Die Kärntner Landtagswahl hat am Sonntag ein überraschendes Ergebnis gebracht. Die SPÖ verlor fast zehn Prozentpunkte, konnte aber klar ihre Position als Nummer eins behalten. Alle anderen Parteien legten zu, was vor allem bei der ÖVP unerwartet war. Sie konnte das Team Kärnten klar hinter sich lassen, obwohl dieses sich annähernd verdoppelte. Grüne und NEOS scheiterten deutlich.
Was die künftige Landesregierung angeht, könnte diese die SPÖ in einer Zweier-Variante mit allen anderen Landtagsparteien bilden. Allerdings könnten sich auch diese zusammentun und ein Dreier-Bündnis gegen die aktuelle Landeshauptmann-Partei bilden. Die drei Mandate, die die SPÖ verlor, teilten sich Team Kärnten (plus 2) und ÖVP (plus 1).
Gemäß vorläufigem Endergebnis von Sonntagabend, in das schon die Briefwahlstimmen inkludiert sind, liegt die SPÖ bei knapp 39 Prozent (38,9)- nach 48 Prozent vor fünf Jahren. Die FPÖ folgt mit 24,6 Prozent. Platz drei geht an die Volkspartei, die 17 Prozent auf sich vereinen kann und so wie die Freiheitlichen 1,5 Punkte zulegt. Das Team Kärnten steigert sich von 5,6 auf gut zehn Prozent (10,1). Grüne und NEOS schaffen gerade einmal knapp vier (3,9) bzw. gut 2,5 Prozent (2,6), jeweils mit schmalen Zugewinnen. Besonders bitter für die NEOS: Sie landeten nur 0,2 Punkte vor dem debütierenden MFG-Ableger VÖ.
Für die SPÖ setzt sich mit der in diesem Ausmaß unerwarteten Niederlage ihr Negativ-Lauf fort. Landeshauptmann Peter Kaiser übernahm persönlich die Verantwortung und wollte sich nicht an der Performance der Bundespartei abputzen. Auf diese Aussage wies auch die extra nach Klagenfurt gereiste Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner explizit hin. Sie betonte freilich, dass die internen Diskussionen nicht der SPÖ, sondern den politischen Gegnern genützt hätten.
Da fand sie Zustimmung in der mit Abstand kleinsten Landespartei, die gut neun Prozent der Vorarlberger Wähler vertritt. Landesparteichefin Gabriele Sprickler-Falschlunger meinte in Richtung des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozil (SPÖ), es sei ihr "vollkommen unverständlich, wie man so unsolidarisch sein kann und jedes Mal vor einer Wahl eine parteiinterne Diskussion befeuert". Wie auch die Wiener SPÖ beteuerte sie, zu 100 Prozent hinter Rendi-Wagner zu stehen.
Zumindest heute ging der Vorwurf Richtung Burgenland ins Leere. In der Rendi-Wagner-kritischen burgenländischen Landespartei hielt man sich am Sonntag nämlich zurück. "Kein Kommentar" lautete die Antwort auf Fragen zu den Auswirkungen auf den Bund. Salzburgs Landeschef David Egger, der die nächste Wahl zu schlagen hat und eher dem Doskozil-Lager zugerechnet wird, beklagte hingegen den "Schlingerkurs" der SPÖ in der Asyldebatte, wollte aber keine Personaldiskussion.
Er hätte, sagte Kaiser in der "ZiB2" gehofft, dass er "mit einem respektableren Ergebnis auch zur Beruhigung der SPÖ insgesamt beitragen kann. Das ist mir leider nicht gelungen." Schon zuvor hatte er sinngemäß erklärt, dass er am heutigen Abend andere Sorgen habe - nämlich ein Ergebnis, das "sehr schmerzt". Immerhin sah er angesichts von 15 Prozent Vorsprung auf die FPÖ einen klaren Auftrag für die SPÖ. Kaiser kündigte Gespräche mit allen Parteien "auf Augenhöhe" an. Er werde nichts präjudizieren, ließ er deren Ausgang offen.
Mehrfach beteuerte Kaiser auch in der "ZiB2", dass er als Parteichef die Verantwortung für die Niederlage übernimmt. An Rücktritt denkt er nicht. "Sie können mit einer hohen Wahrscheinlichkeit damit rechnen" war seine Antwort auf die Frage, ob er in einem halben Jahr noch Landesparteivorsitzender sein wird.
Die Volkspartei hielt sich vorerst noch zurück, sah aber die bisherige Regierungsarbeit als Juniorpartner bestätigt. Spitzenkandidat Martin Gruber will weiter in der Landesregierung "Verantwortung tragen". Er schließe niemanden von Gesprächen aus, auch wenn die vergangenen fünf Jahre für Kärnten nicht die schlechtesten gewesen seien, deutete Gruber eine Präferenz für Rot-Schwarz an. Geleistet hat die Landespartei auch etwas für den Bund. Schwarz-Grün hat nämlich wieder die Mehrheit im Bundesrat.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) war wohl nicht nur deshalb hoch zufrieden. Angesichts des schwierigen Umfelds sei das Ergebnis seiner Kärntner Parteikollegen "sensationell".
