Bis jetzt ist der östliche Teil der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ein nahezu blinder Fleck auf den Niederschlagsradaren von Tirol und Südtirol. Das soll sich in Zukunft ändern. Eine Projektgruppe aus Vertretern der Südtiroler Agentur für Bevölkerungsschutz, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und der Abteilung Krisen- und Gefahrenmanagement beim Amt der Tiroler Landesregierung haben in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen eines Interreg-Projektes intensiv nach möglichen Standorten für ein neues Niederschlagsradar in Grenznähe gesucht und sind fündig geworden.
Die Alpensüdseite vom Südtiroler Pustertal und dem angrenzenden Belluno über Osttirol bis Oberkärnten wird von den bestehenden Radaranlagen in Südtirol und Österreich nur schlecht erfasst. Im Zuge eines modernen Naturgefahrenmanagements in Tirol und Südtirol wäre es jedoch wichtig, der Bevölkerung rasch den Standort und die Stärke von Niederschlägen, insbesondere bei Extremwetter, mitzuteilen.
„Die Möglichkeit einer zeitnahen Erfassung und Beobachtung von starken Niederschlägen ist angesichts der zunehmenden Frequenz derartiger Ereignisse sehr wichtig, um die Wetterlage vor und während der Zivilschutzeinsätze in Echtzeit optimal beobachten zu können“, erklärt dazu Günther Geier vom Südtiroler Landesamt für Meteorologie und Lawinenwarnung.
Um geeignete Standorte für ein Niederschlagsradar zu finden, wurden umfassende Untersuchungen der Geographie und der Sichtabdeckung möglicher Standorte auf Bergkuppen angestellt. Neun Standorte kamen in die engere Auswahl und wurden durch Begehungen vor Ort näher betrachtet. „Der Standortauswahl lagen gewichtige Voraussetzungen zu Grunde: meteorologisch sinnvoll, sehr gute Erreichbarkeit und die Möglichkeit einer Energieversorgung. Dieses Paket machte 75 Prozent der Entscheidungsgrundlage aus“, so Manfred Bauer von der ZAMG.
Abschließend wurden zwei „sehr gute Standorte“ auserkoren – darunter der von der Projektgruppe aus fachlicher Sicht favorisierte Standort am Hochgruben zwischen Sillian und Sexten sowie der Thurntaler im Gemeindegebiet von Sillian. Auch die finanziellen und verwaltungstechnischen Herausforderungen für die Errichtung, Beschaffung und den Betrieb des Radars wurden geprüft.
Einerseits wurde dazu der Finanzmittelbedarf anhand von Erfahrungswerten aus vergleichbaren Projekten abgeschätzt. Auf der anderen Seite galt es, die verwaltungs- und vertragstechnischen Fragen einer solchen regionsübergreifenden Zusammenarbeit zu prüfen und vorzubereiten. Die Ergebnisse des Projektes wurden am Donnerstag, 17. November, in der Feuerwehrhalle in Vierschach vorgestellt. Damit liegen die Grundlagen für eine weiterführende politische Entscheidung zur Vertiefung des Vorhabens vor.
Nun liegt es in erster Linie an den Ländern Tirol und Südtirol zu entscheiden, ob und wann die nächsten Schritte hin zur Realisierung des neuen Niederschlagsradars gesetzt werden. „Aus Sicht des Zivil- und Katastrophenschutzes hoffen wir, mit dem Projekt die notwendigen fachlichen Grundlagen für die politischen Entscheidungsträger geschaffen zu haben. Rein aus fachlicher Sicht wäre es uns und unseren Kollegen in den benachbarten Regionen ein wichtiges Anliegen, den Fleck am Niederschlagsradar im Ostalpenraum möglichst bald zu schließen“, so Fabian Gstir vom Tiroler Zentrum für Krisen- und Katastrophenmanagement.
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