17 Jahre nach Tanja Schneider steht mit Sophia Waldauf wieder eine Osttirolerin vor einer verheißungsvollen Karriere im Skirennsport. Die junge Abfaltersbacherin geht heuer in ihre zweite Saison im B-Kader des ÖSV. Nur zwei Tage vor dem Saisonstart in Sölden wurde die 21-Jährige in den Weltcupkader für den Riesentorlauf vor heimischer Kulisse nominiert.
Es ist Waldaufs erstes Weltcuprennen, entsprechend gerührt war die Osttirolerin, als sie von ihrer Teilnahme erfuhr. Wir haben die 21-Jährige kurz vor ihrem Debüt in Sölden an der Weltcuppiste am Lienzer Hochstein zum Interview getroffen.
Sophia, am Samstag geht dein großer Traum in Erfüllung: Du fährst zum ersten Mal ein Weltcuprennen. Wie fühlt sich das an?
Extrem gut, ich freue mich riesig, dass ich starten darf. Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Seit über zehn Jahren arbeite ich an dem Ziel, einmal im Weltcup dabei sein zu dürfen. Vor Heimpublikum ist das natürlich etwas ganz Besonderes.
Wie wirst du dein Debüt angehen?
Mit voller Attacke. Wenn ich es in die Top-30 schaffen will, muss ich alles geben. Sollte ich dabei ausfallen, kann ich mir keinen Vorwurf machen.
Österreich ist eine Skination. Jährlich drängen unzählige Talente in die Kaderschmiede des ÖSV. Wie schwer war der Weg in den Weltcup für dich?
Es ist bestimmt schwieriger als anderswo, weil die Dichte an Talenten viel größer ist. Wenn du keine Leistung bringst, wirst du ausgewechselt. Das ist aber allen bewusst, weil wir mit diesem Mindset aufwachsen. Darauf hat mich die Zeit im Skigymnasium in Stams vorbereitet.
Was hat dir dabei geholfen, dich gegen andere Talente zu behaupten?
Einerseits die Leistung, andererseits aber die Freude am Skifahren. Du musst viel trainieren und aufopfern, aber ohne die Leidenschaft für den Sport bringt dir das nicht viel.
Wann hast du dir zum ersten Mal zwei Skier an die Beine geschnallt?
Als ich drei Jahre alt war. Ich bin noch immer Mitglied im Skiclub Hochpustertal.
Gibt es ein Rennen im Weltcup, bei dem du unbedingt dabei sein willst?
Natürlich in Lienz, aber hier wird heuer nicht gefahren. Wenn der Skizirkus dann 2023 wieder nach Lienz kommt, will ich dabei sein. Wir hatten schon früher viele Kinderrennen hier und mir gefällt der Hang. Vorerst will ich aber möglichst viel Weltcupluft schnuppern.
Je weiter du dich nach oben hantelst, desto stärker wird auch der Leistungsdruck. Wie groß ist die mentale Belastung?
Der Druck ist da, weil man abliefern will. Mir hilft meine Familie. Ich habe drei Schwestern und freue mich immer, wenn ich anrufen kann oder wir uns sehen.
Wie ist das Betreuerteam um dich aufgebaut?
Neben den ÖSV-Trainern habe ich einen Servicemann, mit dem ich schon seit zwei Jahren zusammenarbeite. Zusätzlich habe ich einen persönlichen Betreuer. Das Konditions- und Regenerationstraining mache ich in Eigenregie zu Hause und in Salzburg bei meinem Fitnesscoach.
Wie sieht kurz vor dem Saisonstart dein Tagesablauf aus?
Letzte Woche beim Training auf dem Pitztaler Gletscher klingelte der Wecker gegen 5:00 Uhr früh. Nach dem Training und dem Mittagessen machen wir einen Mittagsschlaf, bevor es auf den Ergometer geht. Dann folgen noch Videoanalysen und interne Besprechungen, dann wird gemeinsam zu Abend gegessen.
Vom Skifahren und Schlafen wissen wir nun. Hast du noch andere Hobbies?
Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, das ist besonders schön. Ich interessiere mich aber für viele Dinge und zeichne auch gerne.
Seit kurzem bist du auch Heeressportlerin. Wie war die Grundausbildung?
Hart, aber lustig (lacht). Im Sommer war ich fünf Wochen lang beim Heer – natürlich mit Feldwoche und Übernachtung im Regen.
Hast du ein Vorbild?
Ja, Ayrton Senna. Mit Helm auf dem Kopf war er ein beinharter Rennfahrer, doch als er den Helm abgenommen hat, war er einfach Mensch.
Verletzungen sind vor allem im Skisport allgegenwärtig. Fährt die Angst mit?
Bei uns im Damensport passieren leider viele Verletzungen, erst kürzlich hat es zwei Freundinnen von mir erwischt. Natürlich denkt man in solchen Situationen nach, aber Angst habe ich keine. Ich bin hier, um Rennen zu fahren und schneller zu sein als die Konkurrenz. Ich bin es gewohnt, mich am Limit zu bewegen und habe mittlerweile gelernt, gut damit umzugehen.
Wie ist die Stimmung in eurem Team?
Die Weltcup-Fahrerinnen trainieren in einer eigenen Gruppe. Wir Europacup-Mädels sind eine coole Truppe und kennen einander schon seit Jahren. Abends spielen wir im Hotelzimmer eine Runde Uno – natürlich mit Hausregeln. Die Trainer spielen auch mit.
Was war dein bisher schönster Moment als Skifahrerin und welche Augenblicke waren besonders hart?
Heuer im Jänner bin ich bei den Europacuprennen in Zell am See das dritte Mal an den Start gegangen. 2021 habe ich mir dort unglaublich schwergetan und war den Bedingungen nicht gewachsen. Heuer stand ich unter Zugzwang und musste liefern, das ist mir gelungen. Es war ein Befreiungsschlag und die Freude war überwältigend. Ich erinnere mich immer wieder gerne daran. Im Sport gibt es mehr schlechte als gute Momente, dennoch überwiegen die positiven Erlebnisse, weil sie so schön sind.
Hast du einen Plan B, falls es mit einer Karriere im Skisport nicht klappen sollte?
Wenn ich einen Plan B hätte, würde ich meinem Traum nicht mit der nötigen Leidenschaft hinterherjagen.
Wir wünschen Sophia alles Gute für ihr Debüt!
2 Postings
Alles Gute !!!
Liebe Sophia! Ich freue mich riesig,dass wir mit dir eine so sympathische und ehrgeizige Schifahrerin im Weltcup haben.Ich bin mir sicher,du wirst unser Osttirol gut representieren und wünsche dir von ganzem Herzen einen guten Start in den Weltcup,behalte deine gute Einstellung und vor allem,bleibe verletzungsfrei.🥇 Alles Gute für deine Zukunft!
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