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Unterhalb von Lienz liegt ein riesiger Grundwasserspeicher. Doch es fehlt ihm an Inhalt. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner

Unterhalb von Lienz liegt ein riesiger Grundwasserspeicher. Doch es fehlt ihm an Inhalt. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner

Grundwasser schwindet: Niedrige Pegel in Osttirol

Alarmierende Tiefstwerte im Lienzer Becken. Entscheidend sind die Niederschläge im Sommerhalbjahr.

Österreichs Grundwasser schwindet. Das Land leidet wie fast ganz Europa unter dieser Entwicklung, wie eine aktuelle EU-Studie bestätigt. Bei 130 von 218 Messstationen wurden hierzulande im März „niedrige“ oder gar „historisch niedrige Pegel“ registriert.

Der vergangene Sommer war heiß. Gepaart mit wenig Regen folgten Dürreperioden, in denen die Felder wiederum mehr Grundwasser benötigten. Expert:innen sind sich einig darüber, dass die Klimakrise derartige Szenarien prolongieren und verschärfen wird.

Aus dem Landwirtschaftsministerium von Norbert Totschnig (ÖVP) sowie seitens der Tiroler Landesregierung wurde kürzlich beruhigt: Die Trinkwasserversorgung sei nicht in Gefahr. Totschnig kündigte bereits Maßnahmen an, damit sich daran nichts ändere.

Laut dem EU-Projekt „G3P“, bei dem die Pegelschwankungen mittels Satellitengravimetrie erfasst werden, sind die Grundwasserressourcen in Europa seit 2018 konstant niedrig. Demnach könnten sich Österreichs Reserven im schlimmsten Fall in einem Vierteljahrhundert um rund 23 Prozent reduziert haben. In Zahlen würde das einem Schwund von 5.100 auf 3.900 Millionen Kubikmeter entsprechen.

Fest steht: Während der Bedarf an Trinkwasser steigt, zeigen die Trends in Österreich nach unten – vor allem im Osten. Im Süden sieht die Lage aktuell nur bedingt besser aus. In Tirol gibt es bei den Grundwasserpegeln derzeit regional starke Unterschiede. Während sich die Reservoirs in Nordtirol allmählich zu füllen beginnen, stecken die Pegel in Osttirol an zahlreichen Messstationen im Keller fest.

Sichtbar wird das bei einem Blick auf die hydrographische Karte des Landwirtschaftsministeriums. Osttirol liegt bei den Grundwasserpegeln im trockenen Trend. Zahllose Messstationen leuchten orange oder rot. Gemessen wird der Wasserstand vom Meeresspiegel ausgehend. In Matrei bewegt sich der Graph seit Herbst deutlich unter dem langjährigen Mittel, teils auch unterhalb der Extremwerte der letzten Jahre. Auf den Mittelwert fehlen derzeit rund vier Meter, der Pegel liegt bei 770 Metern.

Der aktuelle Grundwasserstand im Lienzer Becken. Screenshot: Hydro Online

Unwesentlich besser sehen die Werte in Lienz aus. 654,6 Meter zeigt der Pegelstand im großen Grundwassersee unter der Stadt. Auf das langjährige Mittel seit 1986 fehlen damit rund drei Meter. Auffallend ist in diesem Jahr zudem die schleppende Füllung der städtischen Wasserspeicher.

„Die Grundwasserstände liegen in Osttirol deutlich unter den langjährigen Mittelwerten.“

Christa Entstrasser-Müller, Presseabteilung Land Tirol

Diesen Eindruck bestätigt das Land Tirol nach Rücksprache mit den zuständigen Expert:innen. „Von einem niedrigen Niveau des Sommers 2022 ausgehend, bleiben die Grundwasserstände insbesondere in Osttirol deutlich unter den langjährigen Mittelwerten. An einzelnen Messstellen werden die Extremwerte der vergangenen Beobachtungsjahre erreicht – so etwa im Lienzer Becken“, erklärt Christa Entstrasser-Müller vom Landespressedienst.

Die Pumpe des Lienzer Tiefbrunnens fungiert als Schlüssel zum unterirdischen Schatz.

