Zum 30-Jahr-Jubiläum hat die 1993 im Osttiroler Innervillgraten gegründete Musicbanda Franui viel vor. Kommende Woche hat "Fanes", ein Musik-Schauspiel, in Bozen Premiere. Im Mai gestaltet man mit Nikolaus Habjan und Florian Boesch an der Berliner Staatsoper Unter den Linden "Die schöne Müllerin" und zeigt sie bei den Bregenzer Festspielen und in Graz. Höhepunkt wird aber ein "Hochkulturfestival" von 10. bis 12. August in der alten Heimat. Der Vorverkauf startet heute.
Hochkultur ist dabei wörtlich zu verstehen. Festivalschauplatz ist die Unterstalleralm auf 1.700 Metern Seehöhe. "Das liegt hoch genug, dass wir uns berechtigt fühlen, diesen Begriff zu verwenden", lacht Franui-Mastermind Andreas Schett im Gespräch mit der APA. An sich steht die Gruppe ja für die Schnittmenge zwischen Hoch-und Volkskultur, die in immer neuen Projekten untersucht wird - von Schubert bis Georg Kreisler, von Volksmusik bis Gustav Mahler, von Literatur bis Theater.
Schon das 20-Jahr-Jubiläum führte das Ensemble hoch hinaus - nämlich auf die noch mal 500 Meter höher gelegene Franui-Almwiese, die namensgebend für die Gruppe war und nur über einen Hütersteig zu erreichen ist. Das Unterfangen habe sich letztlich als keine sehr gute Idee erwiesen, erzählen Schett und Markus Kraler. Nicht nur waren 22 Hubschrauberflüge notwendig, das Equipment in die Höhe zu bringen, auch war es nicht möglich, dem Publikum wetterfeste Unterstände zu bieten. Die Folge: Als eine Gewitterwarnung eintraf, mussten die Besucher rasch und im Gänsemarsch den Abstieg ins Tal antreten. Die meisten schafften es haarscharf vor Blitz, Donner und Regen.
Das soll an der neuen Festivallocation nicht mehr passieren. Das Material für das "Hochkulturfestival" kann über einen Güterweg antransportiert werden. Deswegen kann auch ein Zirkuszelt als Schlechtwetterausweichquartier für 1.000 Menschen aufgebaut werden. Zusätzlich werden, gute Wetterprognose vorausgesetzt, reine Open-Air-Tickets ausgegeben. Eines ist jedoch gleich geblieben: Zum Spielort gelangt man - es sei denn, man ist dazu wirklich nicht in der Lage - zu Fuß. Es gibt zwar vom Dorf einen Busshuttle, "die letzte dreiviertel Stunde muss aber gewandert werden", sagt Schett.
Bei Einbruch der Dunkelheit muss man freilich wieder im Tal sein. Deswegen werden jeden Nachmittag genau drei Sets zu je einer Stunde angeboten. Das Programm ist eine Mischung aus alten Highlights und neuen Wagnissen und zeigt die ganze Bandbreite der musikalischen Interessen Franuis. Florian Boesch und Tobias Moretti sind mit dabei, die Strottern und Anna Mabo ebenso. Der Schweizer Stimmkünstler Christian Zehnder wird auftreten, die österreichische Jazzband Shake Stew oder finnische Mundharmonikavirtuosen. Franui sind u.a. mit den Kreisler-Liedern dabei.
Für das "Hochkulturfestival" wird aber auch ein Konzertflügel auf die Alm geschafft. Die junge deutsche Jazzpianistin Johanna Summer kombiniert Bach, Beethoven und Schubert mit freier Improvisation, Víkingur Ólafsson, den die "New York Times" den "Glenn Gould Islands" nannten, spielt die "Goldberg Variationen". "Ich glaube, auf der Unterstalleralm wird das unglaublich klingen", meint Markus Kraler, bei Franui für Kontrabass und Akkordeon zuständig.
Eine Herausforderung wird das Festival auch für die touristische Infrastruktur des Tales, doch immerhin sollte der Konzertschluss bei Dämmerung Gelegenheit geben, auch noch bequem in etwas weiter gelegene Quartiere zu kommen. Die Zeiten, als der Versuch der jungen Musiker, das Regionale und das Zeitgenössische zu verbinden, zu einem örtlichen "Kampf um die Kulturhegemonie" (Schett) geführt hat und ein altes Holzhaus unter nie geklärten Umständen in Flammen aufging, sind längst vorbei.
Heute ist Franui der wohl bekannteste zeitgenössische Kulturexport Osttirols. Die nächste Premiere findet schon am Mittwoch (15. Februar) am Stadttheater Bozen statt: "Fanes" von Anna Gschnitzer wird uraufgeführt. "Es geht um einen ganz eigenen Sagenkreis der Dolomiten, in dem Natur eine große Rolle spielt", sagt Kraler. "Unsere Musik spannt den dramaturgischen Bogen dazu."
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