KPÖ Plus sorgt in Salzburg für die Wahlüberraschung
ÖVP als siegreicher Verlierer. FPÖ auf Platz 2 vor einer historisch schwachen SPÖ. Neos fliegen raus.
Die ÖVP hat bei der Salzburger Landtagswahl eine empfindliche Niederlage erlitten, Platz eins letztlich aber doch recht souverän gerettet. Zweitstärkste Kraft sind nun die Freiheitlichen, die deutlich zulegten. Spektakulärer Wahlsieger ist aber die KPÖ plus, die neu und das sogar im zweistelligen Prozentbereich in den Landtag einzieht. Dafür fliegen die NEOS aus dem Landesparlament.
Laut vorläufigem Endergebnis inklusive Wahlkarten kam die Volkspartei von Landeshauptmann Wilfried Haslauer auf 30,4 Prozent, womit man mehr als sieben Prozentpunkte verlor. Platz zwei mit 25,8 Prozent geht an die FPÖ, ein Plus von etwa sieben Prozentpunkten, wobei man beachten muss, dass das freiheitliche Lager 2018 noch gespalten angetreten war und die FPS von Karl Schnell damals immerhin 4,5 Prozent geholt hatte. Die SPÖ muss ihr schlechtestes Salzburger Ergebnis verdauen und kommt auf 17,9 Prozent.
Doch die eigentliche Sensation dieser Wahl ist die KPÖ plus auf Platz vier, die mit 11,7 Prozent und vier Mandaten in den Landtag einzieht. Mit diesem Ergebnis liegen die Kommunisten klar vor den Grünen, die 8,2 Prozent der gültigen Stimmen erhielten. Die NEOS scheiterten an der Fünf-Prozent-Marke und fliegen aus dem Landtag.
Als Zweier-Koalition gehen sich eine Zusammenarbeit von ÖVP und FPÖ sowie eine von Volkspartei und Sozialdemokraten mit 22:14 bzw. 19:17-Mandatsmehrheit aus. Beide bisherigen Oppositionsparteien boten sich der Landeshauptmann-Partei noch amWahlabend umgehend an. SP-Spitzenkandidat David Egger zeigte sich offen für konstruktive Gespräche. Gleiches tat die freiheitliche Spitzenkandidatin Marlene Svazek, die ein "unglaubliches Ergebnis" feierte. Der Wählerwille sei es, "dass die Freiheitliche Partei Verantwortung übernimmt". Auch die Grüne Spitzenkandidatin Martina Berthold zeigte sich für "konstruktive Gespräche" offen, womit auch Schwarz-Rot-Grün als Option möglich ist.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), der sich betont gelassen zeigte und von einem interessanten und spannenden Wahlabend sprach, hielt sich in einem ersten Statement bedeckt, will aber eine tragfähige Mehrheit - und das schnell: "Wir tun da nicht lange herum", sagte er bei der Wahlfeier seiner Partei. Sondierungsgespräche dazu finden kommende Woche statt. Eine Dreier-Koalition mit SPÖ und KPÖ schloss Haslauer aber aus. Der Wunsch der Kommunisten sei es gewesen, Oppositionsarbeit zu machen. Der werde erfüllt. Insgesamt bilanzierte der ÖVP-Landeschef erstaunlich positiv: "Wir haben diese Wahl gewonnen." Die Verluste seien schmerzlich, "aber die holen wir wieder auf".
Sehr überrascht über das Ergebnis zeigte sich der kommunistische Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl. Er und sein Team führen damit die Kommunisten nach der Steiermark in einen zweiten Landtag. Dankl meinte zum Abschneiden seiner Partei, dieses sei ein starkes Zeichen, dass sich mehr Menschen eine andere, ehrliche Politik wünschten. Dankl war im übrigen laut Wahltagsbefragungen ebenso wie Haslauer ein besonders wichtiges Motiv für die Wähler, die Stimme bei der jeweiligen Partei abzugeben. In der Stadt Salzburg, wo er schon bisher und auch künftig Kommunalpolitik macht, landete die KPÖ nur knapp hinter der ÖVP sogar auf Platz zwei.
