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Der Tiroler Landesrat René Zumtobel (SPÖ) im Gespräch mit Dolomitenstadt-Redakteurin Anna Maria Huber. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Der Tiroler Landesrat René Zumtobel (SPÖ) im Gespräch mit Dolomitenstadt-Redakteurin Anna Maria Huber. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

René Zumtobel: Als Quereinsteiger „unverdächtig“

…sagt der Neo-Landesrat im Dolomitenstadt-Interview über sich selbst. Transit und Energie als Herausforderung.

Die Tiroler Landtagswahlen im Herbst brachten nicht nur eine neue Koalition, sondern auch einige neue Gesichter auf die Regierungsbank: Eines davon gehört René Zumtobel, politischer Quereinsteiger, zuständig für Verkehr- und Klimathemen und als langjähriger ÖBB-Beschäftigter auf der roten Seite der Landesregierung.

32 Jahre lang war er in verschiedensten Funktionen für die Bundesbahnen tätig, unter anderem als Pressesprecher und zuletzt als Regionalmanager für Tirol. Das spielt dem zweifachen Vater inzwischen erwachsener Kinder in die Karten, was die ihm zugewiesenen Ressorts betrifft: „Verkehr ist mein Leben“, schmunzelt er. Natur-, Umwelt- und Klimaschutz sei ihm „persönlich ein großes Anliegen“, so der Pitztaler.

Zugverbindung Lienz – Wien auch samstags

Der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs schlägt die Brücke zwischen den beiden Bereichen und ist eines der Hauptanliegen des Neo-Landesrates: Man verfüge in diesem Bereich in Tirol schon über eine gute Basis, innerhalb der Regierungsperiode möchte Zumtobel allerdings noch mehr Menschen zum Umstieg bewegen: „Dazu braucht es drei Säulen: Eine gute Taktung, die Sicherstellung der Qualität und einen entsprechenden Preis“, so der Öffi-Experte.

Zur öffentlichen Mobilität in Osttirol streicht er den Um- und Ausbau des Lienzer Bahnhofes und von acht weiteren Bahnhöfen im Bezirk als besonders positiv hervor, für weitere „zwei oder drei Bahnhöfe ist ein Umbau geplant“. Während er kürzlich dem Direktzug zwischen Lienz und Innsbruck vorerst eine Absage erteilte, setzt er sich für eine Intensivierung der Zugverbindung zwischen der Bezirkshauptstadt und Wien ein: „Die Verbindung gibt es schon, allerdings samstags noch nicht.“ Hier wolle man nachbessern.

Sowohl bei öffentlichen Verkehrsmitteln als auch beim Individualverkehr spricht er sich für dekarbonisierte Fahrzeuge aus und setzt den Fokus auf Elektromobilität, „weil diese aus derzeitiger Sicht die beständigste ist.“ Wichtig sei es hier, ein flächendeckendes und einheitliches Angebot an Ladestationen zu schaffen.

Transit im Pustertal „vergleichsweise gering“

Beim Thema Transit über den Brenner sieht er ein Slot-System als eine der Lösungen an. Seiner Vorstellung nach sollte die Straße buchbar gemacht werden können, wie es auch bei den Gleisen der Fall ist. „Hierfür bräuchte es allerdings einen gemeinsamen Vertrag zwischen den drei Nationalstaaten Italien, Deutschland und Österreich“. Angesichts der jüngsten Aussagen von Matteo Salvini, Italiens Minister für Infrastruktur und Mobilität, keine leichte Aufgabe.

Man kann sagen, die Bahn ist zu teuer, ich sage, der LKW ist zu billig.

René Zumtobel, Klima- und Verkehrslandesrat

Gleichzeitig setzt Zumtobel auch Hoffnung in den Brennerbasistunnel. Doch wenn man Frächter zum Umstieg auf die Schiene bewegen möchte, muss es auch eine preisliche Gerechtigkeit geben: „Man kann sagen, die Bahn ist zu teuer, ich sage, der LKW ist zu billig.“

Bezüglich der LKW, die nicht über den Brenner, sondern durch das Pustertal rollen – und angesichts des Ausbaus der Bundesstraßen in Kärnten und Südtirol ist eine Steigerung zu erwarten – meint er, dass auch hier eine Verlagerung auf die Schiene möglich wäre. Außerdem sind Transit-„Begleitmaßnahmen“ für den Bezirk geplant. Die Zahlen in Osttirol seien allerdings im Vergleich zu anderen Transitstrecken – wie etwa dem Fernpass – teilweise um bis zu 60 Prozent niedriger, und das, ohne Fahrverbote ausgesprochen zu haben.  

Energie: „Vielleicht geht beim Einsparen ein bisschen mehr.“

Das Transitthema wird René Zumtobel wohl seine ganze Legislaturperiode begleiten, nicht weniger drängend ist allerdings auch die Thematik nachhaltiger Energieerzeugung. Die Hauptverantwortlichkeit liegt zwar bei Energielandesrat Josef Geisler (ÖVP), das Erreichen der Energiewende sowie die Eingriffe in die Natur zugunsten der Energieerzeugung beschäftigen aber auch das Umweltressort des Landes.

„Josef Geisler hat mir zwei Zahlen genannt: Wenn wir bis 2050 energieautonom werden wollen, dann müssen wir um drei Viertel mehr Strom erzeugen und ein Viertel mehr einsparen,“ erklärt Zumtobel. „Ich hoffe, dass beim Einsparen noch ein bisschen mehr geht. Ich glaube schon – und das ist der Vorteil der derzeitigen Energiekrise – dass die Menschen jetzt einfach mehr nachdenken.“

Für das benötigte „Mehr“ an Energie spricht er sich für eine Mischung aus: „Es wird nicht die Wasserkraft allein sein, auch Photovoltaikanlagen und Windräder leisten einen Beitrag. Aber wenn ich mehr Strom will, muss ich auch mehr Strom erzeugen lassen.“  Hierfür seien eben auch Eingriffe in die Natur notwendig – dort wo es Sinn macht und in Abstimmung mit der ansässigen Bevölkerung.

