„Der beste Zeitpunkt, um aktiven Humusaufbau zu beginnen wäre vor 20 Jahren gewesen, der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt!“, sagt Gerald Dunst. Dunst wird in Kennerkreisen oft als „Humuspapst“ bezeichnet, ist Initiator des HUMUS+ Aufbauprojektes der Ökoregion Kaindorf in der Steiermark und selbst Landwirt. In Zusammenarbeit mit Dunsts Initiative, der LLA Lienz, dem RMO und weiteren Partnern hat die Stadt Lienz vor etwas über einem halben Jahr ein LEADER-Projekt gestartet, das die Bedeutung und die Vorteile einer Bodenverbesserung durch Humusaufbau wissenschaftlich begleitet.
„Ziel ist es zum einen, zu zeigen, wie organischer Bodenaufbau funktioniert und zum anderen, in der Bevölkerung und unter Landwirt:innen ein Bewusstsein zu schaffen, welche ökologischen aber auch ökonomischen Vorteile das Verwenden von Kompost zur Düngung der Äcker hat“, erklärt Jochen Buchmaier, Geschäftsführer von HUMUS+. Gemeinsam mit der LLA Lienz wurde auf Versuchsflächen Kompost aus der städtischen Kompostieranlage aufgebracht. Um wissenschaftliche Belege für diese Versuchsflächen vorzuweisen, sei es noch viel zu früh, gelungener ökologischer Bodenaufbau nehme mindestens fünf Jahre in Anspruch, erklärt Buchmaier. „Rein optisch sieht man aber, dass die Ernte bei den Sojabohnen und beim Mais auf jenen Flächen, wo Kompost ausgebracht wurde, deutlich besser ist als auf den Vergleichsflächen“, freut sich Thomas Zwischenberger, Direktor-Stv. der LLA Lienz.
Dass ökologischer Bodenaufbau durch die Aufbringung von Humus und der Verzicht auf Kunstdünger viele Vorteile hat, ist längst wissenschaftlich bewiesen: „Wir wissen, dass der Anteil der Nährstoffe in unseren Lebensmitteln im Vergleich zu 1950 auf 25 Prozent gesunken ist. Das hängt maßgeblich mit der Intensivierung der Landwirtschaft zusammen“, erklärt Humuspapst Gerald Dunst. Ein mit Humus angereicherter, gesunder Boden fördert nicht nur die Fruchtbarkeit und die Pflanzengesundheit, er speichert auch deutlich mehr Wasser, was angesichts der Klimaerwärmung mit den zusätzlichen 30 Tropentagen, die für den Bezirk Osttirol bis 2050 vorausgesagt werden, ein großer Vorteil ist: „Ohne Humusaufbau wird es die derzeitig vorherrschende Form der Landwirtschaft - also offene Flächen ohne Bewässerung - in Zukunft sehr wahrscheinlich nicht mehr geben“, so Dunst. Gleichzeitig verhindern humusreiche Böden Überschwemmungen und Erosionen, da sie deutlich mehr Wasser aufnehmen als konventionell bewirtschaftete Flächen.
Dasselbe gilt für die Aufnahme von CO2. Landwirt:innen haben die Möglichkeit, das in humusreichen Böden vermehrt gebundene CO2 in Form von HUMUS+Zertifikaten als CO2-Credits an Unternehmen zu verkaufen, die so ihre unvermeidbaren Emissionen kompensieren. Doch das ist nicht der einzige finanzielle Vorteil, den Bäuerinnen und Bauern aus einer Bodenverbesserung durch Humusaufbau ziehen können: „In einem Kubikmeter Humus steckt ein Nährstoffgehalt, welcher als Handelsdünger etwa 60 Euro kosten würde“, streicht die Initiative HUMUS+ hervor.
Kompost kann von den Landwirt:innen selbst aus allen organischen Reststoffen und Abfällen hergestellt werden – auch Stallmist eignet sich dafür. Letzterer hat als Kompost aufgebracht eine wesentlich höhere Wertigkeit für den Boden. Generell gilt: Je vielfältiger der Kompost zusammengesetzt ist, desto besser ist die Qualität. Selbst für alle, die keinen hofeigenen Kompost produzieren, ist der Zukauf wirtschaftlich interessant – ein gesunder Boden braucht keine Zusatzdüngung mehr.
Auch wird man so auf regionaler Ebene unabhängig von globalen Entwicklungen und baut eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft auf. Steigende Treibstoff- und Energiepreise treiben auch den Preis für Düngemittel an und vor dem Angesicht einer „kriegbedingten Gefährdung unserer Zulieferungsketten und nicht zuletzt der stetig zunehmenden Klimakrise“ erkenne man klar, was das Gebot der Stunde ist, führt die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik aus.
Das Projekt der Bodenverbesserung wurde auf den Versuchsflächen der LLA Lienz so initiiert, dass eine wissenschaftliche Belegbarkeit über einen längeren Beobachtungszeitraum gegeben ist. Das LEADER-Projekt läuft mit Ende des Jahres vorerst aus, die Projektverantwortlichen sind allerdings bestrebt, die wissenschaftliche Begleitung durch einen erneuten Förderantrag weiter zu gewährleisten und so immer mehr Landwirt:innen im Bezirk und außerhalb von der naturnahen Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen zu überzeugen.
2 Postings
Grundsätzlich ein tolles Projekt, das sicher in die richtige Richtung weist, bravo!!!!!
Aber: "...was das Gebot der Stunde ist, führt die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik aus"......
Dass ich nicht lache, ausgerechnet unsere Beton-Lisl gibt so ein Kommentar ab! Der beste Humusaufbau bestünde wohl mal darin, vorrangig nicht überall unberührte Natur in Bauland (wie übrigens auch massiv in Herrn Einhauers Gemeinde Tristach) und z.B. bei den RGO-Genossen in Lienz ungefragt in Industriegebiete umzuwidmen!!!! Diese Heuchelei so mancher Politiker geht mir so am Nerv, Wasser predigen und ständig nur Wein trinken.... 🤢🤮
Und Fr. Kieberl sitzt doch tatsächlich auch mit am Tisch bei diesem Projekt. Nur im Gemeinderat bemerkt man wenig von ihrer grünen Haltung, es wird vieles mitgetragen, wenn Fr. Bgm. etwas für Notwendig erklärt hat. Dafür wählt man aber echt nicht grün, dass z.B. der Bauwahn voll unterstützt wird, ohne mal andere bodenschonendere Varianten ausdiskutiert zu haben. Eine Enthaltung dazu wäre echt das mindeste, was bei solchen Abstimmungen von grüner Seite zu erwarten wäre!!!!
Super Initiative! Kann man nur begrüßen! Und ja, bitte verlängern!
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