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Der Riesen-Bärenklau im Frühsommer. Foto: Oliver Stöhr

Der Riesen-Bärenklau im Frühsommer. Foto: Oliver Stöhr

Beifuß-Taubenkraut und Riesen-Bärenklau im Visier

Manche Neophyten gefährden die Gesundheit. Die Osttiroler Bevölkerung soll bei ihrer Eindämmung helfen.

Was sind Neobiota? Alle Pflanzen und Tiere, die unter Einfluss des Menschen in den vergangenen Jahrhunderten „eingewandert“ sind und ursprünglich in unseren Breiten nicht heimisch waren. Nicht-heimische Pflanzenarten werden als „Neophyten“ und nicht-heimische Tiere als „Neozoen“ bezeichnet.

Die meisten dieser Einwanderer sind harmlos und erhöhen die Artenvielfalt. Einige „invasive“ Organismen richten allerdings durch ihre extreme Ausbreitung ökologische, wirtschaftliche und auch gesundheitliche Schäden an. Ganz oben auf der Liste der unwillkommenen pflanzlichen Invasoren stehen der Riesenbärenklau und das Beifuß-Taubenkraut („Ragweed“).

Ein gefördertes Pilotprojekt in Osttirol – ins Leben gerufen von der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol und umgesetzt vom Büro Revital Integrative Naturraumplanung – hat die Eindämmung dieser Neophyten zum Ziel und setzt dabei auch auf die Mithilfe der Bevölkerung. Die Erfahrungen aus dem „Aktionsplan Neobiota Osttirol“ sollen später in den landesweiten „Managementplan Neobiota Tirol“ einfließen. Sowohl der Riesenbärenklau als auch das Beifuß-Taubenkraut können gesundheitliche Schäden anrichten.

Vorsicht ist bei der Bekämpfung der Invasoren angesagt

Das Beifuß-Taubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) ist eine einjährige Art aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) und wurde im 19. Jahrhundert in Österreich eingeschleppt. Die ursprüngliche Heimat dieser Art findet sich in Nordamerika. Der Pollen dieser Pflanzenart wirkt bei einigen Menschen stark allergen (Heuschnupfen) oder verursacht sogar Atemwegserkrankungen wie Asthma. Bei manchen Menschen tritt bei Berührung eine Hautreaktion (Kontaktdermatitis) auf.

Diese invasive Pflanze blüht erst im Spätsommer und Herbst, breitet sich vorwiegend entlang von Verkehrswegen aus und wird auch durch verunreinigtes Vogelfutter – vor allem aus Osteuropa stammende Sonnenblumenkerne – eingeschleppt. Es gibt Nachweise in Sillian, Anras und Matrei, vor allem findet man Beifuß-Taubenkraut im klimatisch begünstigten Lienzer Becken. Die Pflanze liebt Wärme, wird also auch vom Klimawandel begünstigt.

Die Beifuß-Ambrosie kurz vor der Blüte. Foto: Oliver Stöhr

Die optimale Bekämpfung ist das Jäten vor der Blütezeit. Dabei müssen Handschuhe getragen werden. Bei blühenden Pflanzen ist Vorsicht geboten, sie sollten nur mit Handschuhen, Atemschutz und Schutzbrille entfernt werden. Allergiker oder Personen mit Atemwegsbeschwerden sollten blühendes Beifuß-Taubenkraut allgemein meiden.

„Eine Entfernung von blühenden Pflanzen sollte nicht selbst vorgenommen werden, da das samenhältige Material nicht normal kompostiert werden darf, sondern zumindest einer Heißkompostierung unterzogen werden muss“, erklärt die Revital-Expertin Susanne Gewolf, die für die Durchführung des Aktionsplans verantwortlich zeichnet. Außerdem bestehe die Gefahr der Verwechslung mit einheimischen Pflanzen, etwa Gänsefuß-Arten oder dem gewöhnlichem Beifuß.

Riesen-Bärenklau kann schwere Hautenzündungen verursachen

Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) ist eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Ihren Ursprung hat die bis zu vier Meter hohe Staude im Kaukasus. Sie wurde als Zierpflanze in den Gärten und als Bienentrachtpflanze in die freie Natur eingeführt. Der Riesen-Bärenklau beinhaltet Furanocumarine, welche bei Hautkontakt in Kombination mit UV-Sonneneinstrahlung schwere Hautentzündungen mit einer verbrennungsartigen Blasenbildung hervorrufen.

Der Riesen-Bärenklau bevorzugt nährstoffreiche, gewässernahe Standorte. Verbreitet wird er zum Beispiel über Gartenabfälle durch den Menschen. In Osttirol sind laut Revital aktuell nur einzelne kleinere Vorkommen im Lienzer Becken bekannt. „Jedoch müssen Aufklärungsarbeit und Bekämpfungsmaßnahmen erfolgen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern“, warnt Susanne Gewolf. Die Bekämpfung sollte nicht auf eigene Faust erfolgen, sie wird von Experten mit einer speziellen Schutzbekleidung durchgeführt. Wichtig ist zudem fachgerechte Entsorgung zum Beispiel über Heißkompostierung. Auch beim Riesen-Bärenklau gibt es einige Verwechslungsmöglichkeiten mit heimischen Arten wie dem Gewöhnlichen Wiesen-Bärenklau und dem Berg-Wiesen-Bärenklau.

Im Zuge des Aktionsplans Neobiota in Osttirol dienen das Beifuß-Taubenkraut und der Riesen-Bärenklau als Modellorganismen. Von Revital werden Maßnahmen für Bekämpfung, Öffentlichkeitsarbeit und Monitoring entwickelt, um diese zwei Arten an der weiteren Ausbreitung zu hindern. Gewolf: „Basis für diese Maßnahmen ist natürlich, die genaue Verbreitung dieser zwei Arten in Osttirol zu kennen.“ Deshalb bittet die Expertin um Hinweise aus der Bevölkerung an ihre Mailadresse, am besten mit einem Foto, um Verwechslung mit heimischen Arten auszuschließen.


Link: Steckbriefe der Arten und Infos über Verwechslungsmöglichkeiten.
Meldungen an Revital, Susanne Gewolf unter s.gewolf@revital-ib.at

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