Es ist ein Naturschauspiel der ganz besonderen Art, das seit Kurzem auch im Lienzer Becken für Aufsehen sorgt: Dichte Wolken von Fichtenpollen „stauben“ aus den Wäldern in Talnähe hoch und überziehen Autos, Balkone und Fensterscheiben mit einer feinen, gelben Schicht. Für die nächsten Tage und Wochen ist noch mehr davon zu erwarten, ein spektakulärer Pollenregen, das Blühen der Wälder.
2022 wird wieder ein sogenanntes Mastjahr, in dem Bäume zu einer synchronen Übervermehrung ansetzen. In Mastjahren blüht vieles im Übermaß, heuer nicht nur eine Baumart, sondern viele und das in ganz Mitteleuropa. Das ist insofern außergewöhnlich, als sich die Mastjahre in immer kürzeren Zyklen häufen. „In der traditionellen Forstwirtschaftslehre wurde als Richtzahl bisher jedes siebente Jahr als durchschnittliches Mastjahr eingeschätzt, von anderer Seite – unter Hinweis auf Sonnenfleckenzyklen – jedes elfte Jahr. In manchen Regionen war es bis vor Jahrzehnten jedes vierte Jahr“, erklärt Johannes Gepp, Präsident des steirischen Naturschutzbunds.
Solche unterschiedlichen Beobachtungen und regional geprägte Zyklen waren laut Gepp durch unterschiedliche regionale Bedingungen wie Spätfröste und Trockenperioden verursacht. Spätestens seit der Jahrtausendwende seien diese Regionalisierungen der Forstregeln aber zu vernachlässigen: „Das Phänomen des massenhaften Blühens unserer Bäume erstreckt sich gleichermaßen über ganz Mitteleuropa, zumindest über den gesamten Ostalpenraum und alle Vorländer. Dieses bereits jahrelang anhaltende ‚Stressblühen‘ und das darauffolgende Massenfruchten unserer Bäume ist eine direkte Reaktion auf den Klimawandel.“
Einerseits versuchen die Bäume in Mastjahren mehr Samen und damit mehr Nachkommen freizusetzen, als von Rehen, Schweinen, Raupen, Käfern etc. gefressen werden können. Nach Mastjahren vermehren sich diese „Gegenspieler“ aber ebenfalls massenhaft. Wenn im Jahr darauf erneut ein Mastjahr folgt, vervielfachen sich auch jene Arten, die Samen, Früchte und Jungbäumchen dezimieren, enorm. Dennoch: „Mastjahre geben der natürlichen Waldentwicklung Chancen: In den vergangenen fünf Jahren haben mehrere Mastjahre Unmengen an Samen erbracht, die milliardenfach in unseren Wäldern zu Jungbäumchen heranwachsen“, so Gepp.
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... das die Fichten dann, weil geschwächt, die Borkenkäfer nimma aushalten, steht auf einem anderen Blatt; und deswegen stehen jetzt überall im Wald die grauslichen Giftfallen herum ...
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