FPÖ träumt in Innsbruck von der totalen Macht
Kanzler, Landeshauptmann und Bundespräsident stehen auf der blauen Agenda.
Die Tiroler FPÖ hat Samstagabend vor rund 400 Anhängern im Innsbrucker Congress ihren Start in die heiße Phase des Landtagswahlkampfes eingeläutet. Und dabei deutlich wie nie den Führungsanspruch in Land und Bund gestellt. Bundesparteiobmann Herbert Kickl und Tirols als "Landeshauptmannkandidat" beworbener FPÖ-Chef Markus Abwerzger trommelten in teils deftigen Reden für einen freiheitlichen Durchmarsch: In den Landeshauptmannsessel und ins Kanzleramt.
"Ihr steht kurz davor, ein historisch hervorragendes Ergebnis einzufahren. Markus für alle, alle für Markus. Diese Tiroler Wahl kann eine Initialzündung für das ganze Land und für eine freiheitliche Siegesserie sein", rief Kickl den jubelnden Sympathisanten in seiner 45-minütigen Rede zu und schloss dabei die Bundespräsidentenwahl und weitere Landtagswahlen wie die Niederösterreichische mit ein. "Und am Ende stehen wir vor dem Bundeskanzleramt. Wenn ihr wollt, gehe ich voran. Bis hinein ins Kanzleramt", erklärte Kickl, der mehrmals von einem künftigen freiheitlichen Bundeskanzler sprach. Es gebe doch "nichts Schöneres, wenn ein freiheitlicher Tiroler Landeshauptmann zu einem freiheitlichen Bundespräsidenten in die Hofburg kommt", meinte Kickl zudem in Richtung des ebenfalls anwesenden Präsidentschaftskandidaten Walter Rosenkranz. Und ein FPÖ-Kanzler mache das "Triple" voll.
Der 25. September könne nicht nur das Ende des "Systems Platter" bedeuten, sondern auch ein "Signal nach Wien und Europa" aussenden, so der FPÖ-Chef. Dafür müsse man jetzt noch "laufen, laufen, laufen". Es sei alles möglich, auch ein "freiheitlicher Landeshauptmann". Für die Tiroler Politkonkurrenz hatte Kickl nur Spott übrig. "Herzliche Grüße des FPÖ-Obmannes an den Herrn Mattle", meinte er in Richtung des ÖVP-Spitzenkandidaten.
Die FPÖ stehe zu ihrem Parteinamen und "sich nicht dafür genieren" und ihn wechseln, so Kickl in Anspielung darauf, das die ÖVP in der Kurzbezeichnung mit "MATTLE" antritt. "Umbenennen tut sich nur jemand, der etwas auf dem Kerbholz hat. Das ist ein untauglicher Versuch, die Leute für blöd zu verkaufen. Die Liste Mattle ist die Liste der Farblosen und Wertlosen", polterte Kickl und nannte Mattle einen "Mann ohne Eigenschaften", während er SPÖ-Landesparteichef Georg Dornauer als "Porsche-Schorschi" titulierte. Heftig geißelte Kickl die "Ausgrenzung" der Freiheitlichen durch die anderen Parteien in Tirol. Jemand der ausgrenze, sei ein "erbärmlicher Schwächling".
"Ich will Landeshauptmann von Tirol werden. Wer denn sonst? Der Mattle, oder was?", rief indes Abwerzger in seiner rund halbstündigen Rede nach Kickl der Menge zu. Der Wahltag sei eine "Jahrhundertchance" für die Tiroler FPÖ und der "Tag der Abrechnung mit der Politik des Einsperrens, der Misswirtschaft, der Ausgrenzung und Spaltung". Frontal griff der Tiroler FPÖ-Obmann Noch-Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) an. Dieser habe "eines der größten Verbrechen nach Ende des Zweiten Weltkrieges" verkündet - den Lockdown für Ungeimpfte sowie die Impfpflicht. Die ÖVP sei schon lange keine bürgerliche Partei mehr, so der Spitzenkandidat. Er prangerte unter anderem an, das vor allem nicht integrationswillige und fähige Asylanten Mindestsicherung beziehen würden und bezeichnete den Klimabonus auch für Asylwerber als "Sauerei".
