Gleich zu Beginn seiner Ausführungen hat der Vertreter des Landes, Magnus Gratl, erklärt, dass eine Gemeinde, wie auch jeder Privater, in Konkurs gehen könne. Die Zahlen des Wirtschaftsprüfers, Hannes Oberschmid, haben deutlich unterstrichen, dass Matrei ein Konkursfall ist. Im Laufe der Diskussion hat dann Magnus Gratl immer wieder betont, „einen Konkurs wollen wir alle nicht.“
Ich frage mich, wer sind „wir alle“? Alle Matreier, die Angestellten und Beamten in der Landes- und Gemeindeverwaltung oder alle Tiroler? Wenn ich diese Frage für mich beantworte, bleibt von allen Matreier:innen bestenfalls jenes Drittel übrig, das bei den Gemeinderatswahlen 2022 die Nachfolgeliste Kölls gewählt hat, den übrigen Tirolern wird ein Konkurs von Matrei ziemlich egal sein.
Zu den oben erwähnten Matreiern sind dann noch die Beschäftigten in der Verwaltung dazu zu zählen. Wenn ich diese Zahl auf die politischen Verantwortlichen einschränke, bleiben also die neun Matreier Gemeinderäte und die obersten Organe der Verwaltung übrig, letztlich also 15 bis 30 Personen. (Das parteipolitische klammere ich einmal ganz bewusst aus. Es geht mir nicht um das Suchen von Schuldigen, sondern lediglich darum, die Verantwortlichen für das Finanzdesaster zu nennen). Das Interesse, einen Konkurs zu vermeiden, beschränkt sich also auf 15 bis 30 Personen, das ist nicht einmal 1 Prozent der Matreier Einwohner. Funktioniert so Demokratie?
Was passiert im Falle eines Konkurses – vor allem, wenn das „Familiensilber“, wie es der ehemalige Finanzverwalter Klaus Steiner gesagt hat, bereits verkauft wurde? Oder will jemand eine sanierungsbedürftige Schule? Matrei ist insolvent. Heißt das unbedingt Konkurs? Auch ein Ausgleich ist ein Insolvenzverfahren. Dabei bleibt das Vermögen erhalten und ein Teil der Schulden wird erlassen. Warum sollten „wir alle“ das vermeiden? Ich sehe dies als die einzige Chance für einen Neuanfang in Matrei.
Dass die zwei Millionen Landeshilfe nicht reichen, ist jedem klar. Eine nachhaltige Sanierung wäre z. B. ein 75 prozentiger Ausgleich. Welche Konsequenzen das hätte? Gleich vorweg: Die politische Verantwortung würde deutlich und in diesem Fall für einen Teil auch schlagend. Von den knapp 36 Millionen Euro müssten die Gläubiger auf 27 Mio. verzichten, aber immerhin bekämen sie noch ein Viertel ihrer Forderungen.
Die restlichen drei Viertel könnten sich die Gläubiger von den Gemeinderäten, die den Beschlüssen zugestimmt haben, holen. Hier wird also die politische Verantwortung schlagend. Dass die Beamten nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, liegt am System. Sie sind ja pragmatisiert. Dass die in der Landesregierung verantwortlichen Politiker nicht zur Verantwortung und erst recht nicht zur Kassa gebeten werden können, liegt wohl ebenfalls am System, zumal die Verantwortlichen nicht mehr in der Landesregierung sind.
Klar ist, dass ich den Bürgermeister, die Frau Vizebürgermeisterin und die Gemeinderäte nicht in Konkurs schicken will. Hier bräuchte es daher Verhandlungen mit den Gläubigern. Das Land ist ja einer der Hauptgläubiger. Allerdings sollen der Ex-Bürgermeister und seine Leute auch nicht ungeschoren davonkommen. Vorstellbar wäre z. B. ein Jahresbezug – nicht nur das Bürgermeistergehalt, sondern auch sämtliche Bezüge. Zumindest jene, die aus öffentlichen Stellen stammen.
Dies sind nur einige Gedanken eines Matreier Gemeindebürgers. Denn eines ist wohl jedem klar: Die zwei Millionen Euro des Landes tragen letztlich nur zur Konkursverschleppung bei. In ein, zwei Jahren ist das dann alles vergessen und für den Konkurs ist dann die neue Gemeindeführung verantwortlich.
