Der Transitverkehr über den Brenner in Tirol hat im vergangenen Jahr erneut an Fahrt zugelegt. Bei der Hauptmautstelle Schönberg wurden vom Autobahnbetreiber Asfinag 2,48 Mio. Lkw der Kategorie 4 gezählt. Das waren laut Medienberichten um 33.042 Fahrten bzw. 1,35 Prozent mehr als im Jahr 2021. Übertroffen wurde damit auch das Vor-Corona-Niveau aus dem Jahr 2019, als rund 2,47 Mio. solcher Schwerfahrzeuge über den Brenner donnerten.
Die pandemiebedingte Entwicklung des Jahres 2020 mit einem Rückgang des Transitverkehrs um 6,3 Prozent war letztlich nur von kurzer Dauer. Bereits im Jahr 2021 war es wieder zu einem Anstieg um 5,7 Prozent auf rund 2,45 Mio. Fahrten gekommen. Die Kategorie 4 entspricht laut Asfinag in etwa dem Transitverkehr, sie beinhaltet Fahrzeuge mit über 3,5 Tonnen höchstzulässigem Gesamtgewicht und vier oder mehr Achsen.
Auffallend war, dass es vor allem in der ersten Jahreshälfte 2022 zu einem Anstieg des Transitverkehrs kam. So wurde etwa im März ein Plus von 16,44 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet, im Februar ein Plus von 13,61 Prozent. Seit September kam es hingegen zu Rückgängen, im Dezember sogar um 7,3 Prozent.
Indes war nicht nur der Lkw-Transit erneut im Steigen begriffen, sondern auch der Pkw-Verkehr. Rund 11,2 Mio. Autos passierten im vergangenen Jahr die Mautstelle Schönberg, im Jahr zuvor waren es laut Asfinag-Auswertung noch 8,9 Mio. gewesen. Die Folge: Auch die Gesamtverkehrsfrequenz von Lkw und Pkw legte ordentlich zu, nämlich um zusätzliche 2,4 Mio. Fahrten, von 11,5 auf 13,9 Mio.
Die aktuellen Zahlen dokumentieren für die Tiroler Politik, die in unterschiedlichen Regierungskonstellationen seit Jahren gegen den überbordenden Transitverkehr kämpft, jedenfalls zwangsläufig, dass es so nicht weitergehen kann. "Dieser historische Höchststand an Transit-Lkw zeigt einmal mehr den dringenden Handlungsbedarf am gesamten Brennerkorridor. Das Jahr 2022 knüpft damit nahtlos an den Trend vor der Corona-Pandemie an", erklärte Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) gegenüber der "Tiroler Tageszeitung".
Man werde jedenfalls trotz Unmuts der Nachbarstaaten über Lkw-Fahrverbote oder Blockabfertigung am "Antitransit-Maßnahmenprogramm weiter festhalten, solange sich dieser Trend nicht umkehrt", kündigte Zumtobel wenig überraschend an. "Ich werde weiterhin den konstruktiven und persönlichen Dialog mit den Verantwortlichen in Südtirol und Bayern suchen, um auf Landesebene für abgestimmte Entlastungsmaßnahmen zu sorgen", so der Verkehrslandesrat. Und Zumtobel verwies auf die Baustellen der kommenden Jahre entlang der Brennerroute, wie etwa aufgrund der Sanierung der Luegbrücke, die die Situation noch weiter verschärfen würden. Deshalb brauche es von den Nationalstaaten und der Europäischen Kommission "endlich eine grenzüberschreitende Gesamtlösung", sagte Zumtobel und brachte erneut das zuletzt in Südtirol präsentierte "Slotsystem" ins Spiel.
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Und noch etwas: Was die österreichische Politik betrifft, wäre schon gefragt, dass für potenzielle Ausweichstrecken wie jene durch das Pustertal RECHTZEITIG Regelungen getroffen werden, nicht hinterher auf allen Ebenen gejammert wird. Immerhin gibt es das Fahrverbot für LKW über 7,5t (ausgenommen Ziel- und Quellverkehr) auf der Pass Thurn-Bundesstraße. Bleibt zu hoffen, dass da niemand auf die Idee kommt, wegen der Baustelle auf der Brennerautobahn daran etwas zu ändern ...
