Über die ärztliche Versorgung in Osttirol haben wir in den letzten Wochen immer wieder berichtet. Nach einem Interview mit Arno Melitopulos, Bereichsleiter der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), gab es besonders kritische Stimmen im Forum und Poster:innen warfen einige Fragen auf. Wir haben sie an Arno Melitopulos bzw. die Gesundheitskasse weitergeleitet. Hier die wörtlichen Antworten:
Wer kümmert sich derzeit um die Patient:innen in Virgen? Wenn es eine Übergangslösung gibt, von wem wurde diese organisiert und wie wird sie finanziert?
Bis 30. Juni 2023 werden wir die Versorgung in Virgen im Rahmen des „Witwenquartals“ lösen. Der Muster-Gesamtvertrag eröffnet im Falle des Todes eines Vertragsarztes die Möglichkeit der Weiterführung der Praxis durch einen von der Witwe betrauten Arzt. Die dabei erbrachten Leistungen werden nach den Bestimmungen des Einzelvertrags des Verstorbenen mit dem KV-Träger abgerechnet.
Wurde die Kassenstelle in Virgen bereits ausgeschrieben und ab wann ist frühestens mit einer Praxisübernahme zu rechnen?
Die Stelle wird in der nächsten Ausschreibungsperiode gemeinsam mit der Ärztekammer für Tirol ausgeschrieben.
Wieso hat Dr. Weger nicht in der Praxis von Dr. Oblasser anfangen dürfen, sondern muss jetzt Container aufstellen?
Darüber liegen uns keine Informationen vor. Die Inbetriebnahme von Ordinationen obliegt den Vertragsärztinnen und -ärzten.
Bei den Übergabeverhandlungen zwischen Dr. Oblasser und Dr. Weger ging es auch um das Abkaufen von Patientendaten. Gehören Patientendaten tatsächlich dem praktizierenden Arzt? Warum nicht den Patient:innen persönlich oder der ÖGK?
Der ÖGK ist über solche Verhandlungen nichts bekannt. Gem. § 51 Abs. 4 ÄrzteG hat der Kassenplanstellennachfolger bzw. der Ordinationsstättennachfolger die Dokumentation von seinem Vorgänger zu übernehmen. Der Vorgänger ist somit verpflichtet, die Dokumentation ordnungsgemäß zu übergeben.
Wie soll man mit einem oder zwei Ärzten im Iseltal und Pustertal auch in Zukunft einen durchgehenden Nachtdienst aufrechterhalten?
Wir gehen davon aus, dass wir die offenen Stellen rasch wiederbesetzen können.
Ist für Matrei i.O. in absehbarer Zeit ein Primärversorgungszentrum angedacht?
Wir sind gerade dabei, mit der Ärztekammer für Tirol eine Honorierungsvereinbarung abzuschließen. Es hat schon Gespräche mit Interessentinnen und Interessenten in mehreren Osttiroler Gemeinden gegeben. Diese werden wir nach Vorliegen der Vereinbarung intensivieren.
Warum hat Dr. Walder als einziger niedergelassener Infektiologe in Österreich gerade vor dem Hintergrund der Pandemie keinen Kassenvertrag?
Verträge werden immer dann vergeben, wenn es einen Bedarf gibt. Unsere Bedarfsprüfungen haben ergeben, dass Osttirol im Bereich der Labormedizin ausgezeichnet versorgt ist.
Warum hat das exponierte Villgratental mit 1700 Einwohnern trotz Interessenten keine Kassenstelle für Allgemeinmedizin, Sillian mit 2100 Einwohnern drei?
Die Stellen sind gemäß Stellenplan mit der Ärztekammer auf Gemeindeebene vereinbart. Nicht in jeder Tiroler Gemeinde gibt es einen Hausarzt. Es ist sinnvoll hier in Einzugsgebieten zu planen. Die RSG (Regionale Strukturpläne Gesundheit) und auch der ÖSG (Österreichischer Strukturplan Gesundheit) geben hier die Richtwerte vor. Innervillgraten sowie Außervillgraten liegen dabei innerhalb der Planungswerte.
Warum werden Basisleistungen (Röntgen, Ultraschall, Labor, etc.) beim Allgemeinmediziner nicht mehr angeboten, sondern nur mehr in der KH-Ambulanz oder beim Facharzt? Das geht vielleicht ein Innsbruck, aber nicht in Osttirol?
