„Die Lage ist ernst“, seufzt Stephan Hofmann ins Telefon. Der scheidende Osttiroler Rotkreuz-Geschäftsführer sucht zum Abschluss seiner „Amtszeit“ verzweifelt nach Zivildienern. Sieben Mal pro Jahr treten junge Menschen als Alternative zum Dienst an der Waffe den Dienst am Menschen an. „Die Termine im März und Mai sind immer knifflig“, so Hofmann. Letzten Endes hat er aber immer genug Arbeitskräfte gefunden. Doch: „So schwierig wie heuer war es noch nie.“
Zwar würden sich immer noch 40 bis 45 Prozent der tauglichen jungen Männer in Österreich gegen den Wehr- und für den Zivildienst entscheiden. „In Bezirken mit einer Kaserne muss man das aber differenziert betrachten, außerdem gibt es ein Kontingent für ganz Tirol, nach dem wir uns richten müssen“, so Hofmann, der in diesen Tagen die Geschäftsführung an Alexander Perry übergibt.
80 Plätze sind tirolweit für den Mai-Termin zu vergeben, bisher haben sich nur 20 Zivildiener gemeldet. 39 weitere wurden von der Zivildienstagentur zugewiesen. Laut Hofmann würde davon aber „ein gutes Drittel“ wieder wegfallen, weil sie sich umentscheiden.
Noch eklatanter fällt der Personalmangel in Osttirol aus, wo die Zivildiener als Beifahrer im Rettungsdienst eine wichtige Rolle übernehmen. „Da geht es in erster Linie um Dienste tagsüber an den Wochentagen, da haben Freiwillige kaum Zeit“, so Hofmann. Deshalb verstärken die „Zivis“ die rund 30 festangestellten Rettungsfahrer.
Mit März hätten drei neue Zivildiener die rote Jacke überstreifen sollen, vor der Zentrale in der Emanuel von Hibler-Straße stand letztlich nur ein Kandidat. Im Mai würde das Rote Kreuz im Bezirk fünf neue Kräfte brauchen, gemeldet haben sich bisher zwei Zivildiener.
Ändert sich daran nichts, stünden über den Sommer nicht mehr 21, sondern höchstens 19 Zivildiener im Einsatz. „Das Thema Urlaub können wir dann abhaken. Auch krankheitsbedingte Ausfälle wären in diesem Fall eine Katastrophe. Wahrscheinlich müssten wir sogar noch neue Mitarbeiter fest einstellen“, so Hofmann.
Theoretisch könnten sich Kurzentschlossene bis zwei Tage vor Dienstantritt als Zivildiener in der Rotkreuz-Bezirksstelle melden. Einer, der diesen Schritt gewagt hat, ist Dzmitry Ashurak. Der gelernte Sonnenschutztechniker mit weißrussischen Wurzeln bereut seine Entscheidung nicht: „Ich habe mich bewusst für den Dienst am Menschen entschieden, jeder Tag im Rettungsdienst ist etwas Besonderes. Ein großer Vorteil ist, dass ich jeden Tag daheim bin und natürlich stimmt auch die Bezahlung.“
Seit 1. Jänner 2023 erhalten Zivildiener eine deutlich höhere Grundvergütung: 536,10 Euro statt zuvor 362,60 Euro. Das käme in Zeiten der Teuerung „gerade richtig“, so die zuständige Staatssekretärin Claudia Plakolm. Hinzu kommen noch Verpflegungsgeld, ein KlimaTicket sowie gegebenenfalls Wohnkostenbeihilfe und Familien-/Partnerunterhalt. Alle Informationen zum Zivildienst gibt es auf der Website der Zivildienstagentur.
4 Postings
Wo bleibt das soziale Jahr für alle 18-jährigen jeglichen Geschlechts? So schnell wie möglich einführen - Problem gelöst!
interessant, dass "plötzlich" so ein Mangel besteht. Vor ein paar Jahren musste man sich noch vor der Musterung beim Roten Kreuz einen Platz reservieren, und das teilweise ein Jahr vorher. Sonst keine Chance..
nur mal so ein vorschlag: nehmt doch die jungen, asylberechtigten männer, dazu ein deutschkurs und schon gibt es mehr als genug
Genau, das meine ich auch! Super Idee
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