„Ich bin keiner der in Kasten denkt“, sagt René Zumtobel. Als Regierungsmitglied verantwortet der Ex-ÖBBler Verkehr und Klima, zwei zentrale Aufgabengebiete für die Energiewende. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Wenn aus diesem oder aus anderen Gründen Eingriffe in die Natur nicht vermeidbar sind, verweist der Umweltlandesrat auf die Schaffung von „Ausgleichsflächen“. Der Anteil an Schutzgebieten soll erhöht werden. „In Tirol sind derzeit 27 Prozent der Landesfläche als Schutzgebiete ausgewiesen, die EU verlangt 30 Prozent, wir sind also auf einem guten Weg“, so Zumtobel. Durch die Zusammenarbeit mit den Naturparks soll außerdem das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Bedeutung der Biodiversität und Artenvielfalt geschärft werden, „wenn eine Art wegstirbt, ist das ein Problem für den gesamten Zyklus“.

Zum Thema Wolf meint Zumtobel: „Man kann nicht einfach nur für oder gegen den Wolf sein, so einfach ist die Welt nicht.“ Und: „Ich verstehe die Landwirte, will aber auch keine Kritik am Wolf äußern, der ist halt ein Raubtier.“ Im Landtag ist jedenfalls eine Überarbeitung des Jagdgesetzes in Vorbereitung, „wir müssen schon etwas unternehmen, damit wir bei diesem Thema schneller ins Handeln kommen können“. Gleichzeitig spiele aber auch die gesetzliche Regelung in Europa eine Rolle.

Als Quereinsteiger „unverdächtig“

Die Einstellung zum Thema Wolf beschreibt Zumtobels Herangehensweise zu den verschiedenen Thematiken wohl am besten: „Ich bin keiner der in Kasten denkt“, sagt er selbst. Bei sämtlichen Entscheidungen wolle er alle Interessensvertreter anhören und miteinbeziehen, wie er es beispielsweise zum Kraftwerk im Kaunertal in Gesprächen mit dem WWF und der TIWAG getan habe. Auch beim Thema Transit hofft er vorwiegend auf „Kooperation“. Als grundlegend empfindet er, die Bevölkerung miteinzubeziehen: „Die Ideen können noch so gut sein, wenn sie von der Bevölkerung nicht mitgetragen werden, hilft das alles nichts.“

Die Ideen können noch so gut sein, wenn sie von der Bevölkerung nicht mitgetragen werden, hilft das alles nichts.

René Zumtobel, Klima- und Verkehrslandesrat

Er habe es bisher jedenfalls an keinem einzigen Tag bereut, in die Politik gegangen zu sein. „Ich finde es irrsinnig spannend, im Land mitgestalten zu dürfen.“ Als Quereinsteiger in die Politik sei er „unverdächtig“: „Ich bin angetreten, um Inhalte zu vertreten.“ Darauf angesprochen, wie sich die Stimmung innerhalb der Regierung gestaltet, wenn sich einzelne Koalitionsmitglieder unterschiedliche Interessen über die Medien ausrichten lassen, meint er: „Die Zusammenarbeit in der Koalition funktioniert sehr gut, wir wollen wirklich etwas voranbringen in den nächsten fünf Jahren. Zumindest für meine Ressorts kann ich das versprechen.“  

Anna Maria Huber schreibt als freie Autorin nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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3 Postings

iseline
vor 2 Jahren

Der neue Umweltlandesrat bleibt in allem so allgemein, dass man nicht erfährt, wie er denn zum Vollausbau der Wasserkraft in Osttirol (Kalserbach, Tauernbach) steht. Immerhin gibt es, zusätzlich zu anderen Bereichen in Österreich, ein weiteres angedrohtes Vertragsverletzungsverfahren der EU bezüglich der Isel mit ihren Zubringern. Fehlende Managementpläne zur Erhaltung der Natura 2000 Gebiete werden hier eingemahnt.

Welche konkreten "Begleitmaßnahmen für den zunehmenden Transitverkehr" entlang der B 100 zu erwarten sind, bleiben ebenso offen, wie es zur Kostenwahrheit Schiene-Straße kommen könnte.

 
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dolo1871
vor 2 Jahren

Der Landesrat meint übrigens die zweite Direktverbindung Wien-Lienz um 16.18 ab Wien. (Die andere gibts täglich.) Dieser Zug endet samstags in Villach. Dh damit entfällt dann auch der Gegenzug ab Lienz um 7.53. Den gibts erst wieder am Montag früh. Und natürlich sollten solche Fernverkehre verlässlich täglich fahren.

Und ab Dezember 2025 fahren Direkt-Züge aus Lienz nach 2:20 Fahrzeit in Graz Hbf ein, das darf man nicht vergessen. Im Grossraum Graz gibts 500.000 Menschen. Der Blick nach Osten lohnt sich für Osttirol. Gut, wenn der Landesrat und die Bezirkspolitik das am Radar hat.

 
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e-mission
vor 2 Jahren

man muss auch positives über die bahn berichten. sie fährt stündlich und pünktlich durch osttirol. nach wien ist die anbindung sicher besser als nach innsbruck. wir osttiroler sollten unseren blick eher nach wien denn ibk werfen.

 
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