Kickl hatte zuvor auch gegen die ÖVP-Proponenten auf Bundesebene heftig ausgeteilt. Bundeskanzler Karl Nehammers Rücktritt wäre ein "großer Befreiungsschlag", Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sei der "Meister der Prozent- und Promillerechnung", Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) der "Graf Bobby", der nicht wisse, was die Neutralität bedeute. Einmal mehr mahnte Kickl eine neutrale Position in Bezug auf den Ukraine-Krieg ein und verdammte die Sanktionen, die die fatale Teuerung mit sich brächten. Die Russen würden nur das machen, was die Amerikaner schon immer gemacht hätten: "Die Ukraine ist das Opfer der Amerikaner genauso wie das der Russen."
Rosenkranz wechselte unterdessen in seiner weit kürzeren Rede zwischen der Tiroler Landtagswahl und seinem eigenen Wahlkampf hin und her. "Es liegt etwas in der Luft", meinte er zur Situation in Tirol, denn: "Die ÖVP schwächelt." ÖVP-Spitzenkandidat Mattle und die Seinen würden ständig Kernforderungen der FPÖ übernehmen - sei es, indem plötzlich die Sanktionen gegen Russland in Frage gestellt werden oder der Klimabonus für Asylwerber vehement kritisiert wird.
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen bekam erwartungsgemäß sein Fett ab. Dieser sei "komplett abgehoben", "kein europäischer Patriot", denn er befinde sich "mitten in einer europäischen Allianz, die die Vaterländer aushebeln will". Lobend erwähnte Rosenkranz dabei Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, ohne ihn aber beim Namen zu nennen. Zudem geißelte der FPÖ-Kandidat einmal mehr Van der Bellens Agieren bezüglich der Corona-Maßnahmen der Bundesregierung. Grund- und Freiheitsrechte seien von Türkis-Grün mit Füßen getreten worden - und Van der Bellen habe sie "durchgewunken".
Erneut verwies Rosenkranz auf sein prinzipielles Recht als Präsident, die Bundesregierung entlassen zu können. Zunächst werde er aber einmal "zu einem Gespräch einladen", so der freiheitliche Hofburg-Aspirant. Zu lange solle er sich damit aber nicht aufhalten, gab ihm Kickl spöttisch mit auf den Weg.
Zu den Klängen von "Final Countdown" und mit einer gehörigen Fahnenabordnung im Rücken waren die FPÖ-Spitzen zu Beginn in den Saal Innsbruck des Congresses marschiert. Jenen Ort, an dem fast auf den Tag genau vor 36 Jahren, am legendären Bundesparteitag im Jahr 1986, Jörg Haider die Parteispitze erklommen hatte. Ein "historischer Ort", an dem die "Weichen in Richtung Erfolg" gestellt worden seien, so Kickl.
18 Postings
Kickls Traum ist für die österreichische Bevölkerung ein Alptraum
Liebe Rosmarie B., wie schön Sie das sagen! (meine ich auch so) Ich will etwas präzisieren, weil es mir wichtig u. ein Anliegen ist.
Die Vielfalt und die Meinungsfreiheit der Menschen in Österreich ist ein hohes Gut! Sind wir froh, dass wir in diesem schönen Land leben dürfen. Denken wir an unser Nachbarland Ungarn, wo die Pressefreiheit eingeschränkt ist oder an Ländern wie Belarus oder Russland, wo es gefährlich ist (tw. unter Todesstrafe) seine Meinungen zu vertreten.
Leider gibt es auch bei uns Menschen, welche weder aus der Geschichte (Abschaffung elementarer Grundrechte im Nationalsozialismus, menschenverachtende Diktatur des Dritten Reichs/Hitlerdeutschland) noch aus den jüngsten Kriegen lernen.
