Ein gemütliches Pressefrühstück hätte es werden sollen, bei dem der seit 1. November interimistische Geschäftsführer der Tiroler Landesmuseen, Karl C. Berger, die Ideen für die Zukunft der fünf Institutionen vorstellt.
Dem war nicht so, das mediale Interesse war groß und das kleine Café Kunstpause im Tiroler Landesmuseum Ferdinadeum mit Presseleuten von Radio, Fernsehen und Zeitung gut gefüllt. Kein Wunder, haben die Landesmuseen doch durch mehrere Führungswechsel, interne Konflikte und der Verzögerung des Umbaus des Ferdinandeums zu dessen 200-Jahr-Jubiläum 2023 in den letzten Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt.
Zuletzt legte Mitte Oktober Peter Assmann nach nur drei Jahren die Geschäftsführung der fünf Museen zurück. Im Vorfeld soll es Differenzen zwischen Assmann und der Politik bezüglich des Umbaus am Ferdinadeum sowie Konflikte mit führenden Mitarbeitenden gegeben haben.
Mit dem gebürtigen Osttiroler Karl C. Berger, der mit 1. November die interimistische Geschäftsführung übernommen hat, bis ein neuer Geschäftsführer bestellt wird, sollen die Wogen geglättet werden: „Mir ist bewusst, dass wir uns in keiner einfachen Situation befinden und auch innere Wunden geheilt werden müssen“, meint er. Einfache Lösungen gebe es hierfür keine, er wolle in jedem Fall sowohl intern als auch extern transparent agieren und allen Mitarbeiter:innen auf Augenhöhe begegnen. Zu kämpfen habe man derzeit unter anderem mit einer "gewissen Personalfluktuation", mit der auch Wissen verloren gehe. Trotz der schwierigen Ausgangslage sei es für ihn eine „durchaus reizvolle Aufgabe“ die Landesmuseen übergangsmäßig zu leiten, so Berger.
Er legt aber gleich nach: „Ich werde mich nicht für die Stelle der Geschäftsführung bewerben.“ Sobald ein:e Nachfolger:in gefunden sei, werde es eine „relativ lange gemeinsame Einarbeitungszeit“ geben, um einen fließenden Übergang sicherzustellen. Dann kehrt Karl C. Berger in seine ursprüngliche Funktion als Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums zurück.
Wie lange die Neubesetzung der vakanten Stelle dauern wird, lasse sich derzeit noch nicht abschätzen, Berger geht von einem „dreiviertel Jahr bis zu einem Jahr“ aus. Klar ist für ihn, dass er die Landesmuseen in dieser Zeit „nicht nur verwalten, sondern aktiv gestalten“ will. Es gebe wichtige Weichen zu stellen, die weit über das nächste Jahr hinausreichen, etwa die noch stärkere Implementierung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals), eine Fokussierung auf Barrierefreiheit und Inklusion sowie das Schaffen und Aufrechterhalten von Synergien intern als auch mit anderen Tiroler Museen, etwa dem Anraser Pfleghaus.
Zu den großen Fragen, wie sich die Feierlichkeiten zum 200-Jahr-Jubiläum des Ferdinandeums und dessen Umbau gestalten werden, bittet Karl C. Berger um Geduld. Zu den Feierlichkeiten sei man noch im Austausch mit dem Verein des Ferdinadeums. Der Umbau sei „dringend notwendig“, man werde verstärkt „personelle und zeitliche Ressourcen“ für das Projekt freisetzen und die bereits vorhandenen Überlegungen weiterentwickeln. Für eine konkrete Planung sei ein Treffen mit Landeshauptmann Anton Mattle vereinbart, darin wird es unter anderem um die 36 Millionen Euro gehen, die für dieses Projekt angesetzt sind – und um eine Aufstockung, welche die Preissteigerungen wohl notwendig machen werden.
Wichtig ist Karl C. Berger auch zu betonen, dass der oder die Nachfolger:in sämtliche Entscheidungen, die im kommenden Jahr getroffen werden, nicht einfach rückgängig machen kann: „Einfach, weil es Dinge betrifft, mit denen sich Museen österreichweit gerade beschäftigen und viele der anstehenden Projekte eine längere Planung voraussetzen.“
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Schade, dass der Beste, den es seit langem auf diesem Posten gegeben hat, nur interimistisch zu machen bereit ist.
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