Die SPÖ erlebte bei der Kärntner Landtagswahl gestern, Sonntag, ein Wechselbad der Gefühle – einerseits verteidigte der von Peter Kaiser geführte „Titelverteidiger“ die Position als Nummer eins, dem gegenüber steht jedoch ein Stimmenverlust von fast zehn Prozentpunkten. Alle anderen Parteien legten hingegen zu, wider Erwarten auch die Kanzler-Partei ÖVP.
Auf Bezirksebene zeigt sich, dass die FPÖ ihren Zugewinn von 23 auf 24,6 Prozentpunkte vor allem den Erfolgen in Westkärnten verdankt. In Spittal holten die Freiheitlichen mit 30,9 Prozent ihr bestes Ergebnis aller Kärntner Bezirke und blieben nur knapp hinter der SPÖ zurück (32,8%). Als „blaue Bastion“ entpuppte sich das Mölltal, wo zahlreiche Gemeinden von rot auf blau umfärbten. Winklern, Großkirchheim, Flattach, Obervellach, Rangersdorf, Stall – die Liste der Kommunen, in denen die FPÖ die SPÖ überflügelt hat, ist lang.
Ein naheliegender Grund dafür dürfte die Impfskepsis sein, die sich während der Corona-Pandemie in vielen dieser Gemeinden offenbart hat. Stall hat sich etwa als eine der impfskeptischsten Ortschaften Österreichs einen Namen gemacht. Im Wahlkampf wurde dort gezielt mobilisiert, sogar FPÖ-Bundesparteichef Herbert Kickl warb um die Gunst der 1.233 Wahlberechtigten.
Beim Urnengang am Sonntag hat die FPÖ in Stall wenig überraschend besonders reüssieren können. In Zahlen bedeutet das die absolute Mehrheit mit 53,8 Prozent der abgegebenen Stimmen, 2018 – und damit vor Corona – waren es noch 29,5 Prozent. Blau-affin zeigten sich teils auch die Nachbargemeinden von Stall.
Zwei der wenigen Kommunen im Bezirk Spittal, die auf der Karte nicht blau leuchten, sind Heiligenblut und Weißensee. In beiden Gemeinden ging die ÖVP als Wahlsieger hervor. Am Fuße des Großglockners musste sogar die FPÖ Federn lassen und einen leichten Verlust (-1,4%) hinnehmen. Eine der wenigen roten Festungen bleibt Mallnitz, wo die SPÖ trotz Verlusten mit 42,4 Prozent von der Spitze grüßt.
Entgegen dem Landestrend haben die Grünen im Bezirk Spittal mit einem Ergebnis von 2,2 Prozent leicht an Stimmen verloren, 2018 machten noch 2,5 Prozent der Wähler:innen ihr Kreuzerl bei der Öko-Partei. Das schlechteste Resultat steht nach dem Urnengang in Mörtschach im Mölltal zu Buche, wo es nur noch einen einzigen Grün-Wähler gibt. 2018 waren es immerhin noch neun.
Spürbar zulegen konnte Grün in Greifenburg. In der Marktgemeinde, wo seit Monaten eine flächenfressende Umfahrung forciert wird, wählten 4,7 Prozent die Grünen (+1,9%). Das Team Kärnten konnte am Sonntag auf die „Heimatbasis“ von Spitzenkandidat Gerhard Köfer bauen. In Spittal, wo Köfer Bürgermeister ist, machten 24 Prozent ihr Kreuzerl bei seinem Namen.
Bezirk Hermagor bleibt in roter Hand
Trotz der blauen Erfolge im Mölltal zeichnet die Wahlstatistik in anderen Regionen Oberkärntens ein differenziertes Bild. Im Bezirk Hermagor musste die SPÖ deutlich geringere Verluste verkraften als auf Landesebene. Mit 39,1 Prozent der Wählerstimmen, einem verhältnismäßig kleinen Minus von rund fünf Prozent und Siegen in sechs von sieben Gemeinden gingen die „Sozis“ im Gailtal als klare Nummer eins hervor.
Den zweiten Platz holte dort nicht die FPÖ, sondern die ÖVP. Tiefschwarz zeigt sich auf der Gemeindekarte die Kommune Lesachtal, wo 47,1 Prozent die Kanzler-Partei wählten. Im Gailtal machten besonders viele Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch, mit 79,63 Prozent war die Wahlbeteiligung im Bezirk Hermagor – wie schon 2018 – am höchsten.
3 Postings
Mmmmh, klingt nicht gut. Das sollte dringend erforscht werden, warum die Leute im Mölltal so verzweifelt sind, und deren Blicke nur zurück und nicht nach vorne gerichtet sind.
@wolfgangwien.... und ich kann das Wahlverhalten der Menschen im Wahlsprengel "Lesachtal" nicht verstehen.
Meinen Sie vielleicht den - wie im Mölltal - tirolerisch eingefärbten Dialekt? Machen Sie einmal Urlaub dort, stellen Sie Fragen. Vielleicht verstehen Sie dann "a bissl wos" von der Mentalitätät der dort lebenden Menschen. I c h verstehe absolut nicht, warum Wien so stark "rot" eingefärbt ist. Welche Erklärung haben Sie dafür?
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