Obwohl es für die FPÖ diesmal nur etwas nach oben ging, war Spitzenkandidat Erwin Angerer "sehr zufrieden" angesichts des "schönen Plus". Er verwies auf die Konkurrenz durch das Team Kärnten, trotz dem der man zulegen habe können. Zu einer möglichen Koalition wollte sich auch Angerer nicht festlegen. Landeshauptmann will er noch immer werden, auch wenn er das Ziel, möglichst nahe an die 30 Prozent heranzukommen, nur bedingt erreichte. Bundesparteichef Herbert Kickl sah den "Steigflug" seiner Partei jedenfalls fortgesetzt.
Jubelstimmung gab es bei Team Kärnten-Frontmann Gerhard Köfer. Er sah die Parteibuchwirtschaft mit dem heutigen Sonntag abgewählt. Koalieren würde er, selbst mit seiner ehemaligen Partei, der SPÖ. Wer Landeshauptmann werde, stehe nicht im Vordergrund.
Bei den Grünen gelang zum zweiten Mal in Folge der Einzug in den Landtag nicht. Dennoch wollte Klubobfrau Sigrid Maurer keine Niederlage sehen. Die Grünen hätten "das Ziel erreicht, dazuzugewinnen". Vizekanzler Werner Kogler fand es schade, dass es nicht gelungen sei, ausreichend Wähler zu überzeugen. Spitzenkandidatin Olga Voglauer meinte, man habe "tapfer gekämpft". Oft sei es Glück und Zufall, ob eine Ernte gelinge: "Ich bin sicher, die nächste wird eine gute sein."
Seitens der NEOS bilanzierte die als Unterstützerin nach Kärnten gereiste Europa-Abgeordnete Claudia Gamon das Ergebnis für ihre Partei als "sehr enttäuschend und bitter". Beate Meinl-Reisinger äußerte sich als einzige Bundesparteichefin nicht. Spitzenkandidat Janos Juvan befand, das Ergebnis sei "nicht das gewünschte". Er will sich wieder verstärkt der Klagenfurter Stadtpolitik widmen.
Dieser Artikel wurde am 5. März um 22.30 Uhr upgedated.
Starke Verluste der SPÖ bei der Kärnten-Wahl
SPÖ unter 40 Prozent - alle anderen Parteien inklusive ÖVP gewinnen. Grüne und Neos nicht im Landtag.
16 Postings
Längst gehts in Österreich in Meinungsumfragen für Wahlprognosen nicht mehr um Treffsicherheit und Qualität, sondern gezielt um Manipulation im Vorfeld von Wahlen und einige Medien und Wähler fallen halt darauf rein. "Jetzt erst recht", dürfte eine interessante Argumentation in der Wahlzelle sein.
Kaiser (SPÖ) hat in seinem Wahlziel einen Vierer, also 40% angepeilt, erreicht hat er einige Zehntelprozent weniger. Angerer (FPÖ) erwartete sich 27,5%, "beschenkt" wurde er mit 24,5%, also um drei Prozent unter seiner Traumzahl und Grubär (ÖVP) punktete mit 1,58% Zuwachs, obwohl er mit geringem Stimmenverlust rechnete.
Wer sind also die wirklichen Gewinner dieser Wahl, die nun auf Bundesebene zum Negativparameter für die einen und Stimmungsaufheller für die anderen hochstilisiert werden, was soll eigentlich das ganze Gequatsche in der Wolf-ZIP2 mit versuchten Schuldzuweisungen, die die Unabhängigkeit des ORF wohl mehr als in Frage stellt?
Vielleicht sollte sich das Staatsmedium mit der Frage befassen und in Erinnerung rufen, wie sich die heute noch nachwirkenden Schuldenrückzahlungen aus der Haider-Regierungszeit auf das Land Kärnten und seine Bevölkerung auswirken, anstatt Politkonstrukte zu mascheln.
@senf, wenn Sie schon die Vergangenheit in Erinnerung bringen, so hätten Sie wohl in Ihrem letzten Absatz auch die Ära Kurz erwähnen sollen. Sebastian der "Gabenreiche" hat dem Staat noch viel mehr geschadet.
@karlheinz, hätte, könnte man schon, es geht aber um Landtagswahlen. Alles andere ist nun Spekulation und bereits wieder Manupulation.
Denken Sie mal nach, das Wahlergebnis liegt näher an den den Zielen der jeweilgen Spitzenkandidaten (oben). Völlig daneben lagen ja die Meinungsforscher und für ihren Blödsinn sucht man jetzt in der Politik die Schuldigen. Verrückte Welt!
Es gäbe aber noch andere Betrachtungsweisen. :-)
Peter Kaiser hat heute im ZIB-Interview richtigerweise festgestellt, dass die SPÖ seiner Ansicht nach trotz bedeutender Verluste demokratiepolitisch totzdem als Nummer 1 den Regierungsbildungsauftrag erhalten hat!!!