In der sonnenverwöhnten Dolomitenstadt gab es zuletzt im Jahr 2017 vergleichbare Werte. Die Situation im Bezirk sei jedoch nicht mit Ostösterreich vergleichbar, zumal Grundwasser für die Trinkwasserversorgung eine sehr untergeordnete Rolle spiele, so Entstrasser-Müller: „Die Niederschlagsmengen unterscheiden sich auch deutlich vom Osten. Im Mittel fällt im Westen etwa doppelt so viel Niederschlag wie im Osten. Die Grundwasserstände stehen in direktem Zusammenhang mit Niederschlag, Schneeschmelze sowie Abflussbildung.“

Während in Ostösterreich die höheren Abflüsse im Mittel tendenziell im Winter und Frühjahr aus der Schneeschmelze auftreten, seien im alpinen Einzugsgebiet vornehmlich die Sommerniederschläge und die Gletscherschmelze für die höhere Wasserführung und Grundwasserdotierung verantwortlich. Die höchsten Grundwasserstände werden in alpinen Regionen daher im Sommerhalbjahr erreicht. „Die weitere Entwicklung der Grundwasserstände in Osttirol wird wesentlich vom weiteren Witterungsverlauf und den Niederschlägen im heurigen Sommer abhängen“, betont Entstrasser-Müller.

Der WWF warnt indes, dass nicht nur ausbleibende Niederschläge die Grundwasserpegel weiter sinken lassen werden. Auch Flussregulierungen, entwässerte Feuchtgebiete und die voranschreitende Bodenversiegelung würden ihren Teil beitragen. Aktuellen Schätzungen zufolge werden in Österreich pro Tag rund elf Hektar Boden versiegelt.

Das führe laut Umweltbundesamt nicht nur zum Verlust biologisch produktiver Böden, durch die Versiegelung werden diese mit einer wasserundurchlässigen Schicht überzogen. Im Monat März fiel die Niederschlagsverteilung in Osttirol sehr unterschiedlich aus. In Sillian fiel mit 68 Prozent des Mittelwertes unterdurchschnittlich wenig, in Matrei mit 109 Prozent hingegen überdurchschnittlich viel Niederschlag vom Himmel.

„Neben den Finanzen werde ich jetzt einen Blick auf die Pegelstände werfen.“

Raimund Steiner, Bürgermeister Matrei

Nichtsdestotrotz füllen sich die Grundwasserspeicher der Tauerngemeinde schleppend. Das Wasser steht Matrei derzeit nur aus finanzieller Sicht bis zum Hals. Bürgermeister Raimund Steiner erklärt auf Nachfrage, er habe die niedrigen Grundwasserstände „so nicht wahrgenommen. Neben den Finanzen werde ich jetzt aber auch einen Blick auf die Pegel werfen.“ Der erlösende Niederschlag ist derzeit noch nicht in Sicht.

14 Postings

alpenelvis76
vor 2 Jahren

Solange man mit Trinkwasser Pisten beschneien kann, wird es wohl nicht so schlimm sein.

 
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    genaugenommen
    vor 2 Jahren

    solang trinkwasser wegen voller speicher den berg herunter rinnt und es über die isel/drau "entsorgt" wird, ist es keine verschwendung, es nur leiweise ein bar monate in form von "kunst"schnee zurückgehalten was auch keine verschwendung ist.

     
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      Franz Brugger
      vor 2 Jahren

      es müsste aber sichergestellt sein, dass man da nicht Grundwassser dazumischt

       
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Burgi
vor 2 Jahren

Wir müssen dringend umdenken und wesentlich sorgsamer mit unseren wertvollen Ressourcen, Boden, Wasser und Grünland umgehen! Wie man sieht, hängt halt alles zusammen. Wenn ich daran denke, dass man in Matrei erst vor kurzem einen wertvollen Quellhang für die Goldried-Talabfahrt geopfert hat, die in Zeiten des Klimawandels eh nichts bringen wird, dann kann ich nur ungläubig den Kopf schütteln! Man hat die Gefahr durch den Klimawandel offensichtlich noch immer nicht realisiert, sonst hätte man sich anders entscheiden müssen!

