Glück im Unglück hatte eine 78-jährige Pensionistin aus Osttirol. Die Frau wurde laut Polizei am Donnerstagnachmittag, 6. Oktober, von einer anonymen Nummer per Festnetz angerufen. Der männliche Anrufer gab sich als Kriminalbeamter aus und teilte der Frau mit, dass ihre Tochter in einen Verkehrsunfall verwickelt war, bei dem ein kleines Mädchen gestorben sei.
Der Mann gab der Pensionistin zu verstehen, dass sie eine Kaution von mehreren Zehntausend Euro beim Gericht in Bischofshofen hinterlegen müsste, da ihre Tochter ansonsten in Haft bleiben müsste. Die Frau entgegnete, dass sie so viel Geld nicht zu Hause habe und mit ihrem Bankberater Rücksprache halten müsse.
In der Folge fragte der Unbekannte, ob die Pensionistin eventuell Goldbestände daheim hätte. Die Frau bejahte und gab dem Mann die Anzahl ihrer Goldbarren sowie deren Gewichte am Telefon bekannt. Den aktuellen Wert kannte die 78-Jährige zu diesem Zeitpunkt nicht. Nachdem sie dem Anrufer ihre Mobilnummer bekanntgegeben hatte, machte sie sich mit Goldmünzen im Wert von weit über 100.000 Euro auf den Weg nach Bischofshofen. Im Auto wurde sie erneut von dem Betrüger angerufen und durfte nicht auflegen.
Sie telefonierte jedoch ohne Freisprecheinrichtung während der Fahrt. Dieses Vergehen am Steuer sollte die Pensionistin letztlich vor einem teuren Fehler bewahren. Auf der B100 bei Kleblach-Lind wurde eine Polizeistreife auf die telefonierende Dame aufmerksam und zog sie aus dem Verkehr.
Im Zuge der Lenkerkontrolle, bei welcher die Frau noch immer telefonierte, entgegnete sie den Beamten, dass sie gerade mit der Kriminalpolizei telefoniere und reichte einem Polizisten ihr Handy. Da den Beamten die näheren Umstände noch nicht bekannt waren, gaben sie sich als „Polizei Steinfeld“ zu erkennen. Daraufhin beendete ihr vermeintlicher „Kollege“ am anderen Ende der Leitung das Gespräch.
Die 78-Jährige erzählte den Polizisten vom angeblichen Unfall ihrer Tochter und der geplanten Goldübergabe. Nach einem Anruf bei ihrer Tochter teilte diese ihrer Mutter mit, dass sie in keinen Verkehrsunfall verwickelt war. Die Polizisten klärten die Frau über den Betrugsversuch auf und empfahlen ihr, die mitgeführten Goldmünzen sicher zu verwahren.