Der Ablauf der letzten Jahre in der politischen Gestaltung bestimmter Parteien in Ö (FPÖ u. Türkis unter BK Kurz) ist kein Ruhmesblatt und wird einschneidend bitter in die Geschichte eingehen. Ibiza, Korruption, Postenschacher, Versuch die Justiz politisch zu vereinnahmen und lenken, Eingriffe in die Pressefreiheit u. geschönte Umfragewerte, Chat-Nachrichten usw. Die FPÖ ist speziell eine Partei (auch Kurz und Mitstreitern haben das gelernt!) welche voll auf Verunglimpfung (Regierung, Parteien, Ausländer, EU, Andersdenkende usw.) ausgerichtet ist und damit erfolgreich Stimmen, Wählerinnen und Wähler in der Bevölkerung „einfangen“.
Die Aufarbeitung mit dem Untersuchungsausschuss (politisch) und durch die Justiz (juristisch) - viele ehem. Regierungsmitglieder und Kabinettsmitglieder werden als Beschuldigte(!) geführt - ist im vollen Laufen. Das ist einzigartig und hat es in der 2. Republik in dieser Art und dem Ausmaß noch nie gegeben. Die Menschen, welche das oben Angeführte (unter HC Strache und Sebastian Kurz) bagatellisieren, Kleinreden, in Abrede stellen oder gar leugnen machen sich - aus meiner Sicht - mitschuldig, genau dieses System sohin zu unterstützen.
Leider, liebe Rosmarie, gibt es wie angesprochen – und da sind wir wieder bei der Meinungsfreiheit (GsD!) – viele Menschen, welche das nicht so sehen. Sie müssen sich nur ansehen, wie viele Poster TW-WU und mir selbst bei unseren Anschauungen NICHT zustimmen. Da tummeln sich FPÖ/Türkis/Kurz vielleicht sogar Orban Anhänger, welche gegen TW-WU´s und gegen meine Meinung sind!!! Das lässt sich leider auf die Gesamtbevölkerung dann hochrechnen. Ich würde diese Tatsache auch lieber nicht glauben und wahrhaben wollen.
Was haben wir in einer Demokratie dem entgegenzusetzen? Ich glaube, viel Bildung, Bildung und nochmals Bildung, beginnend in der Jugend.
@chronos, vielen Dank, besser und deutlicher kann man es nicht darlegen!!!!
Liebe @chronos!
Wie @isnitwahr schreibt . . . vielen Dank!
Ich unterschreibe jedes Ihrer Worte. Abwerzger Landeshaupmann, Kickl Bundeskanzler,Rosenkranz Bundespräsident,Berlakowitsch vielleicht noch Gesundheitsministerin, eine Vorstellung, die bei mir Beklemmungszustände hervorruft, die ich nicht einmal Macbeth an den Hals wünschen würde (co Woody Allen ) .Dabei habe ich noch gar nicht das Trauma durch Kickls Innenministerschaft richtig verarbeitet. Dzt. Gott sei Dank noch Dystopie,oder doch schon Mentekel ?
Vielen Dank Rosemarie und isnetwahr!
Herzlichen Dank, Herr Bahner! Sie sind sehr belesen. Das habe ich aus Diskusionen im Forum mitbekommen. Deshalb bedeutet mir Ihre Sichtweise viel! Manchmal wünsche ich mir, dass Lady Macbeth mit ihren drei Hexen inkl. des Feldherrn Macbeth zur "Geisterstunde" in den Träumen Kickls des Öfteren vorkommt bzw. heimsuchen darf…
Ich habe eine positive Einstellung, deshalb würde ich Menetekel - Kickel als BK, Rosenkranz als BP usw. eher und GsD (!) ausschließen. Der Großteil der Ö ist vernünftig. Als fiktive Anspielung kann man die angesprochene FPÖ-Truppe durchaus als abschreckende Dystopie hervorheben.
