Wöchentlich wurden zuletzt aus mehreren Osttiroler Tälern gerissene Schafe gemeldet. Laut Auskunft des Landes Tirol wurden heuer im Bezirk Lienz bereits vier verschiedene Wölfe nachgewiesen. Einer davon dürfte vor wenigen Tagen die Schafherden der Lavanter Bauern ins Tal getrieben haben, ein anderer Räuber griff die wollige Gruppe in Anras an und auch im Villgratental wurden am vergangenen Wochenende wieder tote Schafe entdeckt.
Auch wenn das aktuelle Stimmungsbild unter den Bauern eine prekäre Situation vermuten lässt, wurden bisher nur die 33 übriggebliebenen Schafe in Lavant, drei Herden in Anras und mehrere Kühe in Außervillgraten zurück ins Tal geholt. Laut Schätzungen der Landwirtschaftskammer weiden derzeit rund 19.000 Schafe auf den Osttiroler Almen.
Wie aus der jüngsten Aktualisierung der Gemeindedatenbank hervorgeht, lebten 2021 in ganz Osttirol 20.685 Schafe. Die Zahl dieser Nutztiere ist in den vergangenen Jahren markant angestiegen, 2015 grasten noch 16.392 wollige Vierbeiner im Bezirk. Wenn man bedenkt, dass im Sommer in ganz Tirol 80.000 Schafe auf den Bergweiden grasen, lebt jedes vierte dieser Tiere in Osttirol.
Im Laufe der vergangenen Jahre nahm aber auch die Zahl der Wolfsangriffe zu. Wie es aus der LK-Bezirksstelle in Lienz heißt, habe man in Osttirol zwar auch 2015 gerissene Schafe gefunden, die Angriffe hätten aber über die Jahre spürbar zugenommen. Diesen Eindruck untermauern die Funktionäre mit Zahlen: Einzelnen Rissen vor einigen Jahren stünden mittlerweile rund 100 tote Schafe in der aktuellen Almsaison gegenüber. Die Dunkelziffer schätzt man in der Bezirksstelle auf etwa 200 verendete Tiere.
Die Zahl könnte weiter steigen, wenn auf der Inneren Steiner Alm bei Matrei Bilanz gezogen wird. Alle drei Wochen werden dort die Schafe zusammengetrieben und gezählt. Rund 1.000 Tiere wurden zu Beginn des Sommers auf die „Hoanzer Alm“, wie sie die Einheimischen nennen, getrieben.
Schafe gelten als gesellige Wesen. Laut den Expert:innen von „Vier Pfoten“ empfinden sie Trauer wenn eines ihrer Herdenmitglieder stirbt. Sie gehören zu den ersten Tieren, die vom Menschen domestiziert wurden. Im Vorjahr stieg die Zahl der Nutztierverluste in Osttirol deutlich an und hat sich mit 619 toten und vermissten Almtieren gegenüber 2020 verdoppelt.
Ein Blick auf die Gemeindedaten zeigt, dass in jenen Kommunen, in denen ein oder mehrere Wölfe in den vergangenen Wochen Schafherden angegriffen haben, die Zahl der gehaltenen Nutztiere zugenommen hat. Im Vergleich zu 2015 hat sich die Zahl der Schafe in Lavant bis 2021 von 116 auf 222 fast verdoppelt, in Außervillgraten wuchsen die Herden von 925 auf insgesamt 1.170 Tiere an. In Anras stieg die Zahl der Schafe im selben Zeitraum von 1.255 auf 1.861. Am vergangenen Wochenende wurden dort laut Landwirtschaftskammer 22 tote Schafe gefunden, mehr als 50 Tiere werden vermisst. Hinter dem Angriff wird ein Wolf vermutet.
5 Postings
Danke für den Beitrag. Es relativiert doch sehr die Verluste durch den Wolf (etwa 1% bei 200 gerissenen Tieren). Interessant wären die weiteren Verluste, verenden aufgrund von Parasiten, Verletzungen, Blitzschlag etc. Denke diese Verluste sind dtl. höher als 1%. Es trifft teils einzelne Landwirte härter, allerdings kann hier keine Rede sein von Bedrohung der Kulturlandschaft und massenhaften Bauernsterben..;-) Im Übrigen wird der Großteil der Landwirte mehr durch die Förderungen (ÖPUL, etc.) einnehmen als durch die Vermarktung der Schafe. Das Thema ist derzeit eben sehr polarisierend...
Die hier vorgebrachte „Schönrederei“ relativiert rein gar nichts. Erfahrungen zeigen, dass z.B. aufgrund des Einpferchens der Tiere in Nachtkoppeln die Verwurmung stark zu nahm, Klauenprobleme auftraten, Parasitenbefall auftrat, die Tiere über den Sommer generell die Vitalität verloren,... Noch treten die Probleme vor allem Richtung Karnischen Kamm auf, ohne Beschränkung der Wolfsbestände werden die Schwierigkeiten weiter zunehmen. Außerdem scheint es als ob ihrer Ansicht nach, Entschädigungen als Ausgleich für das TIERLEID neben der physischen und vor allem psychischen Belastungen der Landwirte gerechtfertigt sind.
Wie kann es sein, dass die Zahl der Schafe in Osttirol derartig zunimmt, wo doch die Bestie Wolf sooo grausam unter ihnen wütet? I not undastand.
Schafe „gehören zu den ersten Tieren, die vom Menschen domestiziert wurden.” Mit Datierungen scheint man sich in der Dolomitenstadt grundsätzlich schwerzutun. Der Wolf wurde schon 10.000 Jahre früher domestiziert als das Schaf.
interessant wäre zu erfahren, wieviele rinderbauern auf schafzucht umgestiegen sind und die landwirtschaft im nebenerwerb betreiben
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