Christoph Brugger, Matrei
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Gesetzeslücke oder politischer Wille? Wir sind sicher dankbar, Land und Aufsichtsbehörde haben den Matreiern reinen Wein eingeschenkt. Die Opposition der Gemeinde hat dies aber seit Jahrzehnten aufgezeigt und mit Aufsichtsbeschwerden und Briefen versucht im Bezirk und im Land Hilfe zu holen. Von den Medien kam Untersützung. Die Gemeinde muss sparen, den Schuldenberg haben unsere Kinder und Kindeskinder. Niemand von den Verantwortlichen wird zur Rechenschaft bezogen und es wird nicht nachgedacht, wie das böse Erwachen für die Zukunft verhindert werden kann. Viele wüßten etwas, einige hatten Vorteile, einige Angst, Resignation ... Magnus Gratl vom Büro des LH attestierte: "Matrei ist eine wohlhabende Gemeinde" - müsste das Land dann nicht nachschauen in welchen Löchern das Geld unter Andreas Köll versickert ist? Die Bevölkerung hat das Vertrauen in die Politik verloren!
Liebe @Theresia, Sie haben einerseits sicher recht wenn Sie meinen, "Die Gemeinde muss sparen, den Schuldenberg haben unsere Kinder und Kindeskinder". Ohne es zu personifizieren, umgekehrt ist in Matrei ja auch einiges passiert, auch zum Vorteil dieser Kinder und Kindeskinder.
Leider hat AK schalten und walten können, wie er wollte, aber seien Sie mal ehrlich, kaum jemand konnte ihm die Hand reichen, weder rethorisch, auch in seinen Visionen. Er hat seine Macht erkannt und sogar unter Hilfe seiner anfangs stärksten Gegner auch weitgehend genutzt oder gespielt, was schließlich auch nach Jahren zu seinem Rücktritt im steilen Fall führte.
Das Debakel um die Matreier Finanzen hat ursprünglich mit dem Ausbau der touristischen Winterinfrastruktur begonnen. Und gerade hier war man sich in vielen Dingen fraktionsübergreifend recht einig. Dass aber dieses Fass im alpenweiten Wettbewerbgetöse bodenlos wurde und der politische Einfluss in Betriebsabläufevon AK strapazierend war hat, hatte man im Vorhinein wohl nicht so recht kalkuliert oder geahnt - vielleicht war es den einen oder anderen auch recht bequem. Eine Dynamik die geschadet hat, während der Sommertourismus im bergigen Matrei dadurch über viele Jahre antriebslos im Abseits stand und erst mit der Nationalparkwerdung spürbar besser wurde. Übermütigen oder größenwahnsinnige Handlungen durch das begleitenden Förderungswesen vom Land und Bund, ebenso der EU hat der positiven Budgetentwicklung von Matrei dann noch mehr geschadet als geholfen. Ein wingepeitschtes Mahnmal in der Unteraue zeugt davon.
Was aber staunenswert ist, sind die vielen über die Jahre begleitenden Betriebsansiedlungen, vorbildhaft in geordneter Lage, ebenso die inzwischen recht passable Wintererschließung, die den Matreiern samt Iseltalern doch recht gute Perspektiven bieten. Jetzt in der Vergangenheit nach Schuldigen zu suchen ist nicht unser Bestreben, meinte der mutige Neue. Es gibt also auch Hoffnung!
Dann haben die Oberländer Sparmeister wohl doch nicht alles falsch gemacht oder ? Ausser dass Sie für die Matreier Finanzexperten jetzt mitzahlen dürfen.
Man sollte doch aus Fehlern lernen.Aus meiner Sicht ist es ein Fehler einfach das als es ist halt "passiert" " abzuhaken. Es riecht doch nach grob fahrlässig und jeder Geschäftsführer einer Firma wird in einem solchen Fall wegen Konkursverschleppung zur Verantwortung gezogen .Es gehört lückenlos aufgeklärt und damit Verantwortung wieder bedeutung erlangt.Und nein ich bin dagegen dass die jetztigen Gemeinderäte auf ihre Sitzungsgelder verzichten. Eher sollten die Gemeinderäte die in der vergangenen Periode auf der Liste Von Köll standen,sich was überlegen .