Danke. Was Ihren Optimismus betrifft bin ich weitgehend bei Ihnen.Andrerseits dämpft das zunehmende Unverständnis für grundlegende demokratische Strukturen und für das ,was wissenschaftliche Erkenntnisprozesse und ihre Ergebnisse bedeuten ,meine Zuversicht doch etwas .Vorallem vor dem Hintergrund sich eintrübender Lebensumstände mit zu erwartenden,verstärkten autoritären Tendenzen. Auch die Lichtgestalt Kurz hat gerne seine politische Agenda vorangetrieben,ohne erst umständlich das Parlament zu bemühen. Aber all das wurde von Ihnen ja bereits eingehend dargelegt, mit dem dankenswerten Appell,die entsprechende Bildungsarbeit zu forcieren.
Bis dato habe ich immer die ÖVP gewählt, aber diese Partei hat sich in eine Richtung entwickelt die untragbar ist. Ich hab mich intensiv mit Politik beschäftigt, deshalb kommt für mich persönlich diesesmal nur die FPÖ in Frage.
Sie haben sich nicht intensiv mit politik beschäftigt.
oh doch , sonst würde ich es nicht sagen.
@Mairtraudl, dann sollten Sie sich nicht nur mit Politik, sondern auch mit Geschichte befassen und vor allem daraus lernen.............
Welche Partei ich wähle, muss ich mit meinem Gewissen und mit meinen Werten ausmachen. Als mündiger Mensch habe ich meine eigene Meinung und lassse mich nicht manipulieren!
@Kiew, wenn sie bei einer der letzen Wahlen Türkis gewählt haben dann wurden sie manipuliert.
Werbefachleute manipulieren tagtäglich - und das auch noch so gut dass die meisten es gar nicht bemerken.
ich hoffe, dass diese allmachtsphantasien der blauen niemals wirklichkeit werden!
es gruselt mich, wenn ich die aussagen der partei-granden durchlese, nur spott und hohn haben sie übrig - z.bsp., jemand, der ausgrenze, sei ein "erbärmlicher schwächling", u. dann kommt diese position von der fpö? ich würde lachen, wenn es nicht zum weinen wäre.
die menschen, die am 25. sept. zur wahl gehen, haben wohl hoffentlich nicht vergessen, was die fpö in den letzten jahren geliefert u. unserem land beschert hat!
Sie haben vollkommen Recht, TW-WU. Das Schlimme ist, dass viele Menschen das nicht so sehen!
In Österreich würden sich viele Leute den Ex-BK Kurz zurückwünschen, egal ob er strafrechtlich verurteilt werden sollte. Zusammen mit den FPÖ-Anhängern würden ihre Stimmen ein beachtliches Ausmaß einnehmen. Selbst für das Orban-System würden sich in Ö Anhänger in erschreckender Anzahl finden lassen. Ihre und meine "Daumen-nach-unten-Stimmen" muss man nur hochrechnen…
Das will ich einfach nicht glauben/wahrhaben liebe @chronos! Ich glaube, hoffe unendlich auf eine Vernunft der Mitte
Man sollte diesen Ibizapatrioten mal genau zuhören. Kickl und Rosenkranz wollen, wenn sie an der Macht sind, nach dem Vorbild von orban regieren. D. h. Abschaffung der Pressefreiheit, politisch gelenkte Justiz, Ausgrenzung andersdenkender und korruption mit dem Ziel der Versorgung des eigenen klüngels,... Nur verunglimpfen, verächtlichmachen, beschimpfen .... lösungen finden sich in den brüllend geäußerten reden definitiv nicht! Und dann noch wundern wenn keiner mit ihnen will und sich als weinerliches Opfer hinstellen. Das Land muss erst noch das System Kurz zu verdauen, das system orban ist noch um einiges schlimmer...
Ja mit "Hetze" wie es eine Partei betreibt, wird man die Massen auch nicht ansprechen, weil dann meist die Ernüchterung kommen wird! Haben wir alles schon mehrmals erlebt!
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