Nur ein Drittel der Mütter von Kleinkindern ist berufstätig
Je jünger das Kind, umso weniger entscheidet das Betreuungsangebot, ob eine Mutter arbeiten geht oder nicht.
In Österreich ist nur jede dritte Frau mit einem Kind unter drei Jahren berufstätig. Das zeigt der Bericht "Familien in Zahlen" des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF). Fehlende oder zu teure Betreuungsangebote sind dabei nur selten der Grund dafür, nicht arbeiten zu gehen. Die Mehrheit gibt vielmehr an, dass sie ihr Kind selbst betreuen wollen. Das ist auch das Motiv für die hohe Teilzeitquote bei Frauen mit Kindern, selbst wenn diese schon älter sind.
Seit Jahren mahnen Bundespolitik und Sozialpartner von den dafür zuständigen Ländern bzw. Gemeinden mehr Kindergartenplätze vor allem für die Jüngsten ein - nicht nur wegen der wichtigen Rolle der Kindergärten als erste Bildungseinrichtung, sondern auch um Frauen eine bessere Rückkehr in den Beruf zu ermöglichen. Bei Kindern über drei sind zwar schon 94 Prozent in institutioneller Betreuung, bei den Jüngeren waren es 2021/22 aber gerade einmal 29,1 Prozent. Aktuell hat die Bundesregierung sich vorgenommen, in diesem Kindergartenjahr das Barcelona-Ziel von 33 Prozent für diese Altersgruppe zu erreichen - wobei das eigentlich schon der Zielwert für das Jahr 2010 war. Der Anteil an so genannten VIF-konformen Plätzen, die auch mit Vollzeitjobs der Eltern vereinbar sind, ist in Österreich bei den Jüngeren zuletzt sogar leicht zurückgegangen, von 64,0 Prozent (2020) auf 59,8 Prozent (2021).
Eine Auswertung der Mikrozensus-Daten des ÖIF für die APA zeigt allerdings: Je jünger das Kind, umso weniger spielt das Betreuungsangebot eine Rolle dabei, ob seine Mutter arbeiten geht. Für den Mikrozensus wurden jene, die wegen der Betreuung von Kindern (oder pflegebedürftigen Erwachsenen) nicht berufstätig sind, nach ihrem Motiv befragt. Das Ergebnis: 79 Prozent der nicht-berufstätigen Frauen mit einem Kind im ersten Lebensjahr bleiben demnach daheim, weil sie selbst die Betreuung übernehmen wollen. Nur 4,3 Prozent nennen als Grund, dass das Angebot zu teuer wäre, 2,9 Prozent sagen, dass es kein passendes gibt.
Bei Müttern von Zweijährigen spielen mangelnde Verfügbarkeit eines passenden Angebots (14 Prozent) bzw. zu hohe Kosten (4,5) zwar eine größere Rolle. Häufigstes Motiv ist aber weiter der Wunsch, das Kind selbst zu betreuen (62 Prozent) - und dieses bleibt auch bei Müttern älterer Kinder dominant. Selbst unter Müttern, deren jüngstes Kind acht Jahre alt ist und die wegen Betreuungsaufgaben nicht berufstätig sind, gibt mehr als die Hälfte der Befragten diesen Grund an.
Als Erklärung dafür nennt Isabella Buber-Ennser vom Institut für Demographie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Gespräch mit der APA das vergleichsweise traditionelle Familienbild: "In Österreich gilt eine Frau als Rabenmutter, wenn sie ein Kleinkind außerhäuslich betreuen lässt und in Frankreich ist sie eine Rabenmutter, wenn sie es zuhause betreut, weil es dann keine sozialen Kontakte mit anderen Kindern hat." Dazu komme ein Bild von gestressten berufstätigen Müttern, das abschreckend wirken könne. Hier fehlten positive Role-Models. Gleichzeitig werde generell das Thema Work-Life-Balance immer wichtiger, was ebenfalls längere Karenzzeiten begünstigen könne.
Ein weiterer Ausbau der Kindergartenplätze für die Jüngsten ist für Buber-Ennser trotz der Studienergebnisse wichtig. Erstens zeige die Detailanalyse der Mikrozensus-Daten, dass vor allem nur wenige Mütter von unter Ein-Jährigen arbeiten gehen (unter zehn Prozent). Ist das jüngste Kind zwei Jahre alt, sind aber bereits zwei Drittel berufstätig. Unter Müttern von Drei- bis Sechsjährigen sind es laut der ÖIF-Studie bereits drei Viertel. Außerdem würden ja auch Kinder von Frauen, die nicht erwerbstätig sind, die Bildungseinrichtung Kindergarten besuchen, betont Buber-Ennser.
Bei jenen Frauen mit Kindern unter drei Jahren, die berufstätig sind, arbeiten 83,1 Prozent in Teilzeit (unter 36 Wochenstunden). Bei Müttern von Drei- bis Sechsjährigen sind es fast ebenso viele (81,5 Prozent). Tendenziell bleiben Frauen in Österreich nach der Geburt von Kindern langfristig in Teilzeitbeschäftigung. Österreich liegt hier laut einem anderen ÖIF-Forschungsbericht ("Frauen in der Arbeitswelt", 2020) bei der Frauenteilzeitquote mit fast 50 Prozent unter den 20- bis 64-Jährigen auf Platz zwei in der EU hinter den Niederlanden. Allerdings steigt das Stundenausmaß der Teilzeitbeschäftigung, je älter die Kinder sind.
