldgenossenschaft Iseltal ihr Rundholzlager vermisst, erledigt das mittlerweile Dominic Rindler mit seiner Drohne. Die Rundholzpolter werden aus verschiedenen Perspektiven automatisiert fotografiert. Am PC erstellt Dominic dann daraus ein 3D-Modell, aus dem die Festmeter ermittelt werden. Die Drohne misst wesentlich schneller und genauer als die bisher angewandte konventionelle Methode.
Auch bei der Borkenkäfer-Früherkennung hilft die Drohne. Durch automatisierte Flüge werden Multispektral-Aufnahmen erstellt. Die zu überwachenden Gebiete werden mindestens zweimal im Abstand von drei bis sechs Wochen überflogen. Dadurch können Veränderungen in der Vitalität der Bäume frühzeitig lokalisiert werden.
Das Lienzer Vermessungsbüro von Lukas Rohracher schickt die Drohne in die Luft, wenn es darum geht, Gebäude oder Geländestrukturen zu vermessen. Großteils werden die Projekte automationsunterstützt beflogen, das heißt, der Pilot definiert „nur“ das Gebiet, das abgedeckt werden muss. Die Flugsoftware legt anhand definierter Parameter bezüglich der Flughöhe vs. Bodenauflösung und Überlappungsangabe der einzelnen Fotos (60 bis 80 Prozent) eine optimierte Route fest. Heraus kommen dann unter anderem sehr präzise Geländemodelle von Großbaustellen oder Steinbrüchen, verzerrungsfreie, maßstabsgetreue Abbildungen der Erdoberfläche oder die detailgetreue Dokumentation der Beschaffenheit von Straßen.
All das und mehr gab es beim Drohnenfestival in Anras zu erfahren. Mit dabei waren zwölf weitere Aussteller, die die neuesten Drohnenmodelle vorstellten, über die gesetzlichen Regeln und die erforderlichen Versicherungen informierten, den Einsatz von künstlicher Intelligenz vorstellten oder über Rehkitzrettung mit Hilfe von Drohnen berichteten. Mit dabei waren außerdem der junge Drohnenfilmer Luca Putzer, der Mölltaler Drohnenfotograf Peter Maier und auch der Bezirksfeuerwehrverband Kufstein, der Drohnen bei der Personensuche, der Aufnahme von Verkehrsunfällen oder der Suche nach Brandnestern einsetzt.
Zu den Vorträgen und der Ausstellung gab es im Stundentakt Flugshows. Die jeweiligen Piloten zeigten dabei aber nicht nur ihre Flugkünste. Sie erklärten ihre Fluggeräte in ihren technischen Einzelheiten, führten unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten vor und beeindruckten das zahlreiche Publikum mit spektakulären Aufnahmen, die auf Monitore übertragen wurden.
Was sich jetzt wie eine Ansammlung von Fachleuten und Freaks anhört, war in Wirklichkeit auch ein Familiennachmittag. Die jüngsten Gäste bestaunten nicht nur die Vielzahl von Drohnen unterschiedlichster Bauart und die Dokumentationsvideos, die auf den Bildschirmen abliefen, sie durften im alten Mesnerhaus selbst Kinderdrohnen fliegen und an Simulatoren ihre Fertigkeiten erproben.
Der informative und unterhaltsame Nachmittag ging dann fast nahtlos in die Flying Horse Party über, veranstaltet von der Jungbauernschaft/Landjugend Anras.
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