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TVB Osttirol: Einhellige Zustimmung zu soliden Zahlen

Eine ruhige Vollversammlung ohne große Neuigkeiten ging am 30. Mai in der LLA über die Bühne.  

TVBO-Obmann Franz Theurl begrüßte am 30. Mai im Saal der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz rund 200 Touristiker:innen und viele Bürgermeister:innen aus dem ganzen Bezirk und stieg mit aktuellen Zahlen zur eben beendeten Wintersaison in den Abend ein. 

Mit 713.141 Übernachtungen von November 2021 bis April 2022 liegt Osttirol zwar um 20,6 Prozent hinter dem Vor-Corona-Winter 2018/19, hat aber bereits wieder Terrain gutgemacht gegenüber dem pandemiebedingt katastrophalen Winter 2020/2021, als nur rund 63.000 Nächtigungen registriert wurden. Im Tirolvergleich liegt der Bezirk im guten Mittelfeld, es gibt einige Regionen die etwas weniger Federn lassen mussten, die meisten Nordtiroler Tourismusgebiete schnitten aber schlechter ab, allen voran die Stadt Innsbruck mit einem Minus von 37,3 Prozent verglichen mit dem letzten „Normalwinter“. 

Seit Jahrzehnten Hauptdarsteller auf der TVBO-Bühne: Franz Theurl.

Der TVB Osttirol konsolidiert sich finanziell bereits seit einigen Jahren und baut laufend Schulden ab. Franz Theurl wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass nach der Fusion 2011 durch die Übernahme von Verbindlichkeiten der damaligen Teilverbände – „für die wir nichts konnten“ – ein Minus von 14 Mio Euro abzuarbeiten war, das mittlerweile auf 3,4 Millionen Euro geschrumpft sei: „In drei Jahren sind wir schuldenfrei“, erklärt Theurl, was Aufsichtsratsvorsitzender und Dolomitenbank-Direktor Hansjörg Mattersberger wenig später bei seinen Ausführungen bestätigt. Rund eine Million Euro Schulden tilgt der TVBO derzeit pro Jahr, die Eigenkapitalquote des Verbandes liegt laut Mattersberger bei 52 Prozent. 

Für das Jahr 2020 – um dessen Bilanz ging es bei der Versammlung – weist der Verband einen Überschuss von rund 1,8 Mio Euro aus, abzüglich einer Betriebsmittelrücklage wird der Jahresgewinn im Coronajahr 2020 mit 975.000 Euro angegeben. Erleichtert wurde die wirtschaftliche Führung im Krisenjahr durch 1,5 Mio Euro Zuschuss des Landes, die Personalkostenzuschüsse durch Kurzarbeit noch gar nicht mitgerechnet. Angesichts dieser Zahlen wurde der Jahresabschluss 2020 einstimmig genehmigt, auch die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat war einhellig. 

Aufsichtsratsvorsitzender Hansjörg Mattersberger registrierte einstimmige Entlastung für die wirtschaftliche Gebarung des TVBO.

Abgesehen von den Zahlenwerken brachte der Abend inhaltlich wenig Neues, die meisten der vorgestellten Themen und Kampagneelemente kennt man aus früheren Ausführungen und Medienberichten. Aufhorchen ließ Franz Theurl lediglich mit dem Nebensatz, dass der TVBO „keine Kletterhalle bauen wird, wir konzentrieren uns auf andere Projekte.“ Damit dürften Pläne für einen Hallenbau in Lienz gänzlich vom Tisch sein und auch der vom Alpenverein favorisierte Standort Nußdorf-Debant wackeln, weil ohne TVBO-Millionen ein Projekt dieser Größe auch mit Landeshilfe schwer finanzierbar scheint.

Auf welche Projekte konzentriert sich nun der TVBO? Zum einen das schon länger thematisierte „Venedigerzentrum Prägraten“, für dessen Umsetzung ein Wettbewerb ausgeschrieben wird. Im Stadium der Vorplanung und Kostenschätzung befindet sich zudem ein relativ großes „Outdoor- und Freizeitzentrum“ in Sillian. Am Bahnhof Lienz wird auf einem gepachteten Rossbacher-Grundstück eine Halle errichtet, in der der Verband diverse Gerätschaften lagern möchte. Dazu kommt eine lange Liste an kleineren Projekten quer durch den Bezirk, von diversen Themenwegen bis zur Hängebrücke über die Iselschlucht in Virgen. 

Victoria Ranacher-Lackner unterbrach die Babypause, um die Touristiker in die Welt der Online-Influencer zu entführen.