Ich halte den inzwischen unvermeidlichen Neubau der Luegbrücke für die beste Chance seit langem, endlich den Transitverkehr auf der Brennerstrecke deutlich zu verringern. Mit der Reduktion auf eine Fahrspur je Richtung hat die Route schlicht nicht die Kapazität für derart viele Fahrzeuge wie in den letzten Jahren. Wäre also der ideale Zeitpunkt, die lange diskutierte "Alpentransitbörse" auf die Beine zu stellen und die begrenzt möglichen Fahrten an den Meistbietenden zu versteigern.
Noch besser wäre natürlich, wenn für LKW-Fahrten eine "europäische Grundregel der kürzesten Fahrtstrecke" eingeführt werden würde. Derzeit fordert die Frächterlobby ständig lauthals die Einhaltung des Grundrechts des freien Warenverkehrs und meint in Wirklichkeit das nicht gar existierende Recht auf freie Routenwahl - auf Kosten der Gesundheit und der Sicherheit der Tiroler Bevölkerung. Die europäischen Frächter würden dann die alternativen Routen, vor allem jene durch die Schweiz, endlich entdecken müssen. Das könnte man ihnen dadurch erleichtern, dass die Fahrt über den Brenner spürbar mehr kostet ...
Bevor der Brenner Basistunel fertig ist kann man gar keine richtige veränderung machen auf der Brenner Autobahn das ist meine Meinung Deutschland ist total säümig mit den Zulauf Strecken zum Brenner Basistunnel .Um den LKW Transit einzudämmen müssen folgende Tunnel feritig werden Brenner Basis Tunnel, Semmering Basis Tunnel und der Koralmtunnel wenn das alles fertig ist können wir erst den LKW Verkehr richtig eindämmen mit der Eisenbahn finde ich vorher wird das nicht richtig klappen glaube ich Deutschland müsste verklagt werden weil Sie säumig sind mit den Zulaufstrecken zum Brenner Basis Tunnel .
Die Grünen kennen sich da aus....warum holt man sich nicht dort die fehlenden Ideen? Ups, das sind ja die mit dem Anstand.
Kann sich jemand noch erinnern an die Zeit vor dem EU-Beitritt, als der "positive" Ausgang lt. Umfragen mehr als fraglich war? Damals gab es das Versprechen, dass im Falle eines Beitritts der Transitvertrag nie und nimmer "abmontiert" wird - ein nicht unwesentlicher Grund für viele doch für einen Beitritt zu stimmen ... Und jetzt haben wir den "Salat"! Muss mal nachschauen, ob ich noch irgendwo einen Klebstoff finde, damit ich mich auf die Brennerautobahn picken kann!
Stimmt - vor dem EU-Beitritt gab es zumindest noch ein kontrollierbares Limit. Inzwischen frag ich mich immer öfter, warum es keine Wortmeldungen (rechtzeitige Maßnahmen!!!) unserer politischen Vertretung zur Ausweich/Südtrasse durch Osttirol und das Pustertal gibt. Wenn der Transit an der Brennerstrecke derart zunimmt und noch dazu saniert wird, kommt ordentlich etwas auf uns zu.
Vor allem gibt es auch keine Diskussionen darüber, wie man nach Fertigstellung des Brennerbasistunnel den LKW Verkehr dazu bringen will, die Bahn zu benutzen.
Vorschlag zur Reduktion des LKW Transits: unsere Regierung soll ein Gesetz beschließen, das den zulässigen Transitverkehr jedes Jahr um 10% verringert. Dann können sich die Frächter daran orientieren. Wichtig ist die Planbarkeit. Außerdem verlange ich die strenge Kontrolle der Höchstgeschwindigkeit. Nahezu alle LKWs fahren zu schnell. Zusätzlich sollte es ein österreichweites Überholverbot für LKWs geben und ein Sicherheitsabstand von mindestens 100m. Begleitet von regelmäßigen technischen Überprüfungen und Fahrverboten für Frächter, die mit Schrottlastern fahren, wäre der Umwelt und der Sicherheit gedient. Gleichzeitig muß allerdings die Bahn ihr Angebot wesentverbessern. Dazu gehört auch eine Harmonisierung der Bahnsysteme.
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