19 Postings
soso, der kommunismus wird in ö wieder salonfähig. die nicht so hellen riechen oberwasser. wollen wir hoffen, dass die nicht so hellen wähler denen das vermasseln.
Das Wahlergebnis in Salzburg war für mich keine Überraschung. Populisten (die mit dem "K" lehne ich entschieden ab!) und "Alles-Versprecher " sind in Europa im Vormarsch. Mit der Unzufriedenheit der Bürger:innen kann man gut punkten und: Mandate gewinnen. Nur, was werden sie ausrichten, die hochgelobten Gewinner? Sie wollen gar nicht mit-regieren sondern lediglich oppo-nieren. Wobei die anderen Parteien von ihnen was abschauen können. Sie sind näher am Bürger, als ihre Mitbewerber. Diesen Eindruck vermitteln die Etablierten nicht. Wenn sie einmal angestrebte Posten und Pöstchen im Trockenen haben, hört man wenig bis gar nichts mehr von ihnen. Beispiel Lienz. Politisch tätig sein, heißt: engagiert für die Bürger da zu sein, auch wenn es lästig ist und viel Zeit erfordert. Dafür gibt es Entschädigungen - die "kleinen" Funktionäre gehen leider leer aus. Also: aufwachen, im Besonderen beim heißen Thema "Wohnen", sonst gibt es weitere, unliebsame Überraschungen noch größeren Ausmaßes.
https://www.youtube.com/watch?v=G7auMtGhjKQ
Ein Gespenst geht um in Österreich....Nehammer und Doskozil fürchten sich schon
Sehr aufschlußreich mit welchen Argumenten man in einem der reichsten Länder der Welt punkten kann; da war doch was ähnliches in Graz vor langer? Zeit?? Und die sozialdemokratischen Politiker schaun ziehmlich alt aus, entzaubert gar in sozialen Fragen, und das bei dieser Tradition ... und das die anderen Parteien, ausgenommen vielleicht etwas die Grünen, sich mehr um die Spekulanten kümmerten wie um das Gemeinwohl, war sowieso klar.
Was ist eigentlich aus der Untertilliacher Gruppe geworden? War jahrelang die Gemeinde mit den meisten KPÖ Wählern, also prozentuell zumindest. Oder war das nur eine Gasthauspartie... ;-)
Richtig! Hab´ ich so nicht gewusst! Interessant, warum eigentlich? Mit ein paar Klicks bin ich auf die NR-Wahl 2008 gekommen – 18,8% für die KPÖ in Untertilliach! Und davor komplette Gegenrichtung, nämlich zur Haider Generation waren die Untertilliacher FPÖ-ler! NR-Wahl 1999 - 51,25% für die FPÖ
@chronos frag mich das eben auch, also ob die "echt" waren oder ob sich nur eine Clique a Hetz gemacht hat? War ein paar Wahlen lang so.
Beim ZiB2 interview Montag abends machte Hr.Dankl nicht den Eindruck eines strammen ,moskauhörigen Marxisten ; seine sozialpolitischen Vorstellungen waren in weiten Teilen durchaus nachvollziehbar. Da hat man von der sozialistischen Jugend schon ganz andere Töne gehört. Das Küssen des Mutterbodens des Sozialismus bei diversen Russlandbesuchen gehörte einst auch zum beliebten Ritual. Warum dann der düsterrote Name KPÖ, mit dem die meisten Diktatur und Terror verbinden. Klassenkämpferische Nostalgie ? Wehmütige Reminiszenz an die kommunistische, literarische Intelligenz vor allem im Frankreich der Nachkriegszeit ? Namen wie Grüne Linke oä. wären da wohl zuviel Bobo, kantiger klingt KPÖ allemal. Wenn Dankl bei seinen Programmvorstellungen bleibt, ist im gutes Gelingen zu wünschen, solange sein Bewegung nicht von Leuten unterwandert wird, die den Begriff Kommunismus etwas orthodoxer auslegen und solange nicht die Internationale in Salzburg ertönt. Der Hintergrund seiner Schwesternpartei in Graz ist da schon etwas anrüchiger. Zu hoffen ist, dass der Weckruf die schon peinlich lethargische SPÖ erreicht und auch die ÖVP einige Denkanstösse annimmt.