Der MatXit oder alterbativ die Verstaatlichung von türkis-schwarzen N/Övp Privatvermögen auf Kosten der steuerzahlenden Bevölkerung wären sicherlich eine für die Demokratie annehmbare Lösung, selbstverständlich außer für volksparteinahe Protagonisten wie Köll, Schulz, Platter, Mattle, Hörl, Tilg, Pletzer, Kurz, Benko & Co ... Mitterers Piefke Saga Teil XI nach den viroler Killertal mit dem ischgler "Kitz" loch in der Hauptrolle 🤣🤣🤣
Das viele Geld ist wohl im "Köll-Loch" versickert
die hand die einen füttert, die beisst man nicht. das land stellt vorerst 2,2 mio euro zur verfügung um die gemeinde nicht verhungern zu lassen und dass dem land 4 viertel lieber sind als vielleicht ein viertel ist aboslut nachzuvollziehen. durch den auferlegten rigorosen sparkurs wird man die akteure in diesem spiel hinkünftig vor unbedachten handhochhalten zum nachdenken bringen. des weiteren: es gibt auch andere hochverschuldete gemeinden - soll man diese dann ebenfalls in einen konkurs führen? wo ist dann die finanzielle grenze? wieso kommt die allgemeinheit dazu, diese schulden zu übernehmen, die jemand bewusst oder unbewusst verursacht hat? und eins ist auch klar: AK hat das geld sicher nicht veruntreut oder gar gestohlen, mit sicherheit ungeschickt angelegt .... mit dem wissen der ehemaligen und z.t. immer noch präsenten gemeinderät:innen. ich bin mir sicher, dass man hinkünftig seehr genau schauen wird, was wofür verwendet wird. ganz nebenbei erwähnt ist matrei keine arme gemeinde, von 15 mio einnahmen jährlich ist da die rede. also gürtel enger shcnallen und durchbeissen .... wies auch kleinere und ebenfalls hoch verschuldete gemeinden tun müssen.
Zum Einen ist das Land einer der größten Gläubiger und wenn es jetzt 2,2 Mio "zur Verfügung" stellt, ist das auch Geld der Allgemeinheit und auch dort hätte man die Reißleine ziehen müssen. Niemand behauptet, dass AK das Geld veruntreut hat, aber "ungeschickt angelegt" ist eine liebliche Umschreibung von Größenwahn - siehe letzte Wahlbroschüre seiner vermeintlichen Nachfolgerin. Wahr ist, dass gewiss nicht alles schlecht war, was in seiner Zeit geschaffen wurde, aber vieles war einfach eine Nummer zu groß, wie z.B. das Fußballstadion, das längst wieder renovierungsbedürftig ist (wie viele andere öffentliche Gebäude). Nämliches gilt für das Schwimmbad: zuerst abreißen, ein Riesenprojekt planen, von Ausfinanzierung schwafeln und jetzt fällt es dem Land ein, dass ein Schwimmbad "keine notwendige" Ausgabe darstellt. Leider kein Faschingsscherz!
2,2 mio zu investieren fällt bestimmt leichter als ca 30 mio zu verlieren- von daher halte ich den konkurs aus wirtschaftlicher sicht den billigsten weg, bei dem nur einer gewinnt: die matreier gemeinde bzw die verursacher dieses debakels. man sollte mal etwas zeit vergehen lassen und zusehen, wie und ob sich sparmaßnahmen bewähren. bei den genannten einnahmen von 15 mio wird sich bestimmt eine lösung finden. und es hat ja auch niemand geschrieben dass matrei vollkommen schuldenfrei werden muss, sondern dass der schuldenberg abgetragen werden muss bis man wieder über eventuelle investitionen nachdenken kann. und zum shcluß: ist denn ein schwimmbad eine notwendige institution in einer krisensituation wie sie momentan in matrei vorherrscht? virgen hat auch ein tolles schwimmbad, dann können die matreier inzwischen halt in wenigen minuten dorthin fahren um sich abzukühlen.
Da hast du wohl recht "chiller336", ein Schwimmbad ist keine notwendige Ausgabe und ja, Virgen hat diesen Luxus und die Matreier erfreuen sich daran. Aber wenn man weiß, dass man sich keinen Neubau leisten kann, hätte man das alte nutzungsfähig belassen können. Die Becken sind ja da und notfalls hätte man auch WC-Wägen aufstellen können, wie es ja schon gemacht wurde.
das stimmt schon denksport, aber die initiatoren des schwimmbadneubaues wurden mittlerweile aus dem spiel genommen. hintennach reitet die alte urschel wie man so schön sagt. ich denk, dass wohl niemand ausser den direkt beteiligten eine ahnung hatte, wie es wirklich mit der finanziellen situation in matrei ausgschaut hat - bis dem ganzen eben auf den grund gegangen wurde. da wurde der schwimmbadneubau aber schon gestartet. es ist wie es ist, und das schwimmbad ist bestimmt nicht die einzige baustelle in der matreier gemeinde
Guter Ansatz! Aber das werden gewisse Verantwortliche wohl wieder zu verhindern wissen. Die Rücksichtslosigkeit vieler Politiker ist einfach nur noch verachtend und selbstgefällig. Denn ansonsten hätte man dem alten Gemeinderat schon viel früher auf die Finger klopfen müssen!!! Aber den ÖVP-Parteifreunden wollte man ja nichts in den Weg legen und sie konnten machen, was deren Boss wollte!
