Auch der Oktober-Bericht des Arbeitsmarktservice Tirol (AMS) zeichnet ein weitgehend positives Bild: Die Zahl der Arbeitslosen ist zwar im Vergleich zu den Vormonaten September (3,3 Prozent) und August (3,0 Prozent) auf 4,9 Prozent leicht gestiegen, liegt damit aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Im Bezirk Lienz macht die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen bei den unselbständig Beschäftigten drei Prozentpunkte aus.
Mit Ende Oktober waren in Tirol 17.608 Personen ohne Arbeit. Verschiedene Krisen wie der Ukraine-Konflikt, die Teuerungswelle oder auch die enorm ansteigenden Energiepreise führen zu einer zunehmenden Verunsicherung am Arbeitsmarkt. Dennoch ist die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr um 4.000 Personen auf insgesamt 342.000 Personen (+ 1,2 Prozent) gestiegen. „Der Wirtschaftsmotor Tirol ist stark“, betont Landeshauptmann Anton Mattle. Aber: „Langsam zeigen sich die aktuellen Unsicherheiten aufgrund der Krisen auch in den Arbeitsmarktzahlen. Dazu kommt eine saisonal bedingte Arbeitslosigkeit.“
Fachkräfte werden nach wie vor händeringend gesucht. Laut AMS wirke sich der demografische Wandel spürbar auf die Arbeitsmarktdaten aus, was wiederum durch Zuwanderung nur bedingt abgemildert werde. Im Vergleich zum September 2021 waren zuletzt 6.469 mehr ausländische Arbeitskräfte in Tirol beschäftigt.
Besonders stark ist die Zuwanderung von Menschen aus Deutschland (+967), der Ukraine (+690), Ungarn (+639) und Rumänien (+591). Die Anzahl der Beschäftigten mit österreichischer Staatsbürgerschaft ist im Vorjahresvergleich um 1.253 Personen gesunken. In Tirol wird für die kommenden 15 Jahre ein Bevölkerungsrückgang um etwa 30.000 Menschen im Alter von 20 bis 64 Jahren prognostiziert.
Große Auswirkungen hat der demografische Wandel auch auf den Lehrstellenmarkt: Die Lehrlingszahlen hielten sich zwar in den letzten Jahren mit etwa 10.500 konstant, deutlich erhöht hat sich jedoch die Anzahl der sofort verfügbaren Ausbildungsjobs. Am Lehrstellenmarkt standen im Oktober rund 7000 Arbeitssuchenden mehr als 10.000 offene Lehrstellen gegenüber. „Lehrlinge werden in Tirol dringend gesucht. Das Arbeitsmarktservice unterstützt die Jugendlichen bei der Berufswahl und fördert die Lehrausbildung auch von Erwachsenen am zweiten Bildungsweg“, erklärt Alfred Lercher, Landesgeschäftsführer des AMS Tirol.
Der weiterhin hohe Bedarf an Arbeitskräften wirkt sich auch auf die Langzeitarbeitslosigkeit aus. Bei den länger als einem Jahr arbeitslos vorgemerkten Menschen ist im Vorjahresvergleich ein Rückgang um 53,3 Prozent auf 935 Personen zu verzeichnen. Seit dem Höchststand Ende April 2021 (3.397) sinkt die Langzeitarbeitslosigkeit kontinuierlich und liegt mittlerweile unter dem Vorkrisenniveau von 2019 (967). 68,2 Prozent der Langzeitarbeitslosen sind älter als 50 Jahre, 45,5 Prozent haben maximal einen Pflichtschulabschluss und 60,4 Prozent haben gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen.
Laut AMS sei eine Höherqualifizierung das beste Mittel gegen die Arbeitslosigkeit und den Fachkräftemangel. 39,5 Prozent der Ende Oktober vorgemerkten Arbeitslosen haben maximal einen Pflichtschulabschluss. Diese Menschen waren hauptsächlich in Hilfsberufen tätig und haben weder einen Lehrabschluss noch eine höhere Schulausbildung. Die Arbeitslosenquote von Menschen mit Pflichtschulausbildung lag im September 2022 bei 10,1 Prozent. Bei Personen mit abgeschlossener Lehrausbildung und bei Akademiker:innen lag dieser Wert mit 3,0 bzw. 1,4 Prozent deutlich darunter.
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