100% Zustimmung, Hr. Dr. Bahner – wunderbar zutreffend formuliert!
Noch eine Anmerkung zur Namensgebung KPÖ : Vielleicht auch eine Rückbesinnung auf eine Zeit, als Kommunismus noch ein Heilsversprechen war, eine Hoffnung der Völker; Marx noch frisch aus der Druckerpresse. Ein Zeit vor den Jahren des leninistisch-stalinistischen Staatsterrors . Werden große Ideen, sprich Ideologien zur Staatsdoktrin führt dies leider fast zwangsläufig zu autoritären Systemen. Der Name KP ist inzwischen mit sovielen Grauslichkeiten konnotiert, dass ich mich eines leichten Unbehagens nicht erwehren kann und seien die jetzigen Proponenten noch so einnehmend und altruistisch.
Kay-Michael Dankl will "Wohnen in Salzburg leistbar" machen. Mit welchen konkreten Maßnahmen habe ich noch nicht gehört (außer so allgemeinen Floskeln "Leerstand aktivieren", Mieten einfrieren" ...), wurde er auch in keinem Interview gefragt! In die Regierung will er nicht, von der Oppositionsbank "die Regierung treiben" ! Seit 2019 ist er Stadtrat in der Stadt Salzburg. Nach eigenen Aussagen hat er "die Stadtregierung angetrieben, für leistbares Wohnen zu sorgen"! Trotzdem (?) ist Salzburg die teuerste Wohngegend Österreichs .....
Ja, alle, die nicht den OVP/SPÖ/FPÖ - Stallgeruch haben, sind schon verdächtig im dunklen Österreichland. Versprechungen, meistens jedoch leere, ist man auch von den Altparteien gewohnt. So wird alles Neue schon von vornhinein diffamiert, obwohl die Worthülsen der Altparteien dieselben sind. Nur ja keine Veränderung! Außerdem ist K.M. Dankl nicht Stadtrat, sondern "nur" Gemeinderat. Aber der Unterschied geht ja nicht in Ihren Kopf!!!!!! (Zum Nachlesen: https://www.sn.at/wiki/Salzburger_Stadtrat). Ihr Zitat:"Trotzdem (?) ist Salzburg die teuerste Wohngegend Österreichs .....". Daran ist Ihrer Ansicht wohl K.M Dankl schuld, oder ?
beobacher52, Sie sollten vielleicht auch erwähnen, dass Dankl einen Teil seiner politischen Einkünfte bedürftigen Menschen zukommen lässt, diese berät und unterstützt. Alltäglich ist das unter Politikern (außer Grazer KPÖ-lern) nicht, oder? Und ich bin sicher kein KPÖler!
Sie gehören offensichtlich zur - leider nicht so kleinen - Spezis, welche glauben, dass Leute wie Ex BK Kurz, Ex-Vize Strache, Nehammer oder Kickl durch "redliche (?) Politik", "die Sorgen des kleinen Bürgers" ernst nimmt. JA, uns das glauben machen wollen, ansonsten nur leere Worthülsen! Ihre Taten ergeben aber ein anderes Bild. Die Volkspartei ist längst nicht mehr eine Partei und an der Seite des Volkes!
Ist doch schon ein Erfolg eingetreten , Salzburg ist nur noch zweiter bei Mieten , Innsbruck ist Nummer 1 in Österreich .
