Am 21. März 1960 eröffneten Polizisten bei einer friedlichen Demonstration gegen die Apartheitgesetze in Südafrika das Feuer und töteten 69 Menschen, 180 Demonstranten wurden verletzt. Um an das Massaker von Sharpeville zu erinnern, erklärten die Vereinten Nationen sechs Jahre später diesen Tag zum Internationalen Tag zur Beseitigung rassistischer Diskriminierungen.
Auch in Tirol werden Menschen aufgrund von potenziellen Diskriminierungsgründen wie Herkunft, Geschlecht, Religion, sexuelle Orientierung, Alter, Weltanschauung, aber auch aufgrund von äußerlichen Zuschreibungen diskriminiert und sind Vorurteilen ausgesetzt.
Zuletzt schlug das „Blackfacing“ von Männern beim Faschingsumzug in der Nordtiroler Gemeinde Thaur hohe Wellen. Am Unsinnigen Donnerstag zogen schwarz bemalte und als Sklaven verkleidete Männer im Rahmen des Umzugs durch die Straßen, sie führten ein künstliches Kamel mit und wurden teilweise ausgepeitscht.
Die Meldestelle Antirassismus-Arbeit Tirol (ARA) kritisierte die Darstellung als klar rassistisch, da marginalisierte Menschen menschenverachtend dargestellt wurden, um Zuschauer:innen zu belustigen. Der Vorstand der Thaurer Muller hat den Vorwurf zurückgewiesen und pochte auf die Aufrechterhaltung einer langen Tradition.
Sowohl ÖVP und FPÖ stellten sich in der Debatte auf die Seite der Thaurer Muller und sahen eine „überschießende politische Korrektheit". Auch sie verwiesen auf Meinungsfreiheit und Tradition.
„Was in Tirol leider auch Tradition hat, ist das Negieren von Tatsachen. Wir haben in Tirol rassistische Strukturen und Denkweisen, das hat zur Folge, dass für viele Tiroler:innen Alltagsrassismus zum Leben gehört“, kommentiert die Grüne Landtagsabgeordnete Zeliha Arslan die Diskussion.
Die Debatte rund um das Thema zeige einmal mehr, „dass ein Großteil der Antirassismusarbeit dafür verwendet werden muss, um zu erklären, dass bestimmte Handlungen rassistisch zu werten sind. Anstatt dass politische Parteien vermittelnd eingreifen, werden Vorfälle wieder einmal banalisiert“, so Arslan, welche schon seit Jahren im Bereich der Antirassismusarbeit tätig ist.
Wir haben in Tirol rassistische Strukturen und Denkweisen, das hat zur Folge, dass für viele Tiroler:innen Alltagsrassismus zum Leben gehört.
Zeliha Arslan, Tiroler Grüne
Die Grünen haben nun einen Antrag eingebracht, mit der Forderung, eine Rassismus-Studie für Tirol in Auftrag zu geben. Diese solle in Kooperation mit der Servicestelle für Gleichbehandlung und Antidiskriminierung des Landes, der ARA Tirol und der Universität Innsbruck erarbeitet werden.
„Leider wurde dieser Antrag von ÖVP und SPÖ im Ausschuss abgelehnt. Anstatt sich dem ernsthaft zu stellen, wird das Thema Rassismus mit Lippenbekenntnissen abgeschmettert“, zeigt sich Arslan gerade von der SPÖ enttäuscht: „Im Wahlprogramm mit Antirassismus zu werben, reicht eben nicht, Handeln ist nun endlich gefragt.“
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