„Nein, wir sind am alten Standort geblieben, wir sind nicht in den Containern“, sagt die Direktorin Maria Bürgler am Telefon, als Dolomitenstadt.at die Volksschule Lienz Nord für einen Lokalaugenschein besucht. Eine kurze Pause folgt und dann: „Ja, genau, wir sind auf der Baustelle.“
Eine Sache, die vielen nicht bewusst ist: Die Mittelschule ist als einzige Schule aus dem Nordschulkomplex in die „Containerschule“ übersiedelt. Die Volksschule ist indes im bestehenden Gebäude geblieben, die Polytechnische Schule für die Zeit des Umbaus in das alte Gebäude der Krankenpflegeschule eingezogen.
„Zunächst waren wir froh, dass wir nicht siedeln mussten“, meint die Direktorin, nun ist man aber im ganzen Haus mit Baustellenlärm konfrontiert. Statt Kinderstimmen hört man die Schremmhämmer aus dem angrenzenden Gebäude, hin und wieder vibriert der ganze Boden. „Besonders betroffen sind die beiden ersten Klassen, die im zweiten Stock direkt an das Gebäude von der Polytechnischen Schule angrenzen“, erklärt Maria Bürgler.
Dort versucht man das Beste daraus zu machen: „Wenn der Boden vibriert, sagen wir, wir bekommen eine gratis Ganzkörpermassage“, erklärt Sonja Dold, Klassenlehrerin der 1a-Klasse. „Die Kinder sehen das vielleicht nicht so tragisch, aber eine Zumutung ist das schon, auch für uns Lehrpersonen“, meint Elisabeth Straganz, deren Klassenzimmer den Umbauarbeiten am nächsten liegt.
Für die Schüler:innen und Lehrpersonen der Nordschule ist Baustellenlärm nichts Neues: Vor zwei Jahren wurde ein Privathaus direkt vor der Schule umgebaut, hinzu kam noch der Neubau des Instituts für Gesundheitsberufe. „Ein ‚Vorteil‘ an dieser Baustelle ist, dass es quasi ‚unsere‘ Baustelle ist und ich eine direkte Ansprechperson habe“, erklärt Maria Bürgler. Weil der Abbruchlärm während unseres Gesprächs nicht weniger wird, ruft sie dort an, einige Minuten später ist es ruhig – zumindest für eine Weile.
Verantwortlich für die Baustelle ist Alexandra Oberhauser vom Baumanagement Greiderer. Die groben Abbrucharbeiten schließe man mit dem heutigen Tag ab, sagte sie bei einem Telefongespräch mit Dolomitenstadt.at am Mittwoch. Dass es Lärm geben würde, sei allen Verantwortlichen und Beteiligten von Beginn an klar gewesen. Ganz vermeiden könne man den Lärm auch in Zukunft nicht, kleine Schremmarbeiten müsse man zwischendurch immer erledigen. „Aber die Zusammenarbeit mit der Schule ist gut, heute haben wir den Abbruch der Stiege auf den Nachmittag verlegt“, so die Bauleiterin.
Bei einem weiteren Besuch in der "Baustellen-Schule" am Tag darauf ist der Lärmpegel ebenso hoch wie am Tag zuvor. "Das ist viel zu laut, da können sich die Kinder ja nicht konzentrieren", meint eine Mutter am Gang. Bürgermeisterin Elisabeth Blanik ist ebenfalls anwesend und interveniert umgehend beim Stadtbauamt, es sei vereinbart, dass nur nachmittags geschremmt wird. Die Schule solle sich jederzeit an die Stadt wenden, wenn die Bauarbeiten am Vormittag zu laut seien.
Nicht nur der Lärm stört den Schulbetrieb, auch die Schulweg-Situation ist unzureichend gelöst. „Die Schüler:innen können nicht mehr wie sonst den Schleinitzweg entlanggehen und dann bei der Mittelschule das Schulgelände betreten, sondern müssen bis zum Krankenhaus spazieren und gelangen dort über eine Gasse, in der weder ein Gehsteig vorhanden noch ein Schutzweg eingezeichnet ist, zur Schule“, erklärt Bürgler. Zudem muss auf diesem Weg eine Parkplatzeinfahrt und die Einfahrt der Baustellenfahrzeuge gekreuzt werden. Eine bessere Lösung habe man in Zusammenarbeit mit der Bauleitung nicht finden können. „Wir setzen jetzt einen Schwerpunkt auf die Verkehrserziehung der Kinder und gehen den Weg gemeinsam mit ihnen ab“, so Bürgler.
Auch der Pausenhof ist deutlich beengter als es die Schüler:innen gewohnt sind. Die Klassen gehen gestaffelt nach draußen, weil ansonsten zu wenig Platz wäre. Jeweils vor und hinter der Schule ist ein Bereich mit Baugittern abgegrenzt, der für die Pausengestaltung genutzt werden kann. „Ball spielen ist leider nicht mehr möglich, weil die Bälle ständig hinter den Gittern gelandet sind, das geht den Kindern schon ab“, meint Bürgler.
Zwei Jahre werden die Bauarbeiten am Nordschulkomplex in Anspruch nehmen, derzeit laufe alles wie geplant, so Bauleiterin Alexandra Oberhauser. Im kommenden Schuljahr wird die Mittelschule in den bereits umgebauten Teil zurückkehren und auch die Volksschule übersiedelt zwischenzeitlich dorthin. Währenddessen wird der Part der Volksschule renoviert, welcher dann im Idealfall im Schuljahr 2023/24 bezugsfertig ist. Dann kehrt auch die Polytechnische Schule wieder an ihren angestammten Platz zurück.
„Irgendwo ist ja ein Ende in Sicht, aber zwei Jahre müssen wir noch mit der Baustelle leben“, so die Volksschul-Direktorin. „Es ist in unserer Verantwortung eine positive Haltung gegenüber der Situation einzunehmen und das auch den Kindern zu vermitteln. Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, aber wir werden es schaffen."
2 Postings
Ganz ehrlich, ich bin völlig geschockt darüber, wie mit den Kindern und Lehrern hier umgegangen wird. Ein Neubau an einem anderen Standort wäre so viel logischer gewesen. In dieser Stadt läuft so verdammt viel schief!
Ich finde das einfach nur eine Zumutung für die Kinder. Es ist doch allgemein Bekannt, wie ungesund Lärm ist. Und dann soll man sich dabei noch konzentrieren? Unverständlich.
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