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Bei der Recherche rund um das Kraftwerk Kaunertal kam Filmemacher Harry Putz nicht daran vorbei, die naturbelassene Moorlandschaft des Platzertales zu besuchen. Foto: Putz/Freiluftdoku

Bei der Recherche rund um das Kraftwerk Kaunertal kam Filmemacher Harry Putz nicht daran vorbei, die naturbelassene Moorlandschaft des Platzertales zu besuchen. Foto: Putz/Freiluftdoku

Kraftwerk Kaunertal: „Bis zum letzten Tropfen“

Macht Tirol in der Energiewende alles richtig? Filmemacher Harry Putz begab sich auf Spurensuche.

Der Morgen graut noch, als Filmemacher Harry Putz zunächst mit dem Fahrrad, später zu Fuß das verlassene Platzertal erreicht. In den ersten Sonnenstrahlen des Tages fängt er mit der Kamera das idyllische Hochmoor ein, durch das sich ein Bach mäandernd schlängelt. „Unvorstellbar, dass hier ein 120 Meter hoher und 450 Meter breiter Staudamm entstehen soll“, meint er. Es sind die letzten Filmaufnahmen, die er noch braucht, um aus den Interviews, die er zum geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal geführt hat, eine Dokumentation zu gestalten. 

"Ich möchte mit meinem Talent der Welt etwas zurückgeben", meint Harry Putz zu seiner Motivation, soziale und naturschutzfördernde Filmprojekte umzusetzen. Foto: Dolomitenstadt/Huber

Aufgewachsen in Berg im Drautal hat er schon als kleiner Schulbub, wie er selbst erzählt, einen Umweltprotest mit der Filmkamera begleitet: „Damals sollte das Wasser aus dem Bach, der aus der Ochsenschlucht herauskommt und dort ein großes Schotter-Delta mit einer einzigartigen ökologischen Gegend bildet, abgeleitet werden. Die ganze Dorfgemeinschaft hat dagegen protestiert und ich war mit der Kamera meiner Eltern dabei“, schmunzelt der ehemalige Snowboard-Profi. 

Heute lebt und arbeitet Putz in Nordtirol, der ideologische Gedanke, mit seinem filmemacherischen Talent der Welt etwas zurückzugeben, ist ihm geblieben. 

„Bis zum letzten Tropfen“ heißt sein neuestes Projekt, für das er ins Platzertal wanderte und gemeinsam mit Marieke Vogt und Anne Stevens von der Initiative „Wildwasser erhalten Tirol“ (WET) namhaften Expert:innen die Frage stellte, ob Tirol in der Energiewende „alles richtig“ macht. Im Mittelpunkt stehen umwelttechnische wie soziale Auswirkungen des Ausbaus des Kraftwerks Kaunertal.

Von Mai bis September des vergangenen Jahres holte Harry Putz sämtliche Interessensvertreter:innen und Betroffene vor seine Linse. „Die Zerstörung des Platzertales für einen weiteren Speicher ist für uns als Umweltanwaltschaft ein absolutes No-Go“, findet Umweltanwalt Michael Reischer klare Worte. „Zwei 25 Meter hohe Betonsperren an der Venter und Gurgler Ache, zwei Tiroler Weere am Verwall- und Königsbach, ein 120 Meter hoher Staudamm im Platzertal, eine gigantische Großbaustelle in vier Gebirgstälern über Jahre“, umschreibt WWF-Gewässerschutzexpertin Marianne Götsch die groben Eckdaten des Projektes in der Dokumentation.

Die Zerstörung des Platzertales für einen weiteren Speicher ist für uns als Umweltanwaltschaft ein absolutes No-Go.

Umweltanwalt Michael Reischer in "Bis zum letzten Tropfen"

Zu Wort kommen auch Vertreter:innen des Alpenvereins, des Tiroler Fischereiverbandes, der Bürgerinitiative Lebenswertes Kaunertal sowie ein Ökologe der Uni Innsbruck, ein ortansässiger Agrargemeinschaftsobmann und nicht zuletzt der Leiter der Kajakschule im Ötztal, Bernhard Steidl. Unter engagierten Kajakern hat die Initiative WET ursprünglich ihren Ausgang genommen, als es im Stubaital um den Ausbau der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz ging, welcher im Sommer 2020 schließlich genehmigt wurde: Werden die Wildflüsse nämlich mit „Tiroler Weeren“ verbaut und das Wasser unterirdisch abgeleitet, ist es auch mit dem Kajaksport vorbei. 