Davon sollte sich somanch ein Politiker allen voran unser giftgrüner Bundespräsident VDB einmal eine Scheibe abschneiden und den Wählerwillen nach der nächsten Nationalratswahl akzeptieren ...
Die aktuelle Bundesregierung repräsentiert auf jeden Fall nicht mehr den Wählerwillen, das türkis-grüne System Kurz ist abgewählt und muss ein für alle Mal Geschichte sein, inklusive sämtlichen Altlasten wie Korruption, Wählermanipulation, Vernichtung und Unterschlagung von Beweismitteln, ... - nach Ibiza hat es richtigerweise Neuwahlen gegeben, selbiges gilt im Zusammenhang mit der Causa Kurz!!!
Die N/ÖVP ist gescheitert!!!
Es ist nicht erklärbar, warum diese OeVP, wenn auch minimal, dazugewinnen konnte. Offensichtlich ist der Austrianer bled, blind oder alles ist eeh wurscht! Vielleicht geht es uns immer noch zu gut?
"Karantaner:innen sind nicht bled! (Auch nicht Austrianer). Sie haben die Leistung von "GruBär" in der vergangenen Regierungsperiode honoriert. So einfach ist das erklärbar. Überaus Gescheite stimmten bereits den Totengesang an und schrieben sich mit Negativkommentaren die Finger wund. Wählerinnen und Wähler wussten es besser.
@ Osttirol20: So einfach ist die Welt nicht.
Vertritt ein Sieger so extreme einseitige Anliegen, Ansichten wie das die Blauen derzeit äussern, kann man auch argumentieren, dass ca. 70% der Österreicher diese nicht vertreten, und damit kann man auch die Ansicht vertreten, dass es Blau eben nicht werden soll, hoffe ich.
Bis zur Nationalratswahl ist noch Zeit , Meinungsumfragen ändern sich wöchentlich. Hoffentlich ist bis dahin der Krieg in der Ukraine beendet . Für FPÖ natürlich schlecht , da man sich dann a neues Schwurbel Thema mit narrative und üble Propaganda suchen muss . Werd sich aber schon eins finden um von ihrer eigener Unfähigkeit abzulenken .
Vielen Dank für das einleuchtende Rechenbeispiel, was umgekehrt eben genau das bedeutet, was ich meine, der werte Herr BP VdB von den Grünen wird eben akzeptieren müssen, dass seine eigene Partei gemeinsam mit dem fragwürdigen türkis-schwarzen Koalitonspartner bei der nächsten zusammen von mehr als 70 Prozent der Bevölkerung abgelehnt werden und es in einer Demokratie eben einen Wahlsieger gibt, welcher eben anzuerkennen ist, auch wenn dieser nicht der eigene politische Ideologie entspricht...
Für den Grünen VdB wird es dann eben halt selbst mal heißen müssen: "Zähne zusammenbeisen ... "
Ja, richtig gescheitert, aber so was von !!
@osttirol20: Na der "giftgrüne VDB" scheints dir ja angetan zu haben, den hast du sicher als Dartscheibe zuhause... Auch wenn du es nicht war haben willst und er Parteichef der Grünen war, bei der Bundespräsidentenwahl ist VDB als Parteiloser angetreten und als dieser wurde er auch von der Mehrheit der Bürger gewählt (Demokratie). Der Kickl reitet halt immer noch das längst tote Impfpferd und scheint damit bei vielen Beleidigten wie dir Erfolg zu haben. Übrigens: die von ihm prognostizierte blaue Wählerwatschen ist, wie so vieles andere ausgeblieben.... Eins darf man dabei auch nicht vergessen: Die Blauen haben haben sich bisher noch immer, sobald sie in die Nähe von Macht gekommen sind, selbst ins Knie geschossen (siehe Steiermark, Kärnten, Bund). Aber im Vergessen und Ausblenden sind die Blauwähler uneinholbar vorn.
Es wird Sie überraschen, aber weder ein Landeshauptmann noch ein Bundeskanzler wird vom Volk gewählt. Wenn Ihr Herpferd nicht die absolute Mehrheit erringen kann, hat er keinerlei Anspruch darauf, zu irgendeinem Amt angelobt zu werden.
Und es begab sich......... ....nachdem der "Karli" erfahren hatte, daß sich in Kärnten ein ca 1,6% Ereignis zum Wohle der Partei zugetragen hatte, begab sich jener auf die beschwerliche Reise und pilgerte, dorthin in den Süden, um auf der schwarzen Bühne den bal(Zensur) Auerhahn zu markieren! is des nitt schee?
Nach den Jubelschreien der schwarzen, dachte ich mir sie haben 10 % dazugewonnen.
Joo-eeh!!
Sind Kurz und das Wegschauen bzw. Kopf-in-den-Sand-stecken frei nach dem Motte "Augen zu und - 5 bzw. 6 Jahre auf Steuerzahlerkosten - durch" der beiden Grünen BP VdB sowie dem nicht existenen Vizekanzler Kogler schon vergessen, bei eingigen wenigen in diesem Forum sicherlich schon, nachdem versucht wird dieses schäbige politische Verhalten - durch unnütze Beiträge und Zustimmung - noch zu verteidigen ...
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