Wenig auffallend und im Grunde kaum verändert gegenüber den Vorjahren zeigt sich auch die Kommunikation des Verbandes, sprich die Werbung um Gäste, für die pro Jahr derzeit rund zwei Millionen Euro ausgegeben werden. Hier meldete sich Marketingleiterin Victoria Ranacher-Lackner zu Wort, die eigens für den Versammlungsauftritt ihre Babypause unterbrach und vorwiegend das Online-Marketing quer durch alle gängigen Plattformen vor dem Publikum in der LLA skizzierte. Ranacher-Lackner gab sich euphorisch über die Entwicklung der Zugriffszahlen im Vergleich zu den Vorjahren, sparte Vergleiche mit dem Mitbewerb allerdings aus. Man erfuhr viel über Tiktok, Instagram und Pinterest, weit weniger über Markenführung, Markeninhalte und strategische Zielsetzungen.  

Das Publikum im Saal hatte dann unter „Allfälligem“ keine wirklich spannenden Fragen an die Riege der Verantwortlichen. Nachdem abschließend auch noch VP-Landtagsabgeordneter Hermann Kuenz das Wort ergriff und „Hausherr“ Markus Einhauer einen überdimensionalen 1000-Euro-Gutschein für bienenfreundliche Sträucher als Gastgeschenk erhielt, wartete alles auf das Cordon bleu aus der Küche der LLA. 

Fragen aus dem Publikum kamen nur spärlich, alles wartete bereits auf das Cordon bleu aus der LLA-Küche. Alle Fotos: Dolomitenstadt/Pirkner

Konzernchef Heinz Schultz verzichtete auf das Kulinarium: „Ich hab noch zwei Stunden Fahrt vor mir“, erklärte er und verschwand. Seine Liftprojekte tauchten auf dem Präsentationsbildschirm zwar auf, wurden aber nicht näher erläutert. Nicht anwesend war ein prominenter Angestellter des Liftkaisers. Altbürgermeister Andreas Köll, Geschäftsführer der Goldried-Bergbahnen und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des TVBO, zog möglicherweise mit anderen abgedankten Kollegen wie Karl Poppeller das Abschiedsfest des Landes für Ex-Bürgermeister:innen am selben Abend in Innsbruck vor. 

Apropos Bürgermeisterabschied: Mit der politischen Legislaturperiode enden auch die Mandate jener zwei Bürgermeister, die aus dem Kreis der Osttiroler Ortschefs jeweils für sechs Jahre in den Aufsichtsrat des TVB Osttirol entsandt werden. In der letzten Periode waren das Anton Steiner (Prägraten) und Matthias Scherer (Obertilliach), die bei der vergangenen Vorstandswahl eine nicht unbedeutende Rolle spielten. Als Nachfolger nominierten die Bürgermeister:innen den Sillianer Ortschef Franz Schneider und Ingo Hafele, Bürgermeister von St. Jakob im Defereggental.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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4 Postings

Kurgan
vor 2 Jahren

Verzeihung, eine Frage: Der "ehemalige" TVB-Angestellte Ingo Hafele ist einer der zukünftig entscheidenden Bürgermeister im TVB Osttirol und übernimmt damit, wie die Vergangenheit mehrfach zeigte, die Rolle des Züngleins an der Waage?

Herrlich! In diesem Bezirk wundert mich nun gar nichts mehr.

 
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Senf
vor 2 Jahren

...ein nachsatz: vielleicht sollte der TVB und die stadt lienz mehr an die zukunft der urlaubsdestination osttirol denken und das bahnhofsareal dem zukünftig ansteigenden güterverkehr auf der schiene überlassen und raumordnerisch verantwortlich handeln! oder ist wirklich alles wurscht? und zur erinnerung: noch vor kurzem hat FT im eifer der gemeideratswahlen angekündigt, auf diesem areal e-ladestationen zu errichten. schon vergessen?

 
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Senf
vor 2 Jahren

jaja, die immer wieder dargestellten vergleichen auf die nicht so gut abschneidenden regionen tirols erzeugen natürlich trotz rückgänge ein besonders gutes leistungszeugnis für den tvb osttirol. interessant ist dabei, dass städtetourimus dann mit landtourismus zur gegenüberstellung kommt. so kann man statistiken auch optisch und nicht nach zahlen lügen.

warum der tvb osttiol mit seinen über 30 gemeinden gerade im teuersten pflaster von lienz am bahnhofsareal eine lagerhalle für gerätschaften errichten will, ist mir schleierhaft, denn das wäre sicher am stadtrand oder in einer der mitgliedsgemeinden zentral in osttirol viel günstiger und verkehrstechnisch sinnvoller. vielleicht im gewerbegebiet peggetzt, oder in einer leerstehenden halle am land?

ich ahne/denke böses ...

 
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Franz Brugger
vor 2 Jahren

Franz Theurl wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass nach der Fusion 2011 durch die Übernahme von Verbindlichkeiten der damaligen Teilverbände – „für die wir nichts konnten“

Das stimmt nicht ganz. Der Teilverband Lienzer Dolomiten hat für die Eingliederung der LBB den Einbringungswert erhöht. Der letzte Bilanzwert der LB Bim Teilverband war unter 6 Mio €, soweit ich weiß war Einbringung über € 8 Mio.

 
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