Das Österreichische Kulturforum präsentiert Österreichs zeitgenössische Kunst, Kultur und Wissenschaft in derzeit 27 Ländern, um gemäß seinem eigenen Leitbild Österreich als innovatives und kreatives Land zu positionieren, den internationalen Dialog und Austausch zu fördern und neue Perspektiven für die Zukunft durch die Beschäftigung mit der Vergangenheit aufzuzeigen. Der Zyklus "Global 500" des Osttiroler Bildhauers Lois Fasching, dessen Vernissage heute am 12. Oktober 2022 am Österreichischen Kulturforum in Brüssel stattfindet, wird diesen Ansprüchen völlig gerecht, denn er blickt in dieser Arbeit auf nichts Geringeres als auf 500 Jahre Globalisierung.
Das Thema der Ausstellung kreist vordergründig um die Expedition von Ferdinand Magellan, der 1519 mit fünf Schiffen zu den Gewürzinseln, den Molukken in Indonesien aufbrach, selbst dabei zwar ums Leben kam, aber mit der Rückkehr eines seiner Schiffe, der "Victoria", auf einer ungeplanten Route bewies, dass die Welt tatsächlich keine Scheibe, sondern eine Kugel war, die man umsegeln konnte.
Dieser Meilenstein in der Menschheitsgeschichte gilt als der Beginn der großen und dunklen Kolonialgeschichte Europas. Die dargestellten Schiffe Magellans, alle bewaffnet natürlich, und die Route um den Globus, dargestellt in Form einer Bildserie aus Asche und Kohle auf Aluminium, werden von Lois Fasching mit lebensgroßen, in seiner bekannten Kettensägetechnik angefertigten Holzfiguren ergänzt, die allerdings nicht nur mit dieser Expedition zu tun hatten, sondern insgesamt den Größenwahn von Globalisierung anprangern.
Neben Sebastian Elcano, dem letzten Kapitän der Victoria, und Antonio Pigafetta, dem Chronisten der Magellanfahrt, gibt es da auch noch Kaiser Karl V., den letzten Habsburger, der von einem Papst zum Kaiser gekrönt wurde und sich als Beschützer des Abendlandes vor der Expansion des Osmanischen Reiches sah; Papst Leo X., der für den Neubau des Petersdoms den Ablasshandel in großem Stil einführte und sich somit Martin Luther zum Gegner machte.
Jakob Fugger, der zu der Zeit der größte Bankier und Kaufherr war und u.a. auch mit Tiroler Silber handelte; zwei Menschen aus Patagonien, die noch Ende des 19. Jahrhunderts einem Genozid zum Opfer fielen und zwei Frauen aus den Molukken. Die Skulptur von Cees Nooteboom als gegenwärtige Weltbeobachterin ist die Verbindung zur Gegenwart und sinniert wie Lois Fasching über die Globalisierung und Kolonisierung von heute.
Wie viel Recherche, Zeit und Aufwand dieses Projekt in Anspruch nahm und wieso sich Lois Fasching so gerne mit Geschichte und Literatur beschäftigt, erzählte er in seinem Atelier auf dem Dachboden seines Bauernhofs in Dölsach. Und das kurz nach dem Verladen seiner Ausstellung in den Lkw, der die kostbare Fracht nach Brüssel brachte.
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