Grundsätzlich könnte man den Gedanken, Mandatare für ihre Entscheidungen persönlich haften zu lassen, diskutieren. Voraussetzung für eine solche Haftung wäre es freilich, dass die Mandatare auch entsprechend ihrer Verantwortung bezahlt werden. Eine persönliche Haftung der Gemeinderäte klingt vielleicht reizvoll, würde rechtlich aber niemals „halten“. Der Bürgermeister-Stellvertreter von Matrei bekommt in dieser Funktion monatlich grundsätzlich (gerundet) 648 €; wenn ihm bestimmte zusätzliche Aufgaben, die eine erhöhte Verantwortung und einen erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand erfordern, zur Besorgung übertragen werden, kann sein Bezug vom Gemeinderat auf bis zu (!) 1621 € angehoben werden. Ein Gemeinderat von Matrei hat in dieser Funktion einen monatlichen Bezug von bis zu (gerundet) 973 €. Diesen Höchstbetrag kann er allerdings nur bekommen, wenn ihm Aufgaben zur Besorgung übertragen werden, die eine erhöhte Verantwortung und einen erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand erfordern. In der derzeitigen rechtlichen Situation (vgl. Tiroler Gemeinde-Bezügegesetz 1998, insbes. §§ 2 bis 5) auch nur daran zu denken, sich von den (ehemaligen) Gemeinderäten 27 Mio. € zu holen, ist einfach nur pervers.
Und wieviel bekam AK als Bürgermeister?
Der Bürgermeister von Matrei bekommt in dieser Funktion 3.922,97 € bzw. dann, wenn er neben dieser Funktion ein Mandat im Landtag, Nationalrat oder Bundesrat ausübt, 3.566,13 €. Siehe Tiroler Gemeinde-Bezügegesetz 1998, StF: LGBl. Nr. 25/1998.
netto oder brutto? Nach 20 Jahren hat er also in etwa soviel verdient, wie ein Bankdirektor Abfertigung ausbezahlt bekommt, meist mit Sondervertrag.
Der Bürgermeister von Matrei bekommt in dieser Funktion 3.922,97 € bzw. dann, wenn er neben dieser Funktion ein Mandat im Landtag, Nationalrat oder Bundesrat ausübt, 3.566,13 €. Natürlich alles immer brutto.
Wie wäre es wenn ein Gemeindebürger von Matrei, einfach einen Antrag zur Insolvenz der Gemeinde an den Bgm. bzw. an die Gemeinde stellen würde?
Ist das ganze eigentlich nicht eine Insolvenzverschleppung unter Mithilfe des Landes?
Als Selbständiger oder einer GmbH ist es sogar strafbar, wenn man verschleppt.....
Respekt Hr. Christoph Brugger für seine guten, offenen und konstruktiven Gedanken.
Respekt?
Lieber @defregger, du solltest Herrn Christof Brugger doch einmal fragen, wie denn sein obiger Kommentar etwa ausschauen würde, wenn er noch seine Funktion als geschäftsführender Bankbediensteter wär.
So einfach kann man sich doch auch auch nicht aus der Schlinge ziehen und zum Held werden, denn seine und AKs Politzeit ist oder war nicht rein zufällig.
So ganz wertfrei und nebenbei!
das wäre ein wirkungsvoller "Schachzug" der nicht nur in der Schloss-Weißenstein-Straße für einige schlaflose Nächte sorgen würde.....
Sehr gute und treffend Gedanken eines betroffenen Matreier Gemeindebürgers. Nur eine Person muss den Mut haben, den Prozess ins rollen zu bringen Alles gute
Bin neugierig ob zb alle betroffenen Baufirmen die Geduld haben werden, jahrelang auf ihre ausstehenden Gelder zu warten, um dann vielleicht doch nur einen Bruchteil der ursprünglichen Forderungen zu erhalten. Oder will man es trotz allem nicht mit der hohen Politik verscherzen?
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