Die ÖGK hat keine Leistungen gekürzt. Das sogenannte Kleinlabor kann jeder Allgemeinmediziner erbringen oder dem medizinisch-chemischen Labor zuweisen. Auch Röntgenleistungen im Rahmen der ersten Hilfe kann jeder Allgemeinmediziner durchführen. Ultraschall-Leistungen können nach wie vor auch von Allgemeinmedizinern erbracht werden.
Stimmt es, dass sich Dr. Dapra jun. vor Jahren um einen Kassenvertrag bemüht hat, die ÖGK aber keinen Bedarf gesehen hat?
Darüber ist uns nichts bekannt. Auf eine freie Kassenstelle kann man sich im Rahmen der Ausschreibung immer bewerben. Für Osttirol sind drei Kassenstellen für Augenheilkunde und Optometrie vorgesehen. Derzeit sind zwei Stellen vakant.
6 Postings
Typisches Managergeschwätz, Beschwichtigungsversuch durch Schönsprechen ohne Inhalt. Der verteidigt lediglich die Umgangsweise der ÖGK und zeigt kein Interesse an Verbesserungen. Hauptsache er hat einen schönen Posten, gibt viel zu viele davon. Eigentlich sollten die Wasserköpfe der Krankenkassen durch die Zusammenlegung reduziert worden sein. Bei der ÖGK ist er wohl angewachsen.
Nur nebenbei, das Gendern finde ich furchtbar und behindernd beim Lesen, vor allem das Gendern von englischen Ausdrücken wie Poster...
Skandalöse Beantwortungen!! So nach dem Motto: Was soll das! Lasst uns (Krankenkassa, Ärztekammer, Landesregierung) ja in Ruhe. Wir machen uns das unter uns aus. Ihr Patienten habt da gar nichts zu melden. Wir machen genauso weiter wie bisher. Funktioniert für uns ganz gut so!
also solch lapidare Antworten - so einen Artikel hätte man sich mit den Antworten auch sparen können. weder eine richtige Erklärung noch ein Versuch, sondern nur ein "wir wissen von nix, die anderen sind schuld". Schade.
"Des Weiteren gibt es laut Melitopulos Interessenten für die vakanten Augenarzt-Kassenstellen, „die ab Mai bzw. Juni nach Osttirol kommen wollen und dort als niedergelassene Augenärzte tätig werden“, so der ÖGK-Bereichsleiter gegenüber dem ORF." (www.dolomitenstadt.at/2023/01/17/osttirol-interessenten-fuer-augenarzt-stellen-ab-mai/) Wo sind sie denn, Herr Melitopulos? "Darüber ist mir nichts bekannt." Ja, sowieso.
Bitte berichten sie auch über den massiven Ärztemangel im BKH Lienz,ist für die Bevölkerung im Bezirk genau so relevant.
sehr geehrter Herr Melitopulos, Ihre Antworten sind meiner Überzeugung nach lapidar und zum Großteil sind es "Antworten", wie wir sie von Politikern eigentlich kennen, viel reden aber dabei nichts sagen, z.B. ...."die Stelle wird in der nächsten Ausschreibungsperiode ausgeschrieben...", heißt was? in 1 Woche, 10 Monaten, 2 Jahren? weiter: Dr. Gernot Walder hat sich mehrfach um die Kassenstelle als Allgemeinmediziner beworben, das hat mit dem Labor nichts zu tun. Allerdings weiß ganz Osttirol, dass Dr. Walder mit einem ehemaligen Politiker Osttirols, der viel Macht und ein noch weitreichenderes Netzwerk hatte, im Chlich war und zwar deswegen, weil er mit Ausnahme weniger Persönlichkeiten des Bezirks Rückgrat Diesem gegenüber bewiesen hat. Der regionale Strukturplan Gesundheit 2025 ist für alle Interessierten im Netz aufrufbar. Für mich ist es allerdings bedenklich, dass für ein Tal mit knapp 2000 Einwohnern keine Kassenstelle für einen Allgemeinmediziner geplant wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ÖGK bzw. diverse andere Krankenkassen in die Verhandlungen mit eingebunden waren, daher kann kann man Sie aus meiner Sicht nicht aus der Verpflichtung nehmen. Dass Sie bei so vielen Punkten antworten, dass Sie davon nichts wissen/wussten, ist für mich schon sehr bedenklich. Schade, hätte mir da echt endlich Antwort auf unsere Fragen erwartet, aber......
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