Auch bei der Teilzeit spielen Geschlechterrollen eine deutlich stärkere Rolle als das Betreuungsangebot, zeigt eine ÖIF-Auswertung für die APA: Unter Frauen mit mindestens einem Kind unter sechs geben 88,2 Prozent Betreuungsaufgaben als Grund für ihre Teilzeitbeschäftigung an. Das Motiv bei acht von zehn dieser Frauen: Sie wollen die Betreuung selbst übernehmen.
Von jenen Frauen mit Kindern unter 15, die wegen Betreuungspflichten Teilzeit arbeiten, würden rund 90 Prozent auch dann nicht auf eine Vollzeitstelle wechseln, wenn es ein entsprechendes Betreuungsangebot gäbe, zeigen Daten im ÖIF-Band "Frauen in der Arbeitswelt" (2020). "Eine Teilzeiterwerbstätigkeit wird bei vorhandenen Betreuungspflichten demnach eindeutig einer Vollzeiterwerbstätigkeit vorgezogen", heißt es in der Studie lapidar. In den Interviews und Gruppendiskussionen im Rahmen der Studie wurde Vollzeitarbeit bei Frauen mit Kindern generell als "eher unwahrscheinlich und außergewöhnlich" eingestuft. Als legitim gelte diese nur, wenn das finanziell unbedingt notwendig ist, etwa bei Alleinerzieherinnen.
7 Postings
Die Überschrift dieses Beitrags klingt schon vorwurfsvoll! NUR ein Drittel ..... Es sollte doch so sein dass Mütter die bei ihren Kindern daheim bleiben und auf die Karriere einstweilen verzichten, entsprechend entlohnt und wertgeschätzt werden! Kinder aufziehen ist Schwerstarbeit!!! Erziehungszeit daheim ist das Wertvollste für Eltern und Kinder! Eigentlich ist es unbezahlbar, man verpasst so viel von seinen Kindern wenn man ganz schnell wieder arbeiten geht! Dazu kommt die Doppelbelastung. Die neuen Väter sind gottseidank anders erzogen als die Generation vorher! Die beteiligen sich an der Kindererziehung und am Haushalt. Trotzdem sollten Eltern entsprechend gefördert werden, um die ersten Lebensjahre ganz für die Familie dasein zu können!!! Heutzutage kann sich eine Familie ein etwas sorgenfreies Leben ja nur leisten wenn beide Elternteile arbeiten. Ich sehe da besorgt in die Zukunft! Wenn ein Elternteil sich Erziehungszeit nimmt dann fehlen am Ende Beitragsjahre für die Pension! Da ist die Politik gefragt, dieses zu ändern! Die Zeit für die Kinder ist die anstrengendste aber die schönste - und - sie ist viel zu schnell vorbei und man kann nichts mehr nachholen was man verpasst hat!!!!
@mia: Kindererziehung sollte nach den beiden Karenzjahren bis ev. zum 12 Lj. des Kindes von der Gemeinschaft pauschal abgegolten werden und dabei auch für die Pensionsvorsorge anrechenbar sein, wobei Teilzeitarbeiten für einige Wochenstunden nach Jahren gestaffelt möglich bleiben müssten, aber mit SV-Abzügen belegt werden.
Diese Ansprüche gelten natürlich nicht für diejenigen, die ihren Arbeitsdienst kurz nach der Geburt fortsetzen und den Karriereweg beschreiten. Sie sollte man auch zu gemeinschaftliche Beitragsleistungen für die Erziehung ordentlich heranziehen, denn die Gemeinden oder der Staat übernimmt ja einen Teil ihrer ureigenen Aufgaben. Das Thema ist natürlich viel komplexer, als hier dargestellt, doch müsste es besser lösbar sein als bisher. Ich nenn das einfach mal: Neue, moderne Wege in grundlegenden Gesellschaftsfragen beschreiten!
Na, Gott sei Dank gibt es nicht nur karrieresüchtige Mamis (wobei ich davon schon immer überzeugt war)! Aber der mediale und politische Druck, der auf sie ausgeübt wird, so schnell wie möglich wieder ins Berufsleben einzutreten, ist enorm. Eines könnt ihr euch sicher sein: Für eure Kinder ist es eine unbezahlbare und unersetzliche Investition in ein späteres gutes Leben.
PS: Mütter, die bereit sind, die (mindestens drei) ersten Lebensjahre bei ihren Kindern zu bleiben, müssen dafür unbedingt finanziell entlohnt werden (einschließlich Pensionsanrechnung). Der äußerst anspruchsvolle Beruf "Nachwuchs- und Haushaltsmanagment" gehört massiv aufgewertet (finanzell wie auch in Bezug auf die soziale Wertschätzung). Und wer zahlt das? Alle jene, die sich die vielen Ausgaben und Sorgen jener ersparen, die dafür Sorge tragen, dass der Staat auch in Zukunft noch Einzahler hat - also die Kinderlosen.
naja, das ist jetzt aber schon etwas ungerecht, es gibt leider auch viele Eltern, die ungewollt kinderlos sind. Ich bezahle auch mit meinen Steuern für Menschen die arbeitslos sind (gewollt oder ungewollt), für Raser, für Leute die gefährliche Sportarten ausüben usw., das ist bei uns nun einmal so. Ich finde es wunderschön, dass sich immer noch so viele Mütter (aber auch Väter) dazu entschieden, ihre Kinder selbst aufzuziehen. Wenn sich jemand aber dazu entschließt, gleich wieder arbeiten zu gehen (ebenfalls gewollt oder ungewollt), so ist das von anderen nicht zu bewerten.
Stimmt.
Das macht Hoffnung! Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung dringend die Bindung an eine Bezugsperson. Und wie es scheint, haben wir uns das Gefühl, dass Mütter zu ihren Kindern gehören, noch nicht abgewöhnen bzw. nehmen lassen.
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