 
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    tauernwind
    vor 2 Jahren

    @Burgi: diese Abfahrt in Matrei hat es dir ja angetan, wenn du sie mit Gewalt zum Thema machst. Du schreibst "...einen wertvollen Quellhang für die Goldried-Talabfahrt geopfert....", bleibt das Wasser nun einfach oben am Berg, oder glaubst rinnt es trotzdem weiter talwärts.....

     
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      Burgi
      vor 2 Jahren

      Es rinnt schon runter, aber die Quellen sind z. T. nicht mehr nutzbar! Und vor allem, diese wunderschön strukturierte, artenreiche Kulturlandschaft ist hin! Und das für etwas höchst Fragwürdiges! Und woher werden wir das Wasser zum Beschneien der Talabfahrt nehmen, wenn die Gletscher weg sind und es immer trockener wird? Wird interessant!

       
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      chiller336
      vor 2 Jahren

      des wossa für die beschneiung des neuen abfahrtsteilstücks kommt a sicha vom "bretterwandgletscher" ....tz tz tz

       
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tintifax
vor 2 Jahren

Etwas ist aber schon klar: der Schutz von Grundwasserquellen durch Maßnahmen wie die Reduzierung von Verschmutzung und die Einschränkung von Bauaktivitäten in Wassereinzugsgebieten kann dazu beitragen, das Schwinden des Grundwassers zu reduzieren.

Was mir persönlich als sehr wichtig erscheint ist, die Öffentlichkeit über die Bedeutung des Grundwassers und die Auswirkungen des Wasserverbrauchs aufzuklären, um ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des Wassersparens zu schaffen.

PS: und wenn wir schon dabei sind: Wasser trinken (2,0-2,5 Liter täglich) beugt vielen Krankheiten und Wehwechen vor :-)

 
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so ist es vielleicht
vor 2 Jahren

Wie sagte Fr. Bgm. vor ca. 2 Jahren: „Wir sitzen auf einem unglaublichen Schatz, um den wir uns kümmern müssen. An dieser besonderen Trinkwasserversorgung haben auch meine VorgängerInnen großen Anteil“, betont Bürgermeisterin Elisabeth Blanik.

Tja, man merkt nicht viel davon, wenn man sieht, wie weiter "feucht fröhlich" umgewidmet und versiegelt wird!!! 🙈 Nur weiter so, bis den Gemeinderäten das (dann fehlende) Wasser auch bis zum Hals steht, dann wird das Umdenken vlt. mal einsetzen, halt viel zu spät....

 
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    unholdenbank
    vor 2 Jahren

    Jaja, die Frau BGM ist wohl an allem schuld! Wahrscheinlich trinkt sie heimlich den Grundwassersee unter Lienz leer. Und, wenn jemandem was nicht gewidmet wird, ist auch sie schuld. Ihre Vorgänger/in waren ja sehr bedächtige Umwidmer. (Ironie off, für die Blitzgneiser). Nebenbei bemerkt liegt der Tiefbrunnen der Stadt Lienz im Einzugsgebiet der ehemaligen Mülldeponie östlich des ehemaligen ADEG/BILLA-Ladens bei den Klösterlegründen - Prosit!

     
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      Spitzkofel
      vor 2 Jahren

      Nur so am Rande - fahr mal von Lienz nach Amlach - schaue rechts - und du weißt wo der "inzwischen auch nicht mehr so neue" Tiefbrunnen der Stadt liegt (2005/2006)! SG

       
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      unholdenbank
      vor 2 Jahren

      Ja,genau ====>@Kritisch, und der Grundwasserstrom geht von West nach Ost, also genau vom Klösterlegrund zum Tiefbrunnen, mag er "inzwischen auch nicht mehr so neu" sein.

       
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WinK
vor 2 Jahren

Bei uns im Dorf wird seit Wochen der Fußballplatz beregnet - natürlich mit Trinkwasser. Wenn das Wasser im Sommer knapp wird, dann werden wir wassersparen müssen. Hauptsache der Fußballplatz ist grün.

 
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    phoenix
    vor 2 Jahren

    Awas, des passt schon so!

     
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