„Wir haben das gemacht, was die TIWAG und das Land verabsäumt haben: Mit allen Interessensvertretern und der Bevölkerung zu sprechen“, erklärt Putz die Idee hinter der Dokumentation. In Vorarlberg habe es ein vergleichbares Projekt gegeben (Kops 2 der Illwerke), bei welchem im Diskurs mit den Betroffenen eine annehmbare Lösung gefunden werden konnte. 

Die Premiere für das Filmprojekt, das in erster Linie von Spenden an WET finanziert wurde, fand vor kurzem im Innsbrucker Leokino statt – gerade rechtzeitig, schließlich hat die TIWAG die Projektunterlagen für den Ausbau Ende Februar erneut beim Land eingereicht. Momentan gehen die Vertreter:innen von WET davon aus, dass die Pläne so durchgehen werden. „Das Einzige, was dann den Ausbau stoppen kann, ist Druck aus der Öffentlichkeit“, erklärt Harry Putz. 

„Das Projekt ist so groß, dass viele Menschen gar nicht einschätzen können, was das bedeutet. Wir versuchen mit dem Film, die Menschen zu informieren und ein Verständnis aufzubauen“, erklärt der Produzent. Er habe sich selbst schon immer gerne in der Natur aufgehalten und „dann merkt man die Unterschiede, wenn Naturräume zerstört werden und die Pflanzen- und Tierwelt keinen Platz mehr hat“, erklärt er: „Das sehe ich als riesige Ungerechtigkeit, vor allem, wenn es Alternativen gibt und die Zerstörung auf Profitgier beruht.“


Weitere Interview-Ausschnitte aus der Dokumentation "Bis zum letzten Tropfen" sowie die Termine für kommende Aufführungen sind auf der Webseite von WET zu finden.

Anna Maria Huber schreibt als freie Autorin nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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11 Postings

Village Pizza
vor 2 Jahren

Die Energiewende ist total wichtig; am allerwichtigsten ist aber, dass nur ja nirgends irgendetwas gebaut wird das zur Energiewende beitragen könnte.

 
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steuerzahler
vor 2 Jahren

Immer dasselbe vom WWF, "so gehts nicht und so gehts auch nicht". Der WWF soll einen Vorschlag machen für einen Großspeicher. Nur immer dagegen sein, ist ein bißchen einfach. Ein Großspeicher wird bitter nötig sein, genauso der Netzausbau. Durch ständiges Verzögern geraten wir immer mehr in Rückstand. Also bitte liebe Leute vom WWF, her mit den Vorschlägen.

 
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    Harry P
    vor 2 Jahren

    Lieber Steuerzahler, du weißt natürlich nicht dass uns der Ausbau dieses Kraftwerks in Bezug auf Klimaziele massiv in Verzug bringen würde, nicht nur wegen der vielzulangen Bauzeit (Fertigstellung zwischen 2040/50), der enormen Emissionen die der Bau verursacht und damit ein riesen Schritt nach hinten ist, daraus resultierend die zu erwartendenden Strafzahlungen der Republik an die EU weil wir die Ziele nicht erreichen (das werden Mrd sein die dann nicht die Tiwag zahlt) und dann nutzt die Tiwag aufgrund von Gewinnmaximierung für Ihre Pumpspeicherkraftwerke den billigsten Kohle- und Gasstrom zum raufpumpen. Würde die Tiwag jetzt schon nur Ökostrom fürs raufpumpen nutzen wär das laut Landesumweltanwalt Reischer die grösste und wirksamste Klimaschutzmassnahme für Österreich. Und das aktuell in Ausbau befindliche Sellrain Silz produziert ausschließlich für den deutschen Markt, hat sogar eine eigene Leitung nach Bayern. Hast das gewusst? Und zum drüberstreuen: Tirol produziert bereits jetzt mehr Strom aus erneuerbaren als es selber verbraucht. All das wird in meiner Doku zur Sprache gebracht. Und eine Interviewserie zum Thema findest du auf wet-tirol.at

     
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      steuerzahler
      vor 2 Jahren

      Also machen wir lieber nichts, ist eh alles gut...