Der Herr Dankl hat die Stimmen erarbeitet , niederschwellig Bürgern der Stadt Salzburg zu ihren Rechtsansprüchen verholfen , sie nicht als Bittsteller dastehen lassen . Mit seinen eigenen Geld geholfen , 28000 € hat er gegeben . Für viele Bürger ist es nicht einfach mit die ganzen Dokumente , Anträge usw , Ämter machen es einen mit Absicht schwer, besonders den Schwachen . Da bei der Wahl nur Österreicher wählen durften , waren es bestimmt nicht nur Ausländer dehnen er geholfen hat .
ÖVP geht eh das Arschwasser , wenn Herr Dankl keine politischen Fehler macht und sich aufstellen lässt , werd er vielleicht nächstes Jahr Bürgermeister in Salzburg. Ein Traum
hallo chronos, das ergebnis in salzburg zeigt, dass sich viele wähler eigentlich in keiner partei beheimatet oder vertreten fühlen und deshalb zu protestwähler wurden und deshalb bei kay-michael dankl andockten, der - wie du oben anmerkst - ja eine glaubwürdige sprache spricht, aber kaum strömung zum eurokommunismus zeigt. aber wer kann damit schon wirklich etwas anfangen - auch da hast du recht.
beim interview (zip2) der herrn haslauers ist in mir zornesröte aufgestiegen. wie überzeugt von sich und seiner partei muss dieser herr wohl sein, wenn er sich nach seinem herben stimmenverlust immer noch als alleiningen "sieger" brüstet und alle anderen parteien jetzt schon als bittsteller für die kommenden verhandlungen betrachtet und zugleich aber vergisst, dass er alleine ja eigentlich nur als null zählt.
ob sein vater (altlandeshauptmann) am zentralfriedhof noch selig schlafen kann?
Lieber senf, mich ärgert eher die Aussage von BK Nehammer zur Salzburg-Wahl: "Der Wahlerfolg der Kommunisten macht mir Sorgen!“ Weiters: "Er wolle den Menschen durch redliche Politik zeigen, dass wir ihre Sorgen ernst nehmen."
Na, Bumm! Die Sorgen der Menschen ernst nehmen, durch redliche Politik??? Wie oft sagen Politiker das nach Wahlniederlagen? Hat Nehammer die Politik in Ö in den letzten Jahren nicht mitbekommen??? Hier sieht man, wie abgehoben u. präpotent Politiker wie BK Nehammer und so manche (viele) anderen Politiker sind, die solche Floskel verwenden.
Auch sehr sympathisch die vielen jungen Gesichter, erinnert ein wenig an die Startzeit der Grünen Bewegung.
Graz und nun Salzburg. Die Menschen sehnen sich nach politisch Neuen!!! So ist der Wahltriumph des KPÖ-plus-Politikers Kay-Michael Dankl zu sehen...
Bei der Salzburgwahl, insbesondere in der Stadt (21,5%) sieht man, was in der Politik möglich ist. Die fast 12% der KPÖ plus ist der Person, Kay-Michael Dankl, geschuldet. Viele die die KPÖ-plus gewählt haben (davon erstaunlich ca. 3000 ehe. FPÖ-Wähler!) können mit der kommunistischen Partei nichts anfangen, wissen kaum etwas über Bolschewiki, Wladimir Iljitsch Lenin, Karl Marx, Friedrich Engels oder wissen gar Unterscheidungsmerkmale zwischen Leninismus, Marxismus-Leninismus, Titoismus, Trotzkismus, Maoismus bzw. Eurokommunismus.
Ich behaupte nun einmal, dass Kay-Michael Dankl sehr viele Protestwähler auf sich ziehen konnte. Der eher "grüne" KPÖ-ler Dankel hat auch keine linksradikale Attitüde. Zudem verzichtete Dankel auf sinnentleerte Polit-Sprache. Zudem zwei wichtige Wahlmotive reichen, welche Dankel auch glaubwürdig an die Bürger:innen im Wahlkampf vermitteln konnte: Ehrlichkeit in der Politik u. Thema Wohnungsnot in Sbg. Stadt bzw. leistbares Wohnen.
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