Trotz Inflation und Ukraine-Krieg hat sich der Tiroler Arbeitsmarkt im Juli erholt. Mit Stichtag 31. Juli waren im ganzen Bundesland 9.983 Personen arbeitslos vorgemerkt, teilte das Arbeitsmarktservice (AMS) mit. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent. Ein derart niedriger Wert wurde zuletzt vor 20 Jahren verzeichnet. Nie zuvor haben in Tirol so viele Menschen gearbeitet. Die unselbständige Beschäftigung liegt mit geschätzten 362.000 aufrechten Dienstverhältnissen deutlich über dem bisherigen Höchststand vom Juni 2019 (343.857).
Im Vergleich zum Vorjahr sank die Arbeitslosigkeit im Juli um 3.138 Menschen oder 23,9 Prozent. Im Bezirk Lienz waren Ende Juli 546 Personen als arbeitslos vorgemerkt. Das sind 141 Personen oder 20,5 Prozent weniger als im Juli 2021. Österreichweit lag der Rückgang der Arbeitslosigkeit bei 16,7 Prozent. „Im Sommer sorgt der saisonale Faktor in Tourismus und Bau in Tirol traditionell für hohe Beschäftigungszahlen. Die aktuellen Arbeitslosenzahlen sind aber unabhängig davon sehr niedrig. Das Thema Nummer eins am Arbeitsmarkt ist der gravierende Personalmangel quer durch alle Branchen und Bezirke“, betont die stellvertretende AMS-Landesgeschäftsführerin, Sabine Platzer-Werlberger.
Das AMS könne diesem Mangel nur noch eingeschränkt durch Fachqualifizierung und Vermittlung entgegenwirken. „Daneben braucht es wirkungsvolle arbeitsmarktpolitische Instrumente. Gleichstellungspolitik und Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden auch bei uns deutlich an Bedeutung gewinnen“, so Platzer-Werlberger.
Mit 10.877 sofort verfügbaren und beim AMS gemeldeten offenen Stellen ist der Arbeitskräftemangel weiterhin deutlich spürbar. 5.836 dieser offenen Stellen setzen maximal eine Pflichtschulausbildung voraus, 1.492 sind Teilzeitjobs und 1.801 sind entweder befristete Dienstverhältnisse, Saisonplätze, Ferialjobs oder Praktika. 1.433 Jobsuchende haben aktuell eine Einstellzusage von einem Betrieb. 61,4 Prozent der Menschen ohne Job sind kürzer als drei Monate und 78,9 Prozent weniger als sechs Monate beim AMS vorgemerkt.
Laut Platzer-Werlberger wird auch der demografisch bedingte Mangel den Wettbewerb um Arbeitskräfte deutlich verstärken und die Branchenstruktur am Tiroler Arbeitsmarkt verändern: „Die Kräfteverhältnisse am Arbeitsmarkt haben sich umgekehrt und damit werden auch die Jobchancen für bisher benachteiligte Menschen steigen.“
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