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RLB Atelier Lienz zeigt Jana Pressler mit „BLOND“

Ausstellungseröffnung am Freitag, 9. September 2022, um 19.00 Uhr!

Raumansicht der Ausstellung BLOND von Jana Pressler im RLB Atelier Lienz, Foto: Martin Lugger

Kaum etwas prägt das Erscheinungsbild einer Person so sehr wie das Haar. Lang, kurz, glatt oder lockig, braun, rot, schwarz oder blond – Haare lassen sich leicht formen und verändern, sie sind ein wesentliches Mittel zur Selbstgestaltung. Man kann mit ihnen Gruppenzugehörigkeit, Abgrenzung oder Protest signalisieren. Ihre verschiedenen Bedeutungen sind tief in der Kulturgeschichte verankert, unterliegen aber gleichzeitig immer wieder einem Wandel. Die meisten Klischees und Vorurteile sind dabei mit blondem Haar verbunden.

Jana Pressler (*1997 in Innsbruck, lebt in Berlin) setzt sich in ihrem Projekt BLOND, das sie eigens für das RLB Atelier realisiert hat, mit den unterschiedlichen Zuschreibungen, die mit dieser Haarfarbe einhergehen, auseinander. „Ich wollte verstehen, warum so beliebig manipulierbare Körpermerkmale wie Haare und gerade Haarfarben so fest an gewisse Projektionen und Vorstellungen geknüpft sind“, so die Künstlerin.

Jana Pressler: Venus, 2022. Fotogramm. Belichtung, 70x50cm, Foto: Günter Kresser

Über Jahrhunderte galt Blond, besonders im abendländischen Kulturkreis, als Schönheitsideal. Im antiken Griechenland wurde das goldene Haar mit Göttlichkeit gleichgesetzt und bei den Römern galten blonde Perücken als beliebtes Modeaccessoire wohlhabender Frauen. In der christlichen Ikonografie symbolisierte Blond vor allem Unschuld und Jungfräulichkeit. Die Haarfarbe diente aber auch als Ein- und Ausgrenzungsmerkmal in der Herausbildung rassistischer Stereotype. Die damit verbundenen pseudowissenschaftlichen Rassentheorien, die sich im 19. Jahrhundert verbreiteten, führten im Nationalsozialismus unter anderem zur Konstruktion der „arischen Herrenrasse“, mit all ihren perfiden Auswüchsen.

Im 20. Jahrhundert gingen Blond-Stereotypisierungen außerdem häufig mit der Diskriminierung von Frauen einher. Kulturgeschichtlich ist diese Entwicklung zum einen auf die Erfindung des Bleichmittels Wasserstoffperoxid 1867 und das spätere immense Wachstum der Kosmetikindustrie zurückzuführen, zum anderen schlichtweg auf die Traumfabrik des Films. „Alle konnten sich das Schönheitsideal von der Leinwand nun quasi im Supermarkt kaufen.“ Es gab aber auch Vorbehalte gegen das Haarefärben: „von traditionell-christlicher Seite, die die Natürlichkeit hochhielt, aber auch von Feministinnen, die sich dem Schönheitsideal nicht unterwerfen wollten. Der Diskurs verschob sich also auch in Richtung der Argumentationslinie Natürlichkeit/Künstlichkeit. Künstlichkeit wurde im Zuge dessen mit Einfalt gleichgesetzt. Dies hat, glaube ich, sehr zur Entstehung des Stereotyps der ‚dumb blonde‘ beigetragen“, erläutert Jana Pressler.

Jana Pressler: Paris Hilton, 2022. Fotogramm. Belichtung, 70x50cm, Foto: Günter Kresser

Ihre umfassenden Recherchen, die weit über die angesprochenen Aspekte hinausführen, transferiert Jana Pressler als künstlerische Installation in Form einer wandfüllenden Mindmap in die Ausstellung. Einzelne der hierfür verwendeten Bildmaterialien sowie ausgewählte Objekte dienen ihr, in mehreren Schichten und direkt auf Fotopapier belichtet, zur Gestaltung abstrahierter Porträts von sechs Frauenfiguren: Grace Kelly, Maria Magdalena, Marie Antoinette, Marilyn Monroe, Paris Hilton.

Neben den Porträts präsentiert die Ausstellung eine weitere zentrale Werkgruppe, die mehrteilige Serie „Haare“, die unterschiedliche direkt belichtete Haarsträhnen zeigt. Beide Werkreihen sind in der eher ungewöhnlichen Technik des Fotogramms realisiert. „Fotogramme sind wie ein Übersetzungsverfahren vom Objekt zum Bild“, so die Künstlerin. Da sie durch den direkten Kontakt zwischen Objekt und Papier entstehen, weisen sie „einen unmittelbaren Bezug zu Materialität“ auf. „Hier wird auch das fotografische Material für mich wichtig, sozusagen mein Gestaltungsmittel“, führt Pressler dazu aus. Und: „Im Gegensatz zu Fotografien, die oft Reproduktionen sind, ist jedes Fotogramm ein Original.“

Interessierte sind zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 9. September 2022, um 19.00 Uhr im RLB Atelier, Johannesplatz 4, Lienz herzlich eingeladen.


Laufzeit und Öffnungszeiten: 12. September bis 30. November 2022, Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.15 Uhr und von 14.00 bis 16.30 Uhr.

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