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Volksbefragung: Aus für Gletscherehe Ötztal-Pitztal

Mit knappem Nein besiegelt die Bevölkerung von St. Leonhard das Schicksal des Großprojekts.

Noch im April dieses Jahres hielt der mächtige Liftkaiser Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden im Ötztal, das seit Jahren umstrittene Großprojekt eines Zusammenschlusses der Gletscherskigebiete im Pitz- und Ötztal für möglich, obwohl 168.000 Unterschriften gegen die „Gletscherehe“ vorlagen und obwohl der Landesumweltanwalt kaum Chancen auf einen positiven Bescheid sah.

Bei einem Investitionsvolumen von 130 Mio. Euro waren drei neue Seilbahnen und 60 Hektar zusätzliche Pisten vorgesehen. Allerdings war die ursprünglich für Jänner 2020 angesetzte mündliche Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) auf Ersuchen der Projektbetreiber bereits zwei Mal vertagt worden. Wäre das Verfahren fortgesetzt worden, hätten die Unterlagen erneuert werden müssen.

Drei neue Seilbahnen und 60 Hektar zusätzliche Pisten bleiben diesem Gletscher erspart. Foto: APA

Falkner gab dennoch nicht auf und hoffte auf Rückenwind durch die Bevölkerung im benachbarten Pitztal. Heute, 17. Juli, wurden rund 1200 Bürger:innen der Anrainergemeinde St. Leonhard zu dem Projekt befragt. Auf die Frage "Soll der Skigebiet Zusammenschluss Pitztal-Ötztal gebaut werden?" antworteten 353 Stimmberechtigte mit Nein, 348 waren dafür (Wahlbeteiligung: 59 Prozent). Zwar gab sich Bürgermeister Elmar Haid zunächst kämpferisch und verwies auf einen gültigen Gemeinderatsbeschluss, doch wenig später erklärten die Pitztaler Bergbahnen ihren Rückzug aus dem Projekt, das damit Geschichte sein dürfte. "Die Zustimmung der Standortgemeinde war für uns von Anfang an die Grundvoraussetzung dafür, einen Zusammenschluss mit dem Ötztaler Gletscher bzw. mit dem Skigebiet Sölden anzudenken und zu planen", hieß es seitens der Bahn. Das Ergebnis der Volksbefragung werde selbstverständlich zur Kenntnis genommen.

Jakob Falkner verliert aber nicht nur die Partner im Nachbartal. Auch der Daumen von Anton Mattle zeigt nach unten. Der wahlkämpfende Spitzenkandidat der Tiroler ÖVP stellt klar: „Für mich sind demokratische Mehrheiten auf jeden Fall zu akzeptieren. Mit einer Wahlbeteiligung von knapp 60 Prozent haben sich heute im Gegensatz zu anderen Volksbefragungen sehr viele Menschen an der Entscheidung beteiligt. Die Bevölkerung in der Standortgemeinde hat sich mit knapper Mehrheit dagegen entschieden und deshalb ist für mich klar: Wenn es nicht mal dort eine ganz klare Zustimmung zu diesem Projekt gibt, sollte man nicht länger daran festhalten.“

Den Noch-Koalitionspartner der ÖVP freut das. Die Tiroler Grünen hatten die Erschließungs-Pläne mit neuen Pistenflächen mitten am Gletscher sowie angedachten Sprengungen rund um den Linken Fernerkogel stets abgelehnt. „Das ist ein wichtiger Erfolg für Umwelt und Demokratie“, freut sich deshalb Klubobmann und Spitzenkandidat Gebi Mair. „Ich bedanke mich bei all jenen für den Mut, die sich in der Standortgemeinde gegen das Projekt entschieden haben. Wenn schon in der Standortgemeinde eine Mehrheit gegen den Zusammenschluss ist, dann ist klar wo die Bevölkerung von ganz Tirol steht,“ schlussfolgert Mair.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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9 Postings

isnitwahr
vor 2 Jahren

ein Bürgermeister der bereit ist, sich über die Mehrheit seiner Gemeinde hinwegzusetzen, der nicht in der Lage ist, weiter als bis zum nächsten Euroschein zu denken, der vollkommen unfähig ist, zukunftsorientiert zu handeln, sollte schleunigst seinen Sessel räumen. Gibts da vielleicht sogar eine finanzielle Zuwendung, wenns geklappt hätte? Anders kann ich mir ein Festhalten an dieser ausgeprägten Naturzerstörung über die Bevölkerung hinweg und wider besseren Wissens hinweg nicht erklären.

 
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    MWN
    vor 2 Jahren

    "wider" bitte nicht mit Genitiv. Sonst habe3n Sie aber Recht.

     
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hunter
vor 2 Jahren

solche Entscheidungen soll man nicht aufgrund Befragungen treffen ... fragen sie mal nach ob eine Straße gebaut werden soll ... (Entscheidung mit Sicherheit NEIN)

 
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    isnitwahr
    vor 2 Jahren

    Ironie off vergessen?

     
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    Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
so ist es vielleicht
vor 2 Jahren

Der Sinneswandel beginnt langsam!!! 💪 Wir können nicht immer noch mehr Natur verschwenden und zerstören, auch wenn es der offenbar ewig gestrige Bgm. Haid noch immer nicht ganz kapiert haben dürfte. 🙄 Es geht so nimmer weiter, zudem wäre dieses Skigebiet in ein paar Jahrzehnten wohl aus Schneemangel eh nimmer aufrecht zu halten. In halb Europa verbrennt die Natur und in London hat es erstmals über 40°, langsam wachen wohl auch die letzten Realitätsverweigerer und Gewinnmaximierer auf.

Der Zenit ist überschritten, wir müssen uns ändern, ansonsten gehen wir alle vor die 🐕🐕🐕, dann ist so ein unnötiger Sommerskilauf aber auch schon egal.....😮💨

 
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    iseline
    vor 2 Jahren

    Ich bin auch der Meinung, dass der Kippunkt für den ungehemmten Ausbau überschritten ist. Der massive Gletscherrückgang, der Umgang mit Wasser und Energie für die Bewirtschaftung von Pisten muss diskutiert werden. In Osttirol hätten wir ja genügend "Potential" für einen anderen Weg, als über einen Wettbewerb in Pistenkilometer.

     
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Chronos
vor 2 Jahren

Gewinner sind die Natur und die Menschen! Auch die nächsten Generationen profitieren und dürfen sich freuen… Liftkaiser und Umweltzerstörer adieu!

 
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gehmeinweg
vor 2 Jahren

Endlich wochen'se auf di leit, lost's endich amol di natur in da ruh, wea profitiert vor unsra Haustür???? Schultz, Benko, Herr Nimmersatt!!!!! Danke, loss ma in die kinda a no Entscheidungen treffen!

 
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hoerzuOT
vor 2 Jahren

Es gibt ja reichlich genug Pistenkilometer und Liftanlagen. Es ist genug. Gut so.

 
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