      Wir befinden uns nicht auf der seligen Insel Tirol, sondern in einem Verbundnetz. Da ist es nötig, Netz und Speicher auszubauen. Daß derzeit der Anteil am Pumpstrom aus anderen als den sogenannten Erneuerbaren stammt, ist klar. Das wird sich aber verschieben und dann gibt es keinen billigen Überschuß, sondern eine große Menge an unplanbarer Energie. Dafür braucht es Speicher. Und wenn nicht alles endlos verzögert werden würde, dann wäre der Bau auch bald abgeschlossen.

       
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      Senf
      vor 2 Jahren

      hallo harry, irgendwie werden hier einige dinge recht lässig und zweigleissig dargestellt. das geplante speicherkraftwerk soll der optimierung des bestehenden kaunertalkraftwerkes dienen. egal wann es gebaut wird, es wird langfristig auf schondende weise und auf jeden fall zur co2-reduktion beitragen, die auch unsere gier nach noch mehr, noch schneller, noch bequemer eben verursacht.

      keiner ist davon ausgenommen, weder die industrie, das gewerbe, alle dienstleister, die verwalter, die wwf-ler und auch nicht der sachbearbeiter in der tiroler umweltschaft, dessen aufgabe ja auch das abwägen der interessenslage ist oder sein sollte. es ist auch völlig egal, wo die elektroenergie verbraucht wird, denn der co2 ausstoß macht vor keiner staaatsgrenze halt. während wir uns in europa intensiv gedanken in fragen umwelt machen und fast schon daran ausbluten, zeigt die restliche welt bis weit über china hinaus kaum interesse. was zählt ist wirtschaftswachstum! aber wem kümmerts wirklich, der rubel rollt!

      als kärntner landsmann dürfest du von speicherseen und pumpwerke ahnung haben, denn die berge und flüsse dieses landes sind davon vollgestopft. auch dort nutzt die kelag und die verbund bereits jetzt mit erfolg massenhaft strom aus photovoltaik für ihre pumspeicherseen zur abdeckung von spitzenlasten. windkraft wird ebenfalls dazukommen. in tirol passiert ähnliches, denn auch hier wird inzwischen in großen mengen photovoltaikenergie produziert, die ja irgendwo gespeichert werden muss um strom zur rechten zeit am rechten platz zu haben. ob silizium die klimaverträglichste lösung dafür bietet, sei dahingestellt.

      was ihr interviewpartner im kurzfilm scheinbar fordert, ist eine umfangreiche uvp, ein stärkeres mitspracherecht der ngo`s und der bürger in der planung nach vorarlberger methode, die sich ja nicht gegen die wasserkraft stemmt, sondern den kraftwerksbetreibern dazu verhilft, das zu erreichen, was sie ursprüglich ja wollten. diesen eindruck werd ich auch nach dreimaligen abspulung des recht einseitigen gestalteten videoclip leider nicht los.

       
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      Senf
      vor 2 Jahren

      @steuerzahler, wieviele zähne zum ausbeissen hast du eigentlich noch? ;-)

       
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wolf_C
vor 2 Jahren

... eher nit von der TIWAG gesponsert und eher nit unter der Patronanz von 'Mattle und die Drüberfahrer' ...

 
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steuerzahler
vor 2 Jahren

Immer dasselbe vom WWF, "so gehts nicht und so gehts auch nicht". Der WWF soll einen Vorschlag machen für einen Großspeicher. Nur immer dagegen sein, ist ein bißchen einfach. Ein Großspeicher wird bitter nötig sein, genauso der Netzausbau. Durch ständiges Verzögern geraten wir immer mehr in Rückstand. Also bitte liebe Leute vom WWF, her mit den Vorschlägen.

 
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    isnitwahr
    vor 2 Jahren

    wenn ich mir die Postings von denen durchlese, denen unsere Umwelt sch...egal ist, dann fällt mir der Spruch ein, den mir eine Freundin vor ein paar Tage gezeigt hat: "egal wie tief man die Messlatte für den menschlichen Verstand ansetzt, jeden Tag kommt jemand und marschiert aufrecht unten durch!!!"

     
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Kurve
vor 2 Jahren

Hey Harry! Find ich voll cool was du da auf die Beine gestellt hast, bist ein super Typ. lg aus Berg

 
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    Harry P
    vor 2 Jahren

    Danke, des gfreit mi! Gruß in die Heimat

     
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