"Streitberger, Franz", antwortet der ernste, österreichische Soldat auf die Frage der jungen Französin, die versucht, mit ihm ein Gespräch trotz ihrer unterschiedlichen Sprache aufzubauen. Dass jegliche Kommunikation mit ihm schwierig ist, kann sie schließlich nicht ahnen. Die Zuschauer des Films "Der Fuchs" wissen es inzwischen. Aus der Art, wie er es sagt, hören sie noch einmal die Kargheit und Härte seiner Kindheit am Bergbauernhof, seine zunehmende Zurückgezogenheit und Verbitterung der Jahre als Knecht und die Zucht und Ordnung seines Militärdienstes im Zweiten Weltkrieg heraus. Sie können nachvollziehen, warum der Streitberger Franz der Welt skeptisch begegnet und sich ihr lieber verschließt.
Dass eine solche Rolle für einen Schauspieler eine große Herausforderung ist, liegt auf der Hand, denn Worte werden in ihr durch Blicke ersetzt und diese in Großaufnahme gezeigt. "Deswegen setze ich auf eine akribische, lange und sehr intensive Vorbereitung, in der die Schauspieler z. B. auch Tagebücher in ihrer Rolle schreiben. Wenn sie die Motivation für das Gefühl, dass sie darstellen, wissen, dann brauchen sie nur mehr denken, was sie sonst gesagt hätten und das Publikum versteht es trotzdem", erklärt der Regisseur des Films, Adrian Goiginger, der mit ihm die Geschichte seines Urgroßvaters erzählt.
Dieser wird von dem jungen Schauspieler Simon Morzé verkörpert, der sich auf diese Arbeit tatsächlich jahrelang vorbereitet hat - allein schon wegen der sechs Füchse, die es für die Darstellung seines einzigen Freundes im Film brauchte. "Lou" und "Lisa", die zwei kleinsten von ihnen, lernte er schon kennen, als sie erst ein paar Tage alt und noch blind waren. Zwei Jahre lang besuchte er dann immer wieder den Tiertrainer Herbert Pecher, um dort mit den Füchsen zu kuscheln, zu spielen, spazieren zu gehen. So gewöhnten sie sich an ihn und bauten das Vertrauen auf, das es brauchte, um mit ihm die Filmszenen drehen zu können.
Für "Der Fuchs" durchlief Simon Morzé zudem den harten Drill eines Militärbootcamps, verbrachte vier Monate auf einem Bergbauernhof, um den Pinzgauer Dialekt zu lernen, vertiefte sich intensiv in die Hintergründe und Zeitzeugenberichte der Kriegszeit oder aß vier Tage lang nichts, um sich auf die Schlussszene im Film vorzubereiten. Das Resultat dieser Arbeit bewundert zurzeit ein begeistertes Kinopublikum. Allein 17,000 Zuseher waren es am Premierenwochenende Anfang Januar in Österreich.
Aus terminlichen Gründen konnte Simon Morzé nicht wie geplant zu der Vorführung mit Adrian Goiginger in Lienz kommen, doch in unserem Dolomitenstadt Podcast erzählt er persönlich nicht nur von diesem Projekt, sondern auch seinem Aufwachsen als Sohn der beiden Schauspieler Petra Morzé und Stefan Matousch, seinem derzeitigen Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg und seinen anderen Erfolgen wie seiner langjährigen Rolle als Jan Schnell in "Schnell ermittelt" oder seiner Hauptrolle als Franz Huchel in "Der Trafikant", der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Robert Seethaler unter der Regie von Nikolaus Leytner, für den er schon 2006 zum ersten Mal für den Film "Die Entscheidung" vor der Kamera stand.
Der Dolomitenstadt Podcast ist ein akustisches Magazin, das die Redaktion von dolomitenstadt.at in Lienz zusammenstellt. Das Themenspektrum ist breit und beschränkt sich nicht nur auf die Region. Wir stellen spannende Projekte vor, widmen uns den Künsten und der Kunst des Lebens, schauen in Kochtöpfe und über den Tellerrand, greifen heiße Eisen an und diskutieren die Themen unserer Zeit mit Menschen, die etwas zu sagen haben. Zu finden auch auf Spotify, bei Apple Podcasts und Google Podcasts.
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren