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Staatsakt im historischen Sitzungssaal – das österreichische Parlament kehrt an seinen Stammsitz zurück. Foto: Expa/Slovencik

Staatsakt im historischen Sitzungssaal – das österreichische Parlament kehrt an seinen Stammsitz zurück. Foto: Expa/Slovencik

Hohes Haus: „Das ist das Herz der Demokratie“

Bei der Wiedereröffnung des Parlamentsgebäudes mahnten die Redner:innen Toleranz und Wertschätzung ein.

Mit einem regelrechten Staatsakt hat das Parlament am Donnerstag wieder den Betrieb im Haus am Ring aufgenommen. Bei einer Veranstaltung im historischen Sitzungssaal war beinahe das gesamte offizielle Österreich erschienen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen erwies dem Parlament ebenso die Ehre wie der größte Teil der Bundesregierung. Das Parlament war während der vergangenen fünf Jahre umfassend saniert worden. Der historische Sitzungssaal präsentierte sich am Donnerstag prächtig wie eh und je. Die musikalische Begleitung stammte von den Wiener Philharmonikern und den Sängerknaben, die unter anderem Werke von Georg Friedrich Händel, Antonin Dvorak und Johann Strauß Sohn zum Besten gaben. Lauschen durfte neben den Parlamentariern beider Kammern sowie des EU-Parlaments auch zahlreiche Gäste aus ausländischen Parlamenten, etwa der langjährige Präsident des deutschen Bundestags Wolfgang Schäuble (CDU), der auch eine der Festreden hielt. Nebeneinander lauschten die Altkanzler Franz Vranitzky (SPÖ) und Wolfgang Schüssel (ÖVP) den Reden. Hinter ihnen hatte der ehemalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) Platz gefunden. Dessen Nachfolger als FPÖ-Chef Herbert Kickl musste am Donnerstag krankheitsbedingt passen. "Lassen wir uns leiten von der Würde dieses Hauses", bat Hausherr Wolfgang Sobotka (ÖVP) zu Beginn seiner Festrede. Das Parlament gebe der Demokratie, die sich ihren Platz in der Geschichte erkämpft habe und alternativlos sei, Heimat und Identität: "Es ist das Herz der Demokratie." Sobotkas Kernbotschaft war, Respekt voreinander zu haben: "Wenn wir genau hinhören, teilt uns dieses Haus vielleicht seinen Wunsch an uns alle mit. Nämlich, dass unser Denken, Reden und Handeln von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt sein soll." Es brauche Kooperationsbereitschaft, Toleranz und Wertschätzung. In dieselbe Kerbe schlugen auch die beiden anderen Mitglieder des Präsidiums. Die Zweite Präsidentin Doris Bures (SPÖ) meinte: "Machen wir uns die Mühe Widerspruch auszuhalten." Weniger Rechthaberei, mehr Neugier, gehörte zu ihren Anregungen. Bures erinnerte an den Vertrauensverlust, der sich in den vergangenen fünf Jahren ergeben habe. Daher brauche es jetzt nach der Sanierung des Parlamentsgebäudes eine gründliche Sanierung des Vertrauens in die Demokratie und ihre Institutionen. Der Dritte Präsident Norbert Hofer (FPÖ) gab zu bedenken, dass in einer Zeit der Ausgrenzung anderer und einer Zeit der Algorithmen Diskussionen schwierig geworden seien. Im Hohen Haus gehe es aber um das Zuhören, Dinge auch aus dem Auge des anderen zu sehen. Das Parlament sei von Natur aus ein Ort der unterschiedlichen Meinungen: "Aber am Ende hat das Gesamtwohl im Vordergrund zu stehen und das Gesamtwohl der Demokratie entspringt der lebhaften Diskussion." Festredner Schäuble meinte, die vielleicht gefährlichste Krise in einer Zeit multipler Krisen sei jene der rechtsstaatlichen Demokratie selbst. Die Bürger entzögen ihren politischen Vertretern ihr Vertrauen, stimmten für populistische Vereinfacher oder wendeten sich ganz ab: "Das rührt am Kern unserer Demokratie." Jedenfalls erreicht werden müsse, dass die Bürger sich wieder besser vertreten und im demokratischen Prozess wieder fänden. Dabei sollten freilich nicht nur Lösungen präsentiert werden, die gut klängen. Günter Kovacs (SPÖ), aktuell Präsident des Bundesrats, beschwor den "Geist des Miteinanders". Das Vertrauen in die Instanzen, in die Demokratie müsse gestärkt werden. Es brauche Maßnahmen, die für die Menschen verständlich seien. Die Sorgen müssten ernst genommen werden, es brauche eine Politik auf Augenhöhe. Saniert wurden in den vergangenen gut fünf Jahren rund 55.000 Quadratmeter Netto-Geschossfläche, 740 Fenster und 600 historische Türen sowie 500 Luster und Leuchten. Die Nutzfläche wurde um rund 10.000 Quadratmeter erweitert. Die wesentlichste architektonische Neuerung ist die neue Glaskuppel über dem Nationalratssaal mit einem Durchmesser von 28 Metern und einer Fläche von 550 Quadratmetern. Der Plenarsaal wird vom Nationalrat freilich erst am 31. Jänner eingeweiht. Der Festakt fand nämlich im Bundesversammlungssaal statt, wo in zwei Wochen auch die Wiederangelobung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Szene gehen wird. Die Länderkammer trifft sich dann am 16. Februar im neuen Bundesratssaal, der heute offiziell eröffnet wurde. Für Interessierte wird es schon davor die Gelegenheit geben, sich im neuen Parlament umzusehen. Am kommenden Wochenende sind zwei "Tage der offenen Tür" angesetzt.

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9 Postings

aktuell
vor 2 Jahren

Wie wir inzwischen leider zur Kenntnis nehmen müssen, endet die Demokratie mit Abgabe unserer Stimme bei den Wahlen. Die hochbezahlten Politiker nehmen dann wieder ihre Plätze ein, die Immunität schützt sie vor lästigen Fragen des Volkes, und wer nicht pariert (siehe Coronamassnahmen) wird mit strengen Strafen bedroht.

 
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robertl
vor 2 Jahren

Wenn es zum Feiern ist sind fast alle Sessel unserer Abgeordneten besetzt. Bei normalen Arbeitssitzungen ist gefühlt nicht einmal die Hälfte anwesend...

 
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e-mission
vor 2 Jahren

ich hätte den schüssel rausgeschmissen.

 
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Der Graukofler
vor 2 Jahren

Ich frage mich: Wo bleibt die Leistung, die eine solche Investition rechtfertigt?

 
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defregger
vor 2 Jahren

Was macht eigentlich Hr. Wolfgang Schäuble im neuen Demokratie Hotel?

 
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ruhigblut
vor 2 Jahren

Dann formulieren wirs mal um. Der KONGRESS TANZT, während das Volk hungert! An Dekadenz nicht mehr zu überbieten...ca. 500 Millionen Euro für einen Umbau und ALLE Parteien klatschen dazu. 3000 Monatsmiete für ein Klavier...gehts noch? und ich sags nochmal.....Alle Arbeiter/ Steuerzahler sollten SOFORT mal einen Tag zu Hause bleiben um auf diese Auswüchse zu reagieren!....unvorstellbar

 
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tauernwind
vor 2 Jahren

Das die Politik usw. in derart historischen und dadurch wartungs- und kostenintensiven Gebäuden residieren muss ist mir sowieso ein Dorn im Auge, ob auch dort die Temperatur auf 19° eingestellt wird? Alleine mit dem Geld des Blumenschmucks hätte man viel gutes tun können, die anderen verpuffenden Investitionen will ich gar nicht wissen. Für Viele sind gerade harte Zeiten da wäre ein wenig Understatement angebracht.

 
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    Edi1913
    vor 2 Jahren

    wenn Du das fertigdenkst ist auch jede Kirchensanierung hinausgeschmissenes Geld, geht eh keiner mehr hinein, außer zur Folklore (=Heiraten+Begräbnis, weil die katholische Liturgie kann schon was, eventuell noch Weihnachten und in Matrei Kranzltage, da ist das einheimische Publikum, was auf der Seitn steht, aber auch schon 10 mal mehr als die Mitgeher. Dafür sind sie alle angezogen wie zum Oktoberfest.

     
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      tauernwind
      vor 2 Jahren

      ....niemand spricht vom verfallen lassen der Gebäude, zeig mir aber eine Kirche die sich eine 25m Glaskuppel gönnt. Davon abgesehen steht eine Kirche dem Volk nahezu immer zur Verfügung und neben Kirchenbeiträgen erhalten die Kirchen Spenden und Erbschaften. Und jeder der schon mal was für die Kirche gearbeitet hat weiß wie sorgsam (um nicht knausrig zu schreiben) man da mit den